Consulting-Studie Zwischen Wunsch und Realität

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Arbeitsrealität ist besser als ihr Image

Vor seinem Praktikum hatte Nicolas Höhne durchaus realistische Vorstellungen vom Beraterjob: „Ich wusste, dass ich viel mit Excel und Power Point arbeiten muss“, sagt er. Die Arbeitszeiten findet er in Ordnung - obwohl es schon mal vorkomme, dass man „auch mal Überstunden macht, die man dann aber auch abfeiern kann.“

Doch dieses Beraterleben finden immer weniger junge Wirtschaftswissenschaftler attraktiv: 60 Stundenwochen, Nachtschichten, ein harscher Umgangston, viel Reisen. – so das Klischee, das viele Studenten vor Augen haben und das mancherorts immer noch Realität ist. Kein Wunder, dass Unternehmensberatungen seit Jahren nur im Mittelfeld landen, wenn junge Menschen nach ihren liebsten Arbeitsgebern gefragt werden.

Diese Unternehmen suchen ihre Bewerber am Smartphone
Platz 30 - SAPPunktzahl: 233 Platzierung im Vorjahr: Neu Quelle: REUTERS
Platz 29 - AccorPunktzahl: 233 Platzierung im Vorjahr: Neu Quelle: Reuters
Platz 28 - AltriaPunktzahl: 235 Platzierung im Vorjahr: 12 (-16) Quelle: AP
Platz 27 - EADSPunktzahl: 237 Platzierung im Vorjahr: Neu Quelle: dpa
Platz 26 - Rolls-RoycePunktzahl: 239 Platzierung im Vorjahr: Neu Quelle: AP
Platz 25 - CumminsPunktzahl: 241 Platzierung im Vorjahr: Neu Quelle: Presse
Platz 24 - GooglePunktzahl: 243 Platzierung im Vorjahr: Neu Quelle: dapd

Squeaker hat die Studenten auch nach ihren Kriterien bei der Arbeitgeberwahl befragt. Wichtig ist demnach ein guter Draht zu den Kollegen, gefolgt von einer angenehmen Unternehmenskultur. Auch die Work-Life-Balance und eine intellektuell anspruchsvolle Arbeit sind den befragten Studenten wichtig. Erst an zwölfter Stelle steht das Einstiegsgehalt.

Höhne sieht das ähnlich. Auch für ihn hat das Gehalt nicht oberste Priorität. „Ich will einen Job, der mich ausfüllt und bei dem mir Verantwortung übertragen wird“, sagt er. Außerdem seien ihm flexible Arbeitszeiten und Kollegen, die mit ihm auf einer Wellenlängen sind und mit denen er auch mal was in seiner Freizeit unternehmen kann, wichtig.

Kiumars Hamidian, Mitglied in der Geschäftsführung der Beratung Bearingpoint, sagte jüngst dem Handelsblatt, man mache sich zwar keine Sorgen um qualifizierte Arbeitskräfte. Dennoch herrsche in Wirtschaftsmetropolen, wie etwa München, ein stärkerer Wettbewerb um Spitzenqualifizierte. Dort wanderten viele in die Industrie ab.

Dabei ist die Arbeitsrealität in Unternehmensberatungen oft besser als ihr Image. Eine Beobachtung, die auch Stefan Lake, Deutschland-Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft Universum macht: „Unternehmensberatungen haben in den letzten Jahren extrem an den weichen Faktoren gearbeitet.“ So richtete etwa die Unternehmensberatung PwC Zeitkonten für seine Mitarbeiter ein. Wer zu Stoßzeiten eine große Menge an Überstunden gesammelt hat, kann diese beispielsweise in Verbindung mit einem Sabbatical abbauen.

Zeitkonten sind auch Nicolas Höhne vor einigen Monaten nicht in den Sinn gekommen, wenn er an Unternehmensberatungen dachte. Auch er verband die Branche eher mit Karrieretypen und langen Arbeitszeiten. „Ich hatte vorher die Vorstellung, dass in der Beratung Streber arbeiten und dass es nur um Karriere geht.“ Doch seine lockeren Kollegen haben ihn überrascht. „Gerade jetzt während der WM gehen wir auch oft nach Feierabend zusammen ein Fußball-Spiel schauen.“ Nicolas Höhne hat sich bei KPMG von der Beraterbranche überzeugen können: Nach seinem Master in Dublin will er bei einer Unternehmensberatung ins Berufsleben starten.

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