Büromöbel "Jedes Büro sollte mehrere Sofas haben"

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„Orientieren uns am Wandel der Autokonzernen“

Welche Rolle spielt Technik?
Eine große. Wir setzen etwa auf kabellose Technik für Präsentationen – denn da kann sich jeder einklinken, indem etwa der Bildschirm geteilt wird. Früher hieß es: Wer das Kabel hat, hat die Macht. Jetzt geht es demokratischer zu.

Wollen das überhaupt alle Manager?
Nicht alle, aber die erfolgreichen schon. Das Problem sind die mittleren Führungsebenen, die Lehmschicht eines Unternehmens. Dort wollen viele immer noch durch Statussymbole und Wissensvorsprünge ihre Wichtigkeit zur Schau stellen.

Wie ändert sich Ihr eigenes Unternehmen?
Ein Computerhersteller wie IBM bietet heute statt Hardware vor allem Software an, Autokonzerne wandeln sich von Produzenten zu Anbietern von Carsharing und Mobilität. Daran orientieren wir uns bei Haworth. Vielleicht verkaufen wir in einer Dekade unseren Kunden nicht mehr einen Tisch und einen Stuhl, sondern eine Stunde Arbeitszeit an einem Ort. Die Kunden wollen schon heute Komplettlösungen in Anwendung sehen, nicht ein einzelnes Produkt.

Wie machen Sie das?
Wir haben einen Coworking-Space in Berlin eröffnet. Dort können etwa Selbstständige arbeiten, die nicht nur im Home Office sitzen wollen, oder auch Geschäftsreisende. Sie haben dort einen Ort, an dem sie sich austauschen können, aber sich auch ganz in Ruhe zurückziehen können. Partner von uns haben dort etwa die Wandgestaltung übernommen und die Akustik. Dort zeigen wir Kunden, was wir können.

So gelingt das Zusammenleben im Großraumbüro
Nach Funktionen zusammen sitzenMenschen sollten im Großraumbüro nach Funktionen zusammen sitzen. So können sie sich gut austauschen und werden weniger durch die Arbeit der anderen abgelenkt – schließlich arbeiten ohnehin alle gleich. Quelle: ZB
Handys lautlos schaltenJe mehr Smartphones im Großraumbüro singen, piepsen und brummen, desto nerviger wird die Zusammenarbeit. Daher sollte jeder sein Handy lautlos stellen. Quelle: AP
Gegenseitige AkzeptanzMuss man sich im klassischen Einzelbüro den Raum - wenn überhaupt - mit einer Person teilen, sitzen Menschen in Großraumbüro zu zehnt oder mehr zusammen. Verschiedene Charaktere mit verschiedenen Einstellungen, Erwartungen und Marotten treffen hier aufeinander. Das kann zu Konfliktpotenzial führen. Also gilt es, sich gegenseitig zu akzeptieren.   Quelle: dpa
Offene AussprachenWenn jemanden etwas stört, dann sollte er das auch kundtun. Sein Ärgernis über das laute Tippen des Sitznachbarn oder die ewig schlechten Witze des Hintermanns runterzuschlucken, führt nur zu mehr Verärgerung – und verschlechtert das Betriebsklima. Also gilt es, sich einfach locker, freundlich und unvermittelt auszusprechen: „Kannst du bitte ein wenig leiser tippen?“ oder „Kannst du etwas leiser sprechen?“ wirken mehr als, wenn irgendwann die angestaute Wut motzend aus einem herausbricht. Quelle: Fotolia
Distanz haltenJeder Mensch hat eine Intimzone von etwa 50 Zentimetern. Und die sollten Kollegen einhalten, auch wenn es im Großraumbüro schnell eng werden kann. Was für den einen eine angenehme Nähe ist, kann dem anderen schließlich schon zu nah sein. Quelle: Fotolia
Auf die Worte achtenAußer vielen Kollegen finden sich in Großraumbüros auch immer doppelt so viele Ohren. Und nicht jedes Ohr muss gleich jede Intimität oder Privatsache mitbekommen. Daher sollte man auf seine Worte achten und private Gespräche lieber draußen abhalten. Quelle: dpa
Riechendes Essen verbannenEin Großraumbüro, viele Geschmäcker. Wenn Chinabox, Dönertasche und Pizza mit Knofi aufeinander treffen, sorgt das für eine Atmosphäre, in der sich niemand wohlfühlt. Um Gerüche, die sich in Möbeln und Kleidern festsetzen, zu vermeiden – sowie die  Konflikte die dadurch entstehen, weil manche Kollegen gewisse Düfte nicht ertragen können oder wollen, sollten Chefs geruchsintensive Gerichte im Großraumbüro verbieten. Quelle: dpa

Was lernen Sie daraus?
Wir bekommen wichtige Anregungen für unsere Produktentwicklung. Wir brauchen heute ein breiteres Portfolio für die verschiedenen Anwendungen – eben bis hin zu Sofas.

Dennoch haben Sie kürzlich ein Werk geschlossen.
Das ist richtig. Als ich vor drei Jahren in Deutschland angefangen habe, hatten wir zwei Werke, eines für Systemmöbel und eines für Sitzmöbel. Damals reichte unser Umsatz nicht, um zwei Werke profitabel zu betreiben. Daher haben wir das Werk in Ahlen geschlossen. Zugleich bauen wir unseren Sitz in Bad Münder aus. Und wir arbeiten verstärkt mit Partnern: Lounge-Möbel und Akustiklösungen etwa kaufen wir zu. Da fehlt uns das Know-how.

Wie hat sich das auf die Mitarbeiterzahl ausgewirkt?
In Europa arbeiten 1000 Menschen für Haworth, davon 270 in Deutschland. Vor drei Jahren waren es 320. Wir haben zugleich an unserer Kultur gearbeitet: Damals fehlte das Empfinden, dass wir ein Unternehmen sind – auch der Historie geschuldet, weil Haworth mehrere Unternehmen und Marken aufgekauft hat. Das haben wir geändert.

Wie das?
Ich habe ein Team aus zwölf überwiegend jungen Mitarbeitern aus ganz Europa zusammengestellt, das frei überlegt hat, wie wir ein gemeinsames Unternehmen werden. Das Management-Team, auch ich, durfte denen nicht reinreden. Sie haben unter anderem unseren Eigentümer Matthew Haworth aus den USA eingeladen. Schließlich soll das Unternehmen weniger hierarchisch werden. Ich denke, wir sind auf dem richtigen Weg.

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