Ausländische Jugendliche sowie Hauptschüler haben in Deutschland nur trübe Aussichten auf einen Ausbildungsplatz. Laut einer am Montag veröffentlichten Studie der Bertelsmann-Stiftung kommt bundesweit gut die Hälfte aller „Jugendlichen ohne deutschen Pass“ nicht an eine Ausbildungsstelle im dualen System oder Schulberufssystem. Jugendliche mit einem Hauptschulabschluss oder ohne Schulabschluss haben es genauso schwer. In der Untersuchung werden allerdings die seit 2015 nach Deutschland zugezogenen Schutz- und Asylsuchenden noch nicht berücksichtigt.
Der „Ländermonitor berufliche Bildung 2017“ - die zweite Ausgabe dieser Bertelsmann-Studie - betrachtet die Ausbildungssituation in Deutschland sowie in jedem einzelnen Bundesland zwischen 2007 und 2015/2016.
Mit Blick auf die Gruppe der Jugendlichen ohne deutsche Staatsbürgerschaft, die Flüchtlinge einschließt, betonte Jörg Dräger als Vorstand der Bertelsmann-Stiftung die Wichtigkeit der Integration. Hier leisteten die Bundesländer mit Sonderprogrammen wie Sprachkursen einen wichtigen Beitrag.
„Die beruflichen Schulen übernehmen zunehmend integrations- und sozialpolitische Aufgaben - dafür müssen sie finanziell, technisch und personell ausgerüstet werden“, sagte Dräger. Eine „Frage der Gerechtigkeit“ sei es zudem, Hauptschülern den Zugang zu Ausbildungsplätzen zu erleichtern. „Denn wer Abitur macht, hat einen Ausbildungsplatz praktisch sicher. Wer einen Haupt- oder mittleren Schulabschluss hat, geht dagegen auf dem Arbeitsmarkt häufig leer aus“, erklärte Dräger.
Insgesamt wurden 2016 laut der Studie bundesweit von den Betrieben 80 000 duale Ausbildungsplätze weniger angeboten als noch 2007. Und die Zahl der Bewerber ging in diesem Zeitraum um 155 000 zurück. Als „besonders dramatisch“ wird der Rückgang der dualen Ausbildung in den östlichen Bundesländern bewertet, in denen zwischen 2007 und 2016 die Zahl der Ausbildungsplätze um 40 Prozent und der Bewerber um 46 Prozent gefallen sei.
Diese Ausbildungsbetriebe begeistern deutsche Azubis
Die Arbeitgeberbewertungsplattform Kununu hat Azubis gefragt: Wie gut findet ihr euren Ausbildungsbetrieb? Die Lehrlinge konnten maximal fünf Punkte vergeben. Bewertet wurden Arbeitszeiten, Betriebsklima, abwechslungsreiches Aufgabenfeld, kompetente Ausbilder und gutes Lernumfeld.
Quelle: Kununu
Insgesamt 48 Auszubildende haben die Flughafen München GmbH bewertet. Sie scheinen mit ihrem Arbeitgeber recht zufrieden zu sein. So fasst ein Azubi das Verhältnis zu seinem Arbeitgeber wie folgt zusammen: „abwechslungsreiche Ausbildung bei tollem Arbeitgeber“. In puncto Abwechslung bekam das Unternehmen 4,61 von 5 möglichen Punkten.
Insgesamt kommt die Flughafen München GmbH auf eine Punktzahl von 4,33 und liegt damit deutlich über dem Durchschnitt aller Ausbildungsbetriebe, der bei 3,59 Punkten liegt.
Auf Platz neu folgt die VR Bank Main-Kinzig Bündingen eG, eine regionale Genossenschaftsbank mit über 500 Mitarbeitern. Auch hier loben Auszubildende besonders den abwechslungsreichen Arbeitsalltag: „Die VR Bank Main-Kinzig-Büdingen bietet eine super Ausbildung an. Man erhält einen Einblick in alle Bereiche der Bank. Es herrscht ein angenehmes Arbeitsklima und es wird nie langweilig. Es wird viel Wert darauf gelegt, dass die Auszubildenden möglichst gut auf das Arbeitsleben vorbereitet werden“ , sagt ein Azubi.
