Berufsleben Karriere planen ist wie Krieg spielen

Karriere schafft man nicht durch Intelligenz und Fleiß allein. An die Spitze kommt der Stratege und der Netzwerker. Die Karriereleiter ist wie Kriegsführung. Doch man darf es auch nicht übertreiben.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Einige Personen sind besonders gut darin, Karriere zu machen. Quelle: Fotolia

Kennen Sie auch diese Manager, die einen großen Teil des Tages damit verbringen, die Beziehungen zu ihren Chefs zu pflegen? Oder noch besser: sich mit den Chefs ihrer Chefs anzufreunden, um irgendwann ihre Chefs beerben zu können? Diese Leute, die einfach genial darin sind, Beziehungsnetze zu knüpfen - und ebenso genial, wenn es darum geht, anderen die Arbeit zu überlassen, die sie eigentlich selbst erledigen müssten?

Manche Leute machen Karriere, weil sie gut sind in ihrem Beruf. Andere machen Karriere, weil sie gut darin sind, Karriere zu machen. Auf manche trifft beides zu: Diese Leute haben das Zeug, es ganz nach oben zu schaffen.

Das Grundproblem ist: Niemand hat unendlich viel Zeit, Energie und Kreativität. Daraus folgt: Wer sich zu sehr darauf konzentriert, Karriere zu machen, der kann nicht seine ganze Energie in seine gegenwärtige Aufgabe stecken. Und umgekehrt: Wer sich völlig von seinem Job vereinnahmen lässt, hat kaum noch Zeit, sich um seine Karriere zu kümmern. Deswegen kann es im schlimmsten Fall so laufen, dass die einen ihren Job gut machen und damit den anderen ermöglichen, Karriere zu machen. Wer sich umschaut in seiner Firma, wird feststellen, dass dieser Fall gar nicht so selten ist. Und schlimm ist er deswegen, weil er die guten Mitarbeiter demotiviert und Leute nach oben bringt, die mit ihrem Karrieresprung dann überfordert sind.

Karriere macht man nicht allein durch Fleiß und Intelligenz. Man muss sich gegen Konkurrenten durchsetzen, Allianzen bilden - um sie dann im richtigen Augenblick wieder zu verlassen. Man erkämpft gemeinsam Positionen, zieht Verbündete nach. Aber sehr schnell wird der Verbündete wieder zum Konkurrenten - oder vielleicht ein ehemaliger Konkurrent zum Verbündeten. Sagen wir es ruhig offen: Bis zu einem gewissen Grad wird hier Krieg gespielt. Natürlich ist besser, ihn so ganz zivilisiert zu spielen als mit nackter Gewalt. Man kann es auch so formulieren: Manche Leute erarbeiten sich ihre Karriere - aber das gelingt nur selten. Andere erkämpfen sich die Karriere.

Warum es Frauen schwerer haben

Diese Fehler verbauen Frauen die Karriere
1.  Frauen lassen sich von Stellenanzeigen einschüchternKeine Frage, Bewerber sollten Stellenanzeigen sorgfältig durchlesen. Aber zu viel Sorgfalt schadet eher. Ein Problem, das vor allem Frauen betrifft. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Online-Stellenbörse Jobware. 151 Männer und 79 Frauen lasen darin 150 Stellenanzeigen. Währenddessen wurden ihre Augenbewegungen aufgezeichnet, hinterher bewerteten die Studienleiter ihre Aussagen. Das Ergebnis: Frauen klickten im Schnitt nicht nur auf mehr Jobprofile, die sie auch länger durchlasen. Mehr noch: Sie ließen sich wesentlich stärker von vermeintlich männlichen Stellentiteln und Qualifikationen beeindrucken – und wollten sich gar nicht erst bewerben. Ein Indiz dafür, dass sich Frauen von manchen Anforderungen immer noch zu stark beeindrucken lassen. Ein Problem, das schon früh beginnt... Quelle: Fotolia
2. Schon Mädchen scheuen WettbewerbMatthias Sutter und Daniela Rützler von der Universität Innsbruck untersuchten in einer Studie das Verhalten von mehr als 1000 Kindern im Alter zwischen 3 und 18 Jahren. Sie sollten verschiedene Tests lösen, etwa Wettläufe oder Matheaufgaben. Als Belohnung erhielten sie kleine Geldbeträge. Im Verlauf des Spiels konnten die Kinder dann gegen Gleichaltrige antreten und dabei mehr verdienen. Bei den Jungen entschieden sich 40 Prozent für den Wettkampf unter Gleichaltrigen. Von den Mädchen wollten das nur 19 Prozent wagen. Quelle: Fotolia
3. Frauen unterschätzen ihre LeistungErnesto Reuben von der Columbia Business School gewann für sein Experiment (.pdf ) 134 Studenten. Alle hatten zwei Jahre zuvor verschiedene Aufgaben absolviert, jetzt sollten sie ihre damalige Leistung bewerten. Das Ergebnis: Die Männer überschätzen ihre tatsächliche Leistung um rund 30 Prozent überschätzt, die Frauen hingegen um weniger als 15 Prozent. Im zweiten Schritt teilte Reuben die Teilnehmer in Gruppen. Sie sollten einen Vertreter wählen, der für die Gruppe Geld gewinnen konnte. Das Ergebnis: Weil sie zu ehrlich waren, schafften es weibliche Teilnehmer drei Mal seltener als Männer, die Rolle des Anführers zu übernehmen. Quelle: Fotolia
4. Frauen lassen sich von Klischees beeinflussenMarina Pavlova vom Universitätsklinikum Tübingen reichte für ihre Studie im Jahr 2010 83 Medizinstudenten den Abschnitt eines Intelligenztests. Dabei sollten sie eine Reihe von Bildern in die richtige Reihenfolge zu bringen. Doch vorab gaukelte Pavlova der einen Hälfte der Teilnehmer vor, dass Frauen bei dieser Aufgabe generell besser abschneiden. Die andere Hälfte erfuhr, dass Männer darin bessere Ergebnisse erzielen. Ergebnis: Die Frauen ließen sich von negativen Aussagen viel stärker beeinflussen als Männer. Deren Leistung litt kaum unter der Vorab-Information. Quelle: Fotolia
5. Frauen sind schneller zufriedenDer Soziologe Stefan Liebig von der Universität Bielefeld analysierte für seine Studie (.pdf ) Daten des Sozio-oekonomischen Panels. In dieser Langzeitstudie machen 10.000 Deutsche regelmäßig Angaben zu Ihrem Beruf und Privatleben. Liebig wollte wissen, ob sie ihr aktuelles Einkommen als gerecht empfanden - und falls nein, welches Nettogehalt angemessen wäre. Wenig überraschend: Etwa jeder dritte Befragte fand sein Einkommen ungerecht. Doch das Einkommen, das Frauen als gerecht empfanden, lag noch unter dem tatsächlichen Gehalt von Männern. Egal ob Akademikerin oder Reinigungskräfte: Frauen hatten finanzielle geringere Ansprüche. Quelle: Fotolia
6. Frauen scheuen Jobs mit WettbewerbAndreas Leibbrandt und John List schalten für ihre Untersuchung Stellenanzeigen in neun US-Städten – in zwei verschiedenen Versionen. Die eine Ausschreibung suggerierte, dass das Gehalt nicht verhandelbar sei. Die andere behauptete, dass das Gehalt Verhandlungssache sei. Fazit: Bei letzterer Stelle bewarben sich wesentlich mehr Männer. Offenbar meiden viele Frauen Jobs mit starkem Konkurrenzdenken. Quelle: Fotolia
Ein Mann hält einen Zettel mit der Aufschrift "Job gefällig?" in der Hand Quelle: dpa

Dieser Kampf um die Karriere ist wahrscheinlich auch ein Grund dafür, dass es - allen guten Vorsätzen zum Trotz - Teilzeitarbeiter nur selten nach oben schaffen. Selbst dann, wenn sie in Teilzeit fast so viel arbeiten wie andere in Vollzeit. Aber wer seltener vor Ort ist, verpasst mitunter Chancen, einen Punkt zu machen, hat insgesamt einen schwächeren Stand. Die anderen schlagen zu, wenn der Teilzeitarbeiter gerade nicht da ist.

Dieser Kampf ist möglicherweise auch ein Grund dafür, dass es - allen Quoten zum Trotz - Frauen schwerer haben, sich durchzusetzen. Anthropologen zeichnen von den ursprünglichen Gesellschaften ein Bild, bei dem die Männer vor allem jagen und Krieg führen, also kämpfen, während die Frauen vor allem arbeiten.

So schrieb schon Thorstein Veblen in seiner berühmten "Theorie der feinen Leute": "In der frühen Phase der räuberischen Kultur besteht die einzige wirtschaftliche Differenzierung in der groben Unterscheidung einer ehrenvollen Oberklasse, die sich aus den körperlich kräftigen Männern zusammensetzt, und einer gemeinen Unterklasse, der die arbeitenden Frauen angehören."

Mag sein, dass derartige Vorstellungen auch Vorurteile widerspiegeln. Aber es ist ja zutreffend, dass zumindest der Krieg in der Geschichte meist Männersache war und Jagd häufig auch. So wäre die Schlussfolgerung, dass es Frauen manchmal so schwer im Beruf haben, weil sie seit Jahrtausenden vor allem ans Arbeiten gewöhnt sind.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%