Ob während der Kaffeepause einer Konferenz, auf Geschäftsreisen, auf der Weihnachtsfeier, im Aufzug oder am Kaffeeautomaten: Oft sind es die kurzen, lockeren Gespräche, die unser Bild des Gegenübers prägen – und die darüber entscheiden können, ob der nächste Karriereschritt gelingt.
Auch beim Bewerbungsgespräch macht sich Small Talk bezahlt. So lautet das Fazit einer Studie des Managementprofessors Murray Barrick von der Texas-A&M-Universität. Er führte fiktive Interviews mit knapp 200 Studenten. Schon nach drei Minuten Abtasten hatten die Personaler sich ein Urteil darüber gebildet, ob sie mit dem Bewerber zusammenarbeiten wollten – dabei hatten sie zu diesem Zeitpunkt noch keine einzige fachliche Frage gestellt.
Falls Ihnen Small Talk schwerfällt: Übers Wetter kann man immer reden. Es bewegt alle Menschen, entzieht sich aber ihrem Einfluss. Kurzum: Es ist unverfänglich, darüber zu plaudern. Vermeiden Sie bösartige und bissige Kommentare ebenso wie monotone Monologe oder die Themen Religion und Politik, Geld und Gesundheit. Für solche Themen braucht es Vertrauen, doch das muss erst wachsen.
Tipps für den gelungenen Smalltalk
Zum Smalltalk gehört auch eine entsprechende Körperhaltung: Es geht um eine nette, harmlose Plauderei, also beginnen Sie diese mit einem netten Lächeln. Und verschränken Sie die Arme nicht vor der Brust und verstecken Sie Ihre Hände nicht hinter dem Rücken oder in den Hosentaschen.
Smalltalk betreiben wir meist mit Menschen, die wir nicht besonders gut kennen. Deshalb ist es wichtig, einen angenehmen Gesprächsabstand einzuhalten. Wer seinem Gegenüber zu dicht auf die Pelle rückt, darf sich nicht wundern, wenn er sich unbeliebt macht.
Am liebsten smalltalken die Deutschen über ihren Urlaub, Ärger mit Handwerkern, ihre Hobbies, Berufliches oder die Gesundheit.
Vermeiden Sie die Themen Politik, Religion, Geld und private Probleme: Solche Themen sind nur für den Freundes- oder Verwandtenkreis bestimmt. Für eine unverbindliche Plauderei mit Fremden eignen sie sich nicht.
Auch wenn es sich um Ihren absoluten Lieblingswitz handelt, beginnen Sie ein Gespräch bitte nicht mit: „Kennen Sie den?...“ Niemand hat etwas gegen humorvolle Bemerkungen und Schlagfertigkeit, aber Sprücheklopfer und Witzbolde kommen einfach nicht gut an.
Bringen Sie Ihr Gegenüber dazu, etwas zu erzählen. Wer geschlossene Fragen stellt, auf die der Gesprächspartner nur mit „Ja“ oder „Nein“ antworten kann, schafft keine angenehme Gesprächsatmosphäre. Versuchen Sie es lieber mit einer Frage wie „Woher kennen Sie den Gastgeber?“
Achten Sie darauf, neutrale Fragen zu stellen und freundlich zu bleiben. Wer fragt: „Finden Sie Fußball auch so doof?“ wird es sich mit einem eingefleischten Fan verscherzen. Dann lieber fragen, was das Gegenüber beruflich macht. Zur Not reden Sie über das Wetter, das geht immer.
Damit sich wirklich ein nettes Gespräch ergibt, müssen Sie natürlich nicht nur Fragen stellen, sondern auch zuhören. Schenken Sie Ihrem Gegenüber also die volle Aufmerksamkeit, auch wenn Sie sich über belanglose Themen unterhalten. Sonst verliert er schnell die Lust am Gespräch mit Ihnen.
Auch wenn Lästern im Freundeskreis Spaß macht, beim Smalltalk sollten Sie es sich sparen. Es fällt nur negativ auf Sie zurück. Zuhörer übertragen jene Eigenschaften, die Person A einer Person B andichtet, unbewusst und automatisch auf Person A. Ebenfalls verzichten sollten Sie auf prahlerische Redebeiträge nach dem Motto „Mein Haus, mein Auto, meine Yacht“.
4. Schön ordentlich
Aber wie genau sollten Bewerber sich während des Gesprächs verhalten? Sollten sie sich vor allem mit vergangenen Erfolgen brüsten oder künftige Visionen preisgeben? Den eigenen Ehrgeiz als größte Schwäche hervorheben oder dem Verantwortlichen schmeicheln? Worauf achten Personaler wirklich? Auch diese Fragen wollte Murray Barrick beantworten. Daher wertete er vor einigen Jahren sämtliche Fachartikel aus, die sich seit 1929 mit dem Thema beschäftigt hatten. Und siehe da: Den größten Einfluss auf die Bewertung des Bewerbers hatte dessen körperliche Erscheinung – also beispielsweise ein gepflegtes Äußeres, adäquate Kleidung oder persönliche Hygiene.
5. Das Zufallsprinzip
Uri Simonsohn wertete die Daten einer Business School aus. Dort hatten sich zwischen 2000 und 2009 etwa 9300 Personen beworben, 31 Hochschulangestellte hatten die Interviews geführt. Im Schnitt führten sie fünf Gespräche täglich und vergaben eine Durchschnittsnote von 2,8 Punkten. Doch Simonsohn entdeckte einen kuriosen Zusammenhang: War ein Bewerber 0,75 Punkte besser als derjenige vor ihm, dann sank die Punktzahl des darauffolgenden Kandidaten um 0,075 Punkte. Um diesen Nachteil wettzumachen, müsste der Betroffene bei einem Englisch-Test 30 Punkte mehr ergattern oder fast zwei Jahre mehr Berufserfahrung haben.
Amy Cuddy empfiehlt ohnehin, sich bei der Vorbereitung nur mit sich selbst zu beschäftigen: „Täusche es vor, bis du es verinnerlicht hast“, rät die US-Psychologin. Vor dem nächsten Bewerbungsgespräch könnte es demnach nützlich sein, sich auf die Toilette zurückzuziehen und das nötige Selbstbewusstsein mit den Fäusten auf die Brust zu trommeln. Hauptsache, es hilft.