Neben kompetenten Ausbildern, einer attraktiven Ausbildungsvergütung und abwechslungsreichen Aufgaben werden die Auszubildenden hier - nach eigenen Aussagen - besonders respektvoll behandelt. Insgesamt erhält die Genossenschaftsbank 4,37 von fünf möglichen Punkten.
Die VR Bank Main-Kinzig-Büdingen ist nicht die einzige Bank, die ihre Auszubildenden zufrieden stellt: Mit einer durchschnittlichen Gesamtpunktzahl von 4,45 hat es die VR-Bank am Standort Memmingen außerdem in die Top Ten geschafft. Positiv sehen Azubis vor allem das Arbeiten „auf Augenhöhe“: „Azubis werden meist gleich behandelt wie Ausbilder; Ausbilder sind stets darum bemüht den Azubis den Aufgabenbereich verständlich zu erklären“, heißt es in einem der Kommentare auf dem Arbeitgeberbewertungsportal kununu. In ausnahmslos jeder Kategorie schneidet die Bank als Ausbildungsbetrieb überdurchschnittlich gut ab, die besten Werte erreicht die VR Bank am Standort Memmingen in den Kategorien "Abwechslung" (4,79) und "Ausbilder" (4,57).
Auch die Mehrheit der Auszubildenden der BKK Mobil Oil geht gerne zur Arbeit. Das liegt nicht zuletzt an der Vielzahl der freundlichen Ansprechpartner und der kompetenten Ausbilder: „Die Ausbilder sind immer freundlich und haben für alle Fragen ein offenes Ohr. Alle Ausbilder sind fachlich top“ heißt es in einer Bewertung einer Mitarbeiterin am Standort Hamburg. Mit einer durchschnittlichen Gesamtpunktzahl von 4,45 landet BKK Mobil Oil auf Platz sieben der beliebtesten Ausbildungsbetriebe.
Die HanseMerkur Versicherungsgruppe tut sich bei ihren Auszubildenden besonders durch ein freundliches Betriebsklima (4,89 Punkte) und eine attraktive Arbeitsvergütung (4,89) hervor. „Besonders die Ausbildungsleitung ist stets bemüht den Auzubis zur Seite zu stehen und für ein vertrautes Klima zu sorgen. Man fühlt sich immer fair behandelt und trotz des lockeren Umgangs steht man sich immer mit Respekt gegenüber “. Das geht - laut Bewertungen der Auszubildenden - mit flachen Hierarchien einher. Bei einer Gesamtpunktzahl von 4,53 Punkten zählt die HanseMerkur aus Arbeitnehmersicht zu den zehn besten Ausbildungsbetrieben Deutschlands.
Bei der Essener PV Automotive GmbH werden Spaß (4,67), Respekt (4,89), und ein angenehmes Betriebsklima (4,78) groß geschrieben. „Die PV Automotive ist für mich wie eine zweite "kleine" Familie geworden. Auch als Azubi wurde ich schon voll integriert und kann diesen Betrieb für eine Ausbildung nur empfehlen“, schwärmt eine dort ausgebildete Fachkraft im Bereich Vertrieb & Verkauf für den Ausbildungsbetrieb mit über 1600 Mitarbeitern. Mit einer durchschnittlichen Gesamtpunktzahl von 4,55 Punkten erreicht der Automobilzulieferer Platz fünf im Arbeitgeber-Ranking.
Der Bankensektor scheint es deutschen Auszubildenden besonders angetan zu haben. Zumindest ist ein weiterer Finanzdienstleister auf Platz vier vertreten. Die Fiducia & GAD IT AG, der IT-Dienstleister der genossenschaftlichen FinanzGruppe, landet mit einer durchschnittlichen Gesamtbewertung von 4,6 Punkten auf Platz vier der beliebtesten Ausbildungsbetriebe. „Die Azubis werden nicht ins kalte Wasser geworfen. Die Tätigkeiten sind Ausbildungsfördernd, man fängt von vorne an und baut nach und nach darauf auf. Im Vorfeld bekommen alle Azubis eine Schulung im Programmieren und je nach Fachbereich einen Netzwerkgrundlagenkurs“. Neben der intensiven Ausbildungsbetreuung erwähnte die Mehrzahl der Auszubildenden hier das Betriebsklima (4,72) und die Arbeitszeiten (4,81) positiv.
„Einen besseren Ausbildungsbetrieb kann man sich nicht vorstellen!“. Mit 4,63 von 5 möglichen Punkten komplettiert die Medtronic GmbH, ein Hersteller von medizinischen Geräten, das Feld der besten Drei. Hier trumpft man besonders mit einem angenehmen Betriebsklima und flexiblen Arbeitszeiten auf: „Es herrscht Vertrauensarbeitszeit. Man kann also meist selbst entscheiden, wann man anfangen möchte und ist flexibel, wenn man mal früher gehen muss“. Auch der Faktor Spaß kommt hier in der Ausbildung nicht zu kurz. So sorgen regelmäßige Events und Veranstaltungen für genügend Abwechslung: „Die Atmosphäre ist sehr angenehm und die verschiedenen Veranstaltungen bringen viel Spaß“. Die Ausbilder werden zudem als pflichtbewusst und sehr kompetent beschrieben und fördern durch regelmäßige Gespräche und Feedbackmitteilungen die persönliche Weiterentwicklung jedes Einzelnen.
Mit einem Score von 4,64 Punkten landet eines der führenden digitalen Industrieunternehmen, GE Germany, und reiht sich somit in die Liste der beliebtesten Ausbildungsbetriebe ein. „Top Ausbildung mit individuellen Weiterbildungsmöglichkeiten!“. Laut Auszubildenden darf man sich hier neben den Fortbildungsmaßnahmen besonders auf eine vielseitige und abwechslungsreiche Ausbildung freuen: „Viele Rotationen in den unterschiedlichsten Bereichen (auch ein kaufmännischer Azubi darf in technische Bereiche und umgekehrt)“. Ein großer Pluspunkt auch hier, die Ausbilder: „Man wird fair behandelt und bei Fragen wird einem alles ausführlich erklärt und gezeigt“. Auch an Azubi-Benefits mangelt es nicht, so werden den Lehrkräften neben nützlichen Dingen wie die Kostenübernahme von Ausbildungsmaterialien und Fahrtkosten auch Benefits wie Mitarbeiterevents und Internetnutzung angeboten. Eine faire Vergütung, die Urlaubs- und Weihnachtsgeld beinhaltet, kommen noch hinzu.
„Best place to learn“ gesucht? Hier wird man laut Azubis fündig. Mit einer Gesamtpunktzahl von 4,69 von 5 möglichen Punkten holt sich TenneT Deutschland den ersten Platz und zählt somit zu den besten Ausbildungsbetrieben des Landes. Das Unternehmen gehört zu den TOP Fünf der Netzbetreiber in Europa und wurde bereits mehrmals ausgezeichnet. Bei den Auszubildenden stehen besonders die flexiblen Arbeitszeiten hoch im Kurs: „Man hat flexible Arbeitszeiten und kann sich in Absprache mit der jeweiligen Abteilung seine Arbeitszeiten selbst einteilen.“ auch die Kategorien Betriebsklima und Respekt kommen mit 4,80 Punkten auf Höchstwerte. Des Weiteren begeistern ein abwechslungsreiches Aufgabenfeld: „Die gesamten Aufgaben sind sehr abwechslungsreich und bereiten einen viel Freude bei der Arbeit.“ und nette, kompetente Ausbilder: „Immer erreichbar, immer auf dem Laufenden über die Entwicklungen der Azubis und sehr hilfsbereit!“.
Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) hatte am vergangenen Mittwoch zur Vorstellung der neuesten Zahlen vom Ausbildungsmarkt die guten Chancen junger Menschen auf einen Ausbildungsplatz betont. Laut ihrem Haus ist die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in diesem Jahr leicht auf 523 300 gestiegen. Es sind damit 3000 mehr als im Vorjahr. Die Zahlen des Bundesbildungsministerium zur Entwicklung im Teilbereich duale Ausbildung sind laut Bertelsmann-Stiftung nicht im „Ländermonitor“ 2017 berücksichtigt.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) rief die Betriebe auf, mehr Hauptschülern eine Chance zu geben. „Es birgt sozialen Sprengstoff, wenn Unternehmen lauthals über einen vermeintlichen Azubi-Mangel klagen, sich aber von Hauptschülern abwenden“, meinte Vizechefin Elke Hannack. „Nicht einmal jeder zweite Jugendliche mit Hauptschulabschluss schafft den direkten Sprung in Ausbildung. Die Betriebe müssen sich diesen Jugendlichen wieder öffnen.“