Arbeitsleben Geschlechterkonflikt beim Daimler

Mit radikalen Maßnahmen erhöhen Unternehmen den Frauenanteil in Führungspositionen. Kritik daran scheint tabu zu sein. Bei Daimler kam es nun zu einer Revolte erzürnter Männer.

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Die mächtigsten Frauen im Business
Nancy McKinstry Quelle: Presse
Platz 14: Ho Ching Quelle: REUTERS
Platz 13: Sandra Peterson Quelle: Bayer CropScience AG
Platz 12: Ornella Barra Quelle: Presse
Platz 11: Maria Ramos Quelle: World Economic Forum
Marjorie Scardino Quelle: REUTERS
Annika Falkengren Quelle: REUTERS

Ob mit oder ohne Quote, das Ziel der Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen haben sich alle namhaften Unternehmen in Deutschland auf die Fahnen geschrieben. Kein Konzern wagt sich ohne eine entsprechende Strategie an die Öffentlichkeit. Und wenn es mit der Frau im Vorstand nicht auf Anhieb klappt, wie jüngst bei der Deutschen Bank, dann muss sich ein Konzernchef wie Jürgen Fitschen schon mal von der Presse die eine oder andere Watschen abholen.

Meist laufen die entsprechenden Förderaktivitäten für Frauen unter dem Schlagwort „Diversity“, zu deutsch: Vielfalt. Und meist präsentieren die Unternehmenslenker ihre Frauenfördermaßnahmen so, als täten sie damit allen etwas Gutes.

Dass aber die besondere Förderung einer bestimmten Gruppe, egal wie moralisch gerechtfertigt sie sein mag, notwendigerweise auch die Chancen der anderen beeinträchtigt, bleibt in offiziösen Verlautbarungen gerne unerwähnt. Im Daimler-Konzern ist dieser Konflikt in einer ziemlich einzigartigen Weise zutage getreten, die zeigt, dass in Konzernen und anderen Organisationen, in denen Karrieren stattfinden, unter dem Deckel eines offiziösen Konsenses ein Geschlechterkonflikt brodelt.

Im konzerninternen „Personal-Blog“ erschien kürzlich ein harmloser Erlebnisbericht einer Angestellten unter dem Titel "Chef oder Chefin? Eigentlich ist das doch egal!" Während die Kommentare darauf zunächst der harmlosen These – das Geschlecht des Vorgesetzten spiele keine Rolle – in genauso harmloser Weise zustimmten, schlug das Klima schnell um. Eine ungewöhnlich hitzige und intensive Diskussion entwickelte sich, die, wie ein Daimler-Mitarbeiter sagt, sehr unüblich für dieses Medium der konzerninternen Kommunikation war. Die rund 200 Kommentare, alle unter Klarnamen verfasst, schaukelten sich zu einer regelrechten Revolte gegen die Personalpolitik des „Global Diversity Office“ (GDO) des Konzerns hoch. Das Global Diversity Office ist eine der Säulen des konzerninternen Ziels, 20 Prozent Frauen in Führungspositionen bis 2020 zu erreichen. Derzeit liegt der Frauenanteil der Führungspositionen bei etwa 11 Prozent.

„Ich würde dringend dafür plädieren, dass Auswüchse wie das GDO abgeschafft werden, da das einzige Ziel zu sein scheint, Männer zu diskriminieren“, fordert einer der Kommentatoren. Ein anderer spricht direkt die Leiterin des Global Diversity Office, Ursula Schwarzenbart, an: „Der sich hier im Netz gerade ereignende Shitstorm zur Frauenförderung – also zur Diskriminierung der Belegschaft anhand des Nicht-Leistungsmerkmals Geschlecht – beweist m.E. eindrucksvoll, was die Mehrheit der Kolleginnen und Kollegen von politischen Eingriffen in das Leistungsprinzip halten – nämlich nichts.“

So groß war die Aufregung einiger Daimler-Männer, dass sich eine Mitarbeiterin des Global Diversity Office „von der Flut der Kommentare geschockt“ und genötigt sah einzugreifen: „Diese Kommentatoren haben durch ihre Beiträge sehr anschaulich bewiesen, dass Diversity im Konzern nicht verinnerlicht ist und wie notwendig ist, dass eine zentrale Stelle in diesem Konzern den Fortschritt steuert.“

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