Arbeitsmodelle So arbeitet es sich bei den Dax-Konzernen

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Mitarbeiter in der Produktion haben häufig Pech

Bei Linde beispielsweise sind die Arbeitsmodelle noch sehr traditionell, wie ein Sprecher gegenüber WirtschaftsWoche erklärt. Zwar gebe es natürlich auch bei dem Technologiekonzern ein Bewusstsein dafür, dass sich die jungen Generationen nicht mehr mit den Arbeitszeitmodellen der 70er Jahre zufrieden geben werden. Die derzeitige Arbeitsweise sei jedoch schlicht der Produktion geschuldet.

Und das ist nicht nur bei Linde so. Die Arbeitsplatz- und Zeitmodelle der Produktionsmitarbeiter bei Daimler, Bayer, Siemens & Co. sind naturgemäß unflexibel. In der Regel herrschen Schichtbetrieb und Stechuhr. Schließlich lässt sich ein Auto nicht im Homeoffice herstellen und Monteure können auch nicht einfach früher Feierabend machen, solange das Band läuft. Entsprechend plant auch Daimler die neuen flexiblen Modelle nur für Beschäftigte in Verwaltung und Entwicklung.

Trotzdem gehört der Autobauer zu den attraktivsten Arbeitgebern, wie auch das letzte Arbeitgeber-Ranking der WirtschaftsWoche zeigt: Bei angehenden Ingenieuren belegt Daimler im Ranking der Top-Arbeitgeber den sechsten Platz, insgesamt belegt der Konzern Platz 13.

Die beliebtesten Arbeitgeber junger Ingenieure

Doch auch am Fließband gibt es Möglichkeiten, die Arbeitnehmer zu entlasten: Wo Gleitzeit kaum möglich sei, wie bei Schichtarbeit, könne der Arbeitgeber durch Möglichkeiten zum Schichttausch oder das kurzzeitige Einspringen von Kollegen für Erleichterungen sorgen, wie die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) rät. Demnach sollten Produktionsmitarbeiter auch nicht mehr als drei Nachtschichten hintereinander übernehmen. Außerdem raten die Experten zu einer Vorwärtsrotation von der Früh- zur Spätschicht und möglichst viel freier Zeit im Anschluss an Nachtschichten. So bleibt möglichst viel Zeit für die nötige Erholung.

Denn gerade in der Automobilbranche klagen viele Mitarbeiter über Beschwerden durch die körperliche Arbeitsbelastung, wie eine Untersuchung der BAuA zeigt. Die Autobauer sind körperlichen Belastungen durch Steharbeit oder ungünstige Umgebungsbedingungen ausgesetzt. Rund die Hälfte der Befragten leidet nach eigenen Angaben unter Kreuzschmerzen. Schmerzen im Nacken- und Schulterbereich werden etwas weniger häufig angegeben (43 Prozent).

Die Analyse zeigt außerdem, dass 60 Prozent der Arbeiter häufig unter starkem Termin- und Leistungsdruck stehen, was der Psyche auf Dauer schaden kann. Hinzu kommt, dass sehr einseitige Arbeitsanforderungen, geprägt durch häufige Wiederholungen identischer Arbeitsabläufe, langfristig zu körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen führen.

Nur können auch Daimler, Audi & Co. die Arbeit am Fließband nicht neu erfinden, sodass sie abwechslungsreicher wird und sich im Home-Office erledigen lässt. "Die Frage ist, wie man die Chancen der Digitalisierung nutzt", so Daimler-Betriebsratschef Brecht mit Blick auf den zunehmenden Einsatz von Robotern und digitaler Technik in der Produktion. "Das bringt manche Erleichterung, etwa für ältere Mitarbeiter", sagt Arbeitsdirektor Porth, räumt aber auch ein: "Es ist klar, da hat man am Ende weniger Arbeitsplätze."

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