Jeder Arbeitnehmer in Deutschland lässt durchschnittlich drei Urlaubstage im Jahr ungenutzt. Das belegt eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung aus dem Jahr 2011. Besonders jüngere Beschäftigte verzichten demnach auch auf Urlaub - um ihrer Karriere Schub zu geben. Viele Unternehmen erlauben ihren Beschäftigten, den Resturlaub noch im neuen Jahr zu nehmen. Da aber auch in Vorjahren durchschnittlich bis zu 3,5 Resturlaubstage anfielen, geht Studienleiter Daniel Schnitzlein davon aus, dass die Beschäftigten zumindest einen Teil davon dem Arbeitgeber schenken.
Tauschhandel Freizeit gegen Geld
In den USA können Arbeitnehmer in einem solchen Fall den überschüssigen Urlaub ihrem Arbeitgeber verkaufen: Pro Urlaubstag, den sie nicht in Anspruch nehmen, gibt es am Monatsende Geld dazu. Wer also zweihundert Dollar pro Tag verdient und auf drei Tage Urlaub verzichtet, hat nachher 600 Dollar mehr auf dem Konto. Bei neun Prozent der US-Unternehmen ist dieses Verkaufen von Urlaubstagen ein akzeptiertes Arbeitszeitmodell. Andere Kollegen können diese Arbeitstage dann wiederum kaufen, indem sie auf das Gehalt verzichten, das sie in der Freizeit verdient hätten. So sollen die Arbeits- und Urlaubszeiten der Mitarbeiter flexibler werden.
Welche Arbeitszeitmodelle deutsche Unternehmen Familien anbieten
Die Teilzeit ist bei deutschen Firmen das beliebteste Arbeitszeitmodell, immerhin 79,2 % aller Unternehmen bieten sie ihren Angestellten an.
Das zweitbeliebteste Arbeitszeitmodell deutscher Unternehmen sind mit 72,8 % Individuelle Arbeitszeiten.
Die Flexible Tages- oder Wochenarbeitszeit bieten 70,2 % der deutschen Unternehmen an.
46,2 % der Firmen führen keine Arbeitszeitkontrolle durch, wenn ihre Angestellten familienbedingt kürzer treten müssen.
Nur 28,3 % der deutschen Unternehmen räumen ihren Mitarbeitern eine Flexible Jahres- oder Lebensarbeitszeit ein.
Gerade einmal 21,9 % der deutschen Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern die Möglichkeit der Telearbeit an.
Mit 20,4 % ist das Arbeitszeitmodell des Jobsharings in Deutschland äußerst begrenzt.
Ein Sabbatical kommt nur bei 16,1 % der deutschen Unternehmen als Arbeitszeitmodell in Frage.
Bei der US-Bank USAA kauften vergangenes Jahr 41 Prozent des 25.000 Mitarbeiter Urlaubszeit hinzu, während elf Prozent ihre Freizeit gegen mehr Lohn eintauschten. Jeff Weiss, Vizepräsident des Unternehmens, steht dem Handel mit Urlaubstagen allerdings skeptisch gegenüber: "Wenn sich Angestellte freinehmen und erholen, arbeiten sie danach besser und sind freundlicher." Einige Arbeitgeber in den USA bieten ihren Angestellten allerdings auch einen regelrechten Tauschhandel an: Die Mitarbeiter verzichten auf Urlaubstage und bekommen dafür beispielsweise eine Arbeitsunfähigkeits- oder eine sonstige Versicherung bezahlt, wie die International Foundation of Employee Benefit Plans berichtet.
Rigide Arbeitszeiten in den USA
"In Deutschland ist das eher noch ein Randthema", sagt Werner Eichhorst, Stellvertretender Direktor Arbeitsmarktpolitik am Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA). Das private Forschungsinstitut betreibt nationale als auch internationale Arbeitsmarktforschung. Sein Kollege Mark Fallak bezeichnet das Modell zwar als "generell sinnvoll", aber auch ihm sei nicht bekannt, dass es in Deutschland einen derartigen Tauschhandel gäbe.
Das Problem in Deutschland ist, dass "er Urlaub in Deutschland durch Gesetz und Tarifverträge festgelegt und insofern auch als freie Zeit geschützt ist", sagt Christina Klenner von der Hans-Böckler-Stiftung. So steht im Bundesurlaubsgesetz (BUrlG), Paragraph eins: "Jeder Arbeitnehmer hat in jedem Kalenderjahr Anspruch auf bezahlten Erholungsurlaub." Nach Paragraph drei, Absatz 1, stehen jedem Arbeitnehmer pro Jahr mindestens 24 Werktage Urlaub zu (bei einer Fünf-Tage-Woche nur 20 Tage), in der Regel geben die Unternehmen ihren Mitarbeitern jedoch sechs Wochen frei, also 30 Tage.
Das sieht in den USA schon ganz anders aus. Statt insgesamt 43 Urlaubs- und Feiertage wie die Deutschen, haben die Amerikaner im Jahr nur 25 freie Tage, davon sind 20 reine Urlaubstage. Oft wird eben auch erwartet, dass Angestellte nicht den ganzen Urlaub nehmen. Dafür können sie Krankentage ansparen, so genannte Sick leaves. Im Regelfall dürfen Arbeitnehmer nämlich nur eine gewisse Anzahl Tage krankheitsbedingt zu Hause bleiben. Wer nicht krank wird, kann die angesparten Tage bei vielen Firmen als Urlaubstage nutzen. In einem Land mit derart rigiden und langen Arbeitszeiten wie den USA seien solche Tauschereien durchaus ein Modell, was man diskutieren könne, meint Klenner von der Hans-Böckler-Stiftung.
Schlimmer geht immer – Wo noch mehr gearbeitet wird!
Unsere direkten Nachbarn sind noch fixierter auf ihre Arbeit. 51 Prozent arbeiten bis zu drei Stunden täglich in ihrem Urlaub und elf Prozent sogar noch länger.
Wer bei dem südamerikanischen Land nur an die Copacabana und den farbenfrohen Karneval denkt, irrt. Dort wird hart geschuftet – sogar im Urlaub. Mehr als die Hälfte der befragten Brasilianer arbeitet mehr als drei Stunden pro Tag.
Im Reich der Mitte gibt es scheinbar kein Entkommen vor der Arbeit. 47 Prozent arbeiten im Urlaub bis zu drei Stunden täglich, 44 Prozent packen nochmal die eine oder andere Stunde drauf.
Zwar arbeiten in Frankreich nur 44 Prozent der Befragten bis zu drei Stunden, also weniger als in der Bundesrepublik. Dafür liegt die Zahl derjenigen, die über drei Stunden arbeiten, deutlich höher – nämlich bei 14 Prozent.
In Indien ist das Arbeiten in der Freizeit wesentlich ausgeprägter. Über die Hälfte der Beschäftigten arbeitet bis zu drei Stunden täglich, 27 Prozent sogar darüber hinaus.
Auch im dritten asiatischen Land wird während der Freizeit geschuftet. 45 Prozent arbeiten bis zu drei Stunden, 21 Prozent noch länger.
Das nordamerikanische Land ist nicht gerade für Hektik und Stress bekannt, dennoch wird auch dort im Urlaub eifrig gearbeitet. Über die Hälfte der Kanadier beschäftigen sich bis zu drei Stunden täglich mit Ihrem Job.
Knapp die Hälfte der Mexikaner geben an, sich im Urlaub täglich bis zu drei Stunden mit ihrem Job zu beschäftigen. Ein weiteres Viertel kümmert sich sogar mehr als drei Stunden um Geschäftliches.
Ganze 61 Prozent der befragten Südafrikaner arbeiten bis zu drei Stunden täglich in ihrem Urlaub. Besonders eifrig sind die Bewohner der südafrikanischen Metropole Johannesburg.
In den USA ist der Prozentsatz der Urlaubs-Arbeiter ähnlich hoch. 58 Prozent sind bis zu drei Stunden täglich mit ihrem Job beschäftigt.
Ein weiteres Arbeitszeitmodell, was die Amerikaner praktizieren, ist die Paid Time Off oder Personal Time Off (PTO), bei der ein Angestellter anstatt zehn Urlaubs-, fünf Krank- und fünf Familientage bekommt, 20 Tage bezahlten Urlaub bekommt, die er nehmen kann, wofür und wann er will. In den USA bieten 52 Prozent der Arbeitgeber diese bezahlten Auszeitenstatt der sonst üblichen Trennung in vacation days, sick days und personal days an. In Deutschland undenkbar.
Flexibilität durch Arbeitszeitkonten
"In Deutschland setzt man eher auf Arbeitszeitkonten", weiß Arbeitsmarktforscher Eichhorst. Und Klenner von der Hans-Böckler-Stiftung ergänzt: Viel Flexibilität ist in Deutschland auch durch verblockte Teilzeitmodelle möglich." Inzwischen hat jeder zweite Beschäftigte ein sogenanntes Arbeitszeitkonto, wie eine Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) belegt. Vor 20 Jahren habe das erst für 25 Prozent der westdeutschen Arbeiter und Angestellten gegolten und sogar nur für vier Prozent der Ostdeutschen Beschäftigten. Heute seien die Ost-West-Unterschiede verschwunden.
Nach Einschätzung der IAB-Arbeitsmarktforscherin Ines Zapf profitieren von Arbeitszeitkonten sowohl die Beschäftigten als auch die Betriebe. Die Beschäftigten gewännen durch Arbeitszeitkonten an Flexibilität und könnten so leichter Familie und Beruf vereinbaren. Betriebe wiederum würden mit diesem Instrument in die Lage versetzt, Auftragsspitzen ohne bezahlte Überstunden abzufeiern - eine Praxis, die in vielen deutschen Betrieben die Folgen der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise abgefedert hatte.
Was erfolgreiche Unternehmen für ihre Mitarbeiter tun
Bedürfnisse von Familien.
Befragt wurden 1853 Personalverantwortliche von erfolgreichen (gemessen an Umsatz und Beschäftigungsentwicklung 2007-2012) Unternehmen.
Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln
Ideen von Mitarbeitern.
Arbeitszufriedenheit.
leistungsorientiert.
Mitarbeiter und helfen diesen bei der Weiterentwicklung.
eine hierarchieübergreifende Teilnahme an Vorstandssitzungen.
Mitarbeiterzufriedenheit regelmäßig ab.
innerbetriebliche Arbeitskreise.
ein Qualitätsmanagement.
Mitarbeiterpotenziale.
ihren Mitarbeitern an, ihre Führungskräfte zu analysieren.
Bei einem Arbeitszeitkonto wird mittels Stechuhr beziehungsweise deren elektronischem Äquivalent die genaue Arbeitszeit inklusive Urlaub, Krankheit und Überstunden erfasst. Wer mehr gearbeitet hat, als im Vertrag vereinbart, kann die angehäufte Zeit abfeiern. Prinzipiell sollten die Konten ausgeglichen sein. Viele Betriebe legen jedoch Obergrenzen für Zeitguthaben und -defizite fest.
Die Zahl der bezahlten Überstunden ist dagegen nach Erkenntnissen der Arbeitsmarktforscher in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen. Während im Jahr 1991 noch jeder Beschäftigte im Durchschnitt 1,2 bezahlte Überstunden pro Woche geleistet habe, sei dieser Wert mittlerweile auf weniger als eine Stunde pro Woche gesunken. In der Wirtschaftskrise sei der Wert im Jahr 2009 sogar auf 0,7 Überstunden pro Woche und Beschäftigter abgerutscht. Wie viele Mitarbeiter unbezahlte Überstunden machen, können die Forscher vom IAB dagegen nicht ermitteln.