Auswanderer-Ziele Diese Ziele stehen bei Auswanderern hoch im Kurs

Jedes Jahr zieht es zigtausend Auswanderer ins Ausland, um neu anzufangen. Doch bevor die Fachkräfte nach Deutschland kommen, gehen sie lieber nach Ecuador - weil das Wetter besser und die Menschen freundlicher sind.

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Das sind die Expat-Hochburgen der Welt
Glasklares Wetter, ein schneeweißer Sandstrand, Palmen und immer Sonnenschein: Wer die Zelte daheim abbricht, will vermutlich in einer solcher Traumkulisse leben. Doch damit hat die Realität nicht viel gemeinsam. Viel öfter ist ein neuer Job der Anlass zum Umzug in die Ferne, wie eine Erhebung des Expat-Netzwerkes Internations ergab, das weltweit knapp 1,1 Millionen Mitglieder in verschiedenen Expat-Communities hat. Demnach werden die meisten temporären Auswanderer, die aus Jobgründen umziehen, von ihren Firmen entsandt und arbeiten in der Technologie- und IT-Sparte (12 Prozent), in der Finanzbranche (10 Prozent) oder im Bildungsbereich (9 Prozent). Quelle: dpa
35 Prozent der Auswanderer insgesamt ziehen in ein anderes Land, um in ihrer Karriere voranzukommen. Die Expats, von denen etwa Dreiviertel im Privatsektor arbeiten, machen damit allerdings selten einen endgültigen Schritt, sondern bleiben nur für eine begrenzte Zeit im Ausland. Ihre Zahl wächst stetig: Waren es 2005 noch 136 Millionen weltweit, sind es mittlerweile mehr als 200 Millionen. Weltweit gab es laut dem Migrationsreport der UN „Trends in international Migrant Stock“ 2013 Wanderungsbewegungen von 231,52 Millionen Personen und auch dieser Report bestätigt, dass jobbedingte Umzüge immer relevanter werden. Denn 135,58 Millionen Migrationsbewegungen einzelner Personen entfielen auf die entwickelte Welt, also Industrienationen. Dabei wird deutlich, wie beliebt die Gesellschaften innerhalb Europas als Arbeitsstandort sind: Obwohl die Region nur relativ geringe Anteile an der Weltbevölkerung beheimatet, findet fast ein Drittel der weltweiten Wanderbewegungen nach Europa statt, nämlich laut UN durch 72,45 Millionen Personen. Das ist sogar mehr, als die USA mit  53,094 Millionen zu verzeichnen haben. Strandkulisse gibt es in den Top 5 der Expat-Städte weltweiter aber nur selten... Quelle: obs
Platz 4: ParisFrankreichs Stadt der Liebe gehört zu den eindrucksvollsten, aber auch teuersten der Welt. Trotzdem kommen jedes Jahr neue Arbeitskräfte in die für ihr charmantes Flair bekannte Stadt. Nach Angaben des Netzwerks für Expats „Inter Nations “ leben rund 25.000 Menschen der Arbeit wegen für eine begrenzte Zeit in der Mode-Stadt. Frankreich ist laut dem UN-Migrationsreport 2013 das westeuropäische Land mit den zweitmeisten Zuwanderern mit 7, 43 Millionen Immigranten. Quelle: AP
Platz 4: SingapurBaden mit Ausblick auf eine der imposantesten Skylines der Welt: Singapur ist nicht nur bei Touristen beliebt und zählt so viele Expats wie Paris. Alle internationalen Spitzenunternehmen sind in Singapur vertreten, der Finanzdienstleistungssektor boomt. Der südostasiatische Stadtstaat sorgt mit seiner wachsenden Wirtschaft für einen stetigen Zuzug von ausländischen Fachkräften. Dementsprechend groß ist die Expat-Gemeinde. Die Organisation „Inter Nations“ zählt 25.000 Menschen , die mindestens für einige Wochen in Singapur arbeiten. Laut einer Erhebung von HSBC zieht Singapur die wohlhabendsten Expats unter allen Auswanderungslocations an. Im südostasiatischen Raum belegt der Stadtstaat laut UN gemessen an seiner kleinen Größe einen führenden Platz bei den Zuwandererzahlen, demnach wanderten 2013 etwa 2, 32 Millionen Personen hier ein, nur nach Malaysia mit 2,46 Millionen Zuwanderern und Thailand mit 3,72 Millionen Migranten kamen mehr Personen. Das Portal Singapor Expats schätzt, dass etwa 36 Prozent der 5,31 Millionen Einwohner der Stadt Ausländer sind. Die nationale Statistikbehörde geht sogar davon aus, dass nur 531.200 Personen permanente Einwohner Singapurs sind und der Rest der Einwohnerstruktur großer Fluktuation unterliegt. Quelle: Handelsblatt Online
Platz 3: MünchenMediterranes Flair an der Isar: München gehört laut einer Studie der US-amerikanischen Unternehmensberatung „Mercer“ zu den Städten mit der höchsten Lebensqualität weltweit. Dementsprechend beliebt ist die Stadt bei ausländischen Fachkräften. Das Online-Portal „Inter Nations“ erfasste rund 33.000 Ausländer, die in der bayrischen Landeshauptstadt mindestens für eine begrenzte Zeit arbeiten. Auch insgesamt ist Deutschland beliebt und lockte insgesamt laut UN 2013 9,84 Millionen Personen ins Land. Quelle: Handelsblatt Online
Platz 2: DubaiDie „Jumeira Palm Island“ soll in Zukunft nicht nur von Scheichs bewohnt werden. In Dubai steigt die Zahl der zugezogenen Fachkräfte rasant, die Wirtschaft wächst weiter regelmäßig um fünf Prozent. Kein Wunder, dass Dubai mittlerweile ein begehrtes Ziel vieler Menschen aus dem Ausland ist. Das Expat-Netzwerk „Inter Nations“ zählte rund 35.000 in dem arabischen Emirat. Die Vereinigten Arabischen Emirate, innerhalb derer Dubai die zweitgrößte Metropole stellt, verzeichneten laut UN 2013 insgesamt eine Zuwanderung von 7.826 981 Personen. Quelle: AP
Platz 1: LondonDie Business-Metropole London bietet gut bezahlte Jobs, ein hohes Maß an Lebensqualität und eine der größten Expat-Communities der Welt. Teure Mieten und eine relativ hohe Kriminalitätsrate sind die Kehrseite der Medaille. Trotzdem ist die englische Hauptstadt auf Platz nach dem Inter Nations-Ranking die beliebteste Stadt bei Fachkräften aus dem Ausland. Mit 41.000 Zugezogenen zählte das Portal in London die meisten seiner Nutzer in einer Stadt. Laut dem Labour Force Survey des Vereinigten Königreiches leben insgesamt knapp 1,35 Millionen Berufstätige in der Metropole, die keine gebürtigen Briten sind – wobei viele von ihnen schon lange dort leben dürften und somit nicht mehr als Expats gelten können. Großbritannien ist innerhalb von Nordeuropa tatsächlich auch das Land mit den meisten Zuwanderern, 2013 waren es laut UN 7.824.131 Personen. Laut der Nationalen Statistikbehörde kamen allein von Januar bis September 2013 65.000 EU-Bürger nach Großbritannien, um dort zu arbeiten. Quelle: REUTERS

"Ich wollte schon immer in Europa leben und als ich einen spannenden Studienplatz in Bremen gefunden habe, ist meine Entscheidung für den Umzug schnell gefallen", sagt Patricia Torrico. Die gebürtige Bolivianerin lebt seit 2009 in Deutschland.Auswanderer loben Deutschland in den höchsten Tönen: die Lebensqualität ist gut, die Karrierechancen fantastisch, Sicherheit, Infrastruktur und Bildung werden großgeschrieben. Nur: Bevor jemand nach Deutschland zieht, um hier zu leben und zu arbeiten, geht er lieber nach Ecuador.

So lautet jedenfalls das Ergebnis der Studie "Expat Insider 2015" des Münchner Unternehmens InterNations, einem Netzwerk und Informationsportal für alle, die im Ausland leben und arbeiten. Die aus der Studie resultierende Rangliste bewertet die verglichenen Länder basierend auf unterschiedlichen Faktoren wie Lebensqualität, finanzielle Situation der Befragten, Karriere und Freundschaften im Ausland.

Für die Studie wurden 14.300 im Ausland lebende und arbeitende Personen aus 195 Ländern und mit 170 Nationalitäten befragt: Woher kommen sie, warum sind sie in ein anderes Land gezogen, in welcher Branche sind sie tätig, was verdienen sie und wie zufrieden sind sie mit ihrem Gastland. Unter ihnen sind sowohl Menschen, die ihren Partner ins Ausland begleiteten, ehemalige Studenten, die sich während eines Auslandssemesters in Land und Leute verliebt haben, als auch Abenteurer, die einfach beschlossen haben, im Ausland ihr berufliches und privates Glück zu suchen, wie Malte Zeeck, Geschäftsführer von InterNations, sagt.

"Der Anteil derer, die von ihrem Arbeitgeber ins Ausland entsandt werden, ist unter allen Expats sicher nicht mehr so groß wie noch vor einigen Jahren – was aber nicht zwingend heißt, dass weniger Expats entsandt werden, sondern dass einfach mehr Menschen auch aus anderen Beweggründen ins Ausland gehen." In Zahlen: Nur noch 13 Prozent der Expats werden für ein bestimmtes Projekt von ihrem Arbeitgeber ins Ausland geschickt, der Rest geht mehr oder weniger freiwillig. Mit Flüchtlingen haben die von InterNations befragten Expats jedoch nichts zu tun: Niemand der Befragten ist aus der Not nach Deutschland gekommen. Es handelt sich um qualifizierte Jobnomanden. "83 Prozent haben einen Universitätsabschluss", so Zeeck.

Was Expats über Deutschland denken

Von den Ausländern, die nach Deutschland gekommen sind, lobten 67 Prozent die sehr gute Infrastruktur - im globalen Vergleich sind es nur 33 Prozent. 93 Prozent der Expats hierzulande empfinden es als positiv, von Flensburg bis nach Bayern problemlos das Land bereisen zu können. Entsprechend steht Deutschland in der Subkategorie "Reisen und Transport" auf Platz sechs von 64. Was die Karrierechancen angeht, belegt Deutschland im Ranking Platz vier, bei der Gesundheitsversorgung sogar den dritten Platz. 85 Prozent der Befragten nannten das deutsche Gesundheitssystem vorbildlich. Außerdem lobten 72 Prozent, dass man sich hierzulande die ärztliche Versorgung und Medikamente problemlos leisten könne.

Fakten über Expats in Deutschland

Wenn es um sichere Arbeitsplätze geht, hat Deutschland nach Luxemburg die zweitbeste Bewertung weltweit: 96 Prozent der befragten Ausländer in Deutschland äußern sich positiv über das Wirtschaftsklima, und 73 Prozent halten den eigenen Arbeitsplatz für sicher. Außerdem sind fast zwei Drittel optimistisch in Bezug auf die eigene Karriere. Dafür ist die Work-Life-Balance in Deutschland nur mittelmäßig. Trotzdem sind fast sieben von zehn Expats mit ihrer 40-Stunden-Woche zufrieden.

Und auch wer es ruhig und friedlich mag, sei in Deutschland am richtigen Ort, so das Fazit der hier lebenden Expats. Weniger als ein Prozent der Befragten äußerten sich negativ über die persönliche Sicherheit oder die politische Stabilität hierzulande. Im internationalen Vergleich machten sich elf Prozent der Expats in ihrem Gastland Sorgen um ihre Sicherheit, 16 Prozent fürchteten um die politische Lage. Deutschland gehört jedoch trotz all der Lobhudelei nicht zu den beliebtesten Ländern - insgesamt belegt es Platz 16 von 64.

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