Der ultimative Guide für Schlagfertigkeit „Sie glauben wohl, Sie sind perfekt?“

Wenn Sie bei der nächsten Bosheit nicht wieder mit betroffenem Schweigen kontern möchten, schauen Sie in unseren Guide für Schlagfertigkeit. So wappnen Sie sich für verbale Angriffe – und bieten gekonnt Paroli.

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Wir zeigen Ihnen ausgewählte Methoden für schlagfertige Antworten. Quelle: Getty Images

Sie sind doch wirklich ein blöder Leser! Sie sind zu dick, zu emotional, haben keine Ahnung, wovon wir reden und Goethe halten Sie doch bloß für einen Animateur im Robinson Club! Na, haben Sie eine schlagfertige Antwort parat mit der Sie kontern können oder beißen Sie sich an so etwas noch die Zähne aus, und sind mehr so der verbal inkompetente Typ?

Stopp! So nicht! Bevor Sie mir den Kopf abreißen: Es geht hier natürlich nicht darum, Sie in Grund und Boden zu beleideigen. Nichts liegt uns ferner als das. Heute zünden wir mit Ihnen den Turbo für mehr Schlagfertigkeit – damit Sie den wirklich unhöflichen Zeitgenossen in Zukunft richtig Paroli bieten können auf ihre dummdreisten Sprüche.

Wie Sie erfolgreich netzwerken

Geschickt kontern: Wie das geht, zeigen die beiden Autoren Petra Schächtele-Philipp und Peter Kensok in dem Buch "Einfach schlagfertig - Zehn Methoden, die jeder anwenden kann", das gerade im Business Village Verlag erschienen ist. Auf 229 kompakten Seiten zeigen die Autoren auch auf eine sehr anschauliche Art und Weise, welche Methoden sich für welchen Persönlichkeitstypen eignen. Denn: nicht jeder verbale Gegenschlag passt auch zu jedem Menschen. So sind manche Schlagfertigkeitsstile, auf die die Experten eingehen, extrovertiert, laut und aggressiv, andere wirken eher introvertiert und gehören zu der stilleren Art.

Dabei heißt Schlagfertigkeit nicht, zähnefletschend auf seine Umwelt zuzugehen und Situationen zu provozieren, in denen wir dann tatsächlich schlagfertig sein müssten. „Sie ist ein Mittel des Selbstschutzes und der Verteidigung“, schreiben die Autoren, „und hilft vor allