Demografischer Wandel Autofirmen bauen Produktion altengerecht um

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Höhere Qualität durch ältere Belegschaft

Arbeiter in einem Audi-Werk Quelle: dpa

Einer der Vorreiter war BMW in seinem Werk Dingolfing. In einem Pilotprojekt nahm der Münchner Autokonzern bereits im Jahr 2007 die Altersstruktur von 2017 vorweg und stellte die Produktion um. Überraschendes Ergebnis: Die Produktivität der im Schnitt acht Jahre älteren Beschäftigen bei dem Versuch war nicht geringer als die der übrigen Mitarbeiter, die Qualität aber höher, schildert BMW-Sprecher Jochen Frey die Erfahrungen. Seither wurden weitere Werke umgerüstet, mehr als 5000 Beschäftigte arbeiten inzwischen an Arbeitsplätzen, die nach den neuen Erkenntnissen gestaltet sind. Statt eines harten Hallenbodens setzt BMW gelenkschonende Holzfußböden ein und bietet Ausgleichsgymnastik an Sprossenwänden an, um Ermüdung und Schäden durch einseitige Belastungen der Bandarbeit vorzubeugen.

Arbeiter rotieren zwischen einzelnen Stationen am Band, um Schäden durch einseitige Dauerbelastungen zu vermeiden. Hinzu kommt eine Vielzahl weiterer Einzelmaßnahmen, die von schwenkbaren Monitoren mit großer Schrift über Lupen und ergonomische Sitze bis hin zu speziellen Schicht- und Arbeitszeitmodellen reichen, die den Bedürfnisse älterer Mitarbeitern angepasst wurden. Demnächst sollen auch die Arbeitsplätze in der Verwaltung altersgerecht werden.

Andere Branchen folgen

Auch VW, Audi und Daimler lassen ihre Mitarbeiter rotieren und bieten Schulungen für gesunde Ernährung an. Bei Daimler können Mitarbeiter ihre Rückenmuskulatur an fahrbaren Einheiten direkt am Arbeitsplatz trainieren, um Verspannungen zu vermeiden. Bei Volkswagen läuft in der Golf-Fertigung in Wolfsburg ein spezielles Laufband parallel zum eigentlichen Produktionsband und verhindert so, dass die Beschäftigten bei bestimmten Arbeitsschritten rückwärts laufen müssen. Das Produktionsband selbst besteht aus federndem Parkettholz, um die Belastungen für Rücken und Knie in Grenzen zu halten.

Das Prinzip macht Schule: Auch die Baubranche lasse inzwischen Tätigkeiten analysieren, berichtet Löffler. "Alle sind sensibler geworden." Der Grad, dies auch umzusetzen, sei allerdings unterschiedlich. Vorruhestandsregelungen, mit denen die Unternehmen bis vor wenigen Jahren noch Personal abbauten, um die Kosten zu senken, sind dagegen out.

Sie haben nach Meinung von Arbeitsmarktexperten mit dazu beigetragen, dass viele Betriebe heute gut ausgebildete Fachleute händeringend suchen. Stattdessen sollen die Beschäftigten bei Laune gehalten werden, damit sie möglichst lange arbeiten können.

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