Büro der Zukunft Arbeiten aus der Hängematte

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Auch der Fließbandarbeiter soll selbstbestimmen

Der Schreibtisch im Wandel der Zeit
Die 70er-JahreAkten, Stempel, Telefon mit Wählscheibe: ein typischer Schreibtisch aus den 1970er Jahren. Rauchen am Arbeitsplatz war kein Problem, auch ein Gläschen Alkohol war nicht tabu.
Die 1980er-JahreTaschenrechner und Digitaluhren halten in den 1980er-Jahren Einzug ins Büro. Das Telefon bekommt Tasten - geschrieben wird aber noch weitgehend auf der Schreibmaschine.
Die 1990er-JahreIn den 1990er-Jahren löst der Computer die Schreibmaschine ab. Briefe werden am eigenen Arbeitsplatz ausgedruckt und per Fax verschickt, die Daten auf kleinen Disketten gespeichert.
Die 00er-JahreNotebooks lösen stationäre Computer ab. Das Faxgerät kann nun auch drucken, kopieren und scannen. Der Kaffee kommt nicht mehr aus der Büroküche, sondern vom Coffeeshop um die Ecke.
Die 10er-JahreDer eigene Schreibtisch wird zur Ausnahme, die Arbeitsfläche kleiner, gearbeitet wird auch mal im Stehen. Daten werden elektronisch archiviert, der Bildschirm wird größer, die Tastatur schrumpft.

Dieses Arbeitsmodell des von oben bestimmten Jobs stamme aus der industriellen Zeit, sagt Maitland. Der, der am längsten im Büro bleibt, bekommt die meiste Anerkennung, gilt als besonders ehrgeizig oder fleißig. Das sorge dafür, dass Leute im Büro sitzen, weil es von ihnen erwartet wird - ob sie etwas zu tun haben, oder nicht. "Ich habe von einer Anwältin erfahren, deren Chef von ihr erwartet, dass sie jeden Samstag ins Büro kommt, auch wenn es nichts zu tun gibt“, erzählt Maitland. "Das muss nicht sein, wenn die Technik uns Informationen jederzeit überall hinliefert. Gerade jetzt, wo wir auch Cloud Computing haben, macht es keinen Sinn."


Die Leute ins Büro zu beordern, garantiere schließlich nicht, dass dort auch Werte geschaffen werde. "Es ist eine Illusion zu glauben, dass Manager überprüfen können, dass die Leute produktiv arbeiten, nur weil sie sie an ihren Computern sehen." Deshalb, so Maitland, sollten Angestellte nach ihren Ergebnissen bewertet und belohnt werden und nicht nach der Zeit, die sie im Büro verbringen.Und wer ergebnisorientiert bezahlt wird, arbeitet – so die theorie – schneller und effektive, als derjenige, der sein Geld so oder so bekommt, weil er der Anwesenheitspflichtgenüge getan hat.
Alison Maitland sagt dazu: "Ich glaube, es spielt in vielen Jobs keine Rolle, ob die Menschen Mittwochmittag um drei Tennis spielen oder Donnerstagmorgen einkaufen gehen oder Zeit mit ihren Kindern verbringen - so lange sie ihre Arbeit erledigen." Außerdem gebe es viele Studien, die belegen, dass Leute wesentlich produktiver sind, wenn sie zuhause arbeiten.
Natürlich ist ein solches Arbeitsmodell nicht auf alle Berufe anwendbar: Eine Krankenschwester, ein Dachdecker oder Polizist können sich Arbeitsplatz – und auch die Zeit – nur schwer aussuchen. Und auch der Schlosser kann seine Maschine schlecht mit nach Hause nehmen. "Dieses immer und überall arbeiten können, gilt hauptsächlich für Leute, die mit dem Kopf arbeiten. Die ihr Wissen im Laptop herumtragen oder Cloud Computing nutzen können", sagt Maitland.

Angestellten mehr Autonomie zugestehen

Dennoch könne die Art, Arbeit zu organisieren, auch hier mehr in die Verantwortung derer fallen, die sie auch verrichten. "Die Krankenschwester kann ihren Bericht genauso gut zu hause oder im Café schreiben, wie auf Station", sagt Maitland. Und warum sollte der Fließbandarbeiter seine Schichten nicht selber aussuchen können? "Manager müssen Arbeit als Handlung mit vielen verschiedenen Aufgaben verstehen. Und nicht alle Aufgaben müssen zu fixen Zeiten an fixen Orten erledigt werden." Nur die Bereiche der Arbeit sollten eingeschränkt werden, bei denen es auch nötig ist.
So haben sich beispielsweise im britischen Gesundheitssystem Strukturen gebildet, wo Krankenschwestern und -pfleger ihre Schichten selbst organisieren. Und trotzdem sind die Patienten rund um die Uhr versorgt. Maitland erwähnt außerdem das Beispiel einer Londoner Bäckereikette, die darauf reagieren mussten, dass die Kunden nicht mehr nur morgens frisches Brot wollten, sondern auch mittags und abends. Die Geschäftsführung habe ihre Angestellten gefragt, wie sie auf das veränderte Einkaufsverhalten reagieren würden: "Die kamen zurück mit neuen Schichtplänen, die Arbeit und Privatleben der Angestellten vereinfachen.“ Das Management setzte die Ideen in die Tat um, die Verkaufszahlen stiegen und die Angestellten fühlten sich wohler als mit ihren fixen, nächtlichen Arbeitszeiten.

"Sie müssen den Leuten mehr Autorität zugestehen und sie als Erwachsene behandeln“, sagt Maitland. Unabhängig vom Beruf haben die Angestellten vielleicht die beste Erfahrung damit, wie die Dinge funktionieren – schließlich stehen sie an vorderster Front.

Das Buch:

Maitland/Thompson - Future Work: How Businesses Can Adapt and Thrive in the New World of Work (Palgrave Macmillan Verlag)

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