Mythos 3: Offene Räume schaffen Kreativität
Desksharing, Open Space, Innovation Areas - das Büro der Zukunft hat immer schickere Arbeitsbereiche, doch nur eines fehlt immer häufiger: Wände. Deshalb setzen immer mehr Konzerne und Mittelständler auf das Großraumbüro. Im Vergleich zu Einzel- und Zweierbüros sparen die Unternehmen 20 Prozent der Bau- und späteren Energiekosten.
So wird der Reiz der offenen Räume natürlich selten begründet. Vielmehr rückt man die Arbeitsqualität in den Mittelpunkt. Das Großraumbüro soll die Kommunikation unter Mitarbeitern fördern, Ideen generieren, Innovation sicherstellen. Dabei wollen die meisten Mitarbeiter vor allem ihre Ruhe.
Die Universität Oxford untersuchte im vergangenen Jahr die Produktivität und Arbeitszufriedenheit von Menschen im Großraumbüro. Vor allem der Geräuschpegel stört aus Sicht der Befragten die Konzentration. Denn damit Ideen zu Ende gedacht werden können, brauchen Menschen Möglichkeiten, sich zurückziehen, wie die Wissenschaftler betonen. Aus ihrer Sicht ist deshalb entscheidend, dass Unternehmen nicht nur offene sondern auch Ruheräume bereitstellen.
Mythos 4: Das Privatleben profitiert von der neuen Flexibilität
Um Mitternacht wirft Ansgar Oberholz seine letzten Gäste raus. Er betreibt das Café Sankt Oberholz in Berlin, dem Hohetempel der selbsternannten digitalen Avantgarde. Ein Lokal, in dem Leute nicht zum Kaffeeklatsch, sondern zum Arbeiten kommen.
Jeder, der hier sitzt, hat einen Laptop vor sich stehen. Auf ihren Bildschirmen zeigt sich, an was sie arbeiten: Präsentationen, Bildbearbeitung, Texte - alles, womit man digital Geld verdienen kann. In Deutschland arbeiten fünf Millionen Menschen jenseits der Festanstellung in digitalen Berufsfeldern. Doch das Internet hat keine Öffnungszeiten. Und Feierabend ist damit erst, wenn man selbst entscheidet, wann Schluss ist.
Aus Sicht von Oberholz braucht es deshalb eine neue Selbstkompetenz. "Man muss wissen, wie man mit der neuen Form des Arbeitens gesund umgeht. Wir müssen neue Kulturtechniken erlenen, damit wir die Vorzüge der neuen Freiheit genießen können und nicht um unsere Selbstausbeutung noch effizienter voranzutreiben“, sagt Oberholz. Dazu gehören ganz einfache Dinge. Zum Beispiel mal „nicht erreichbar“ sein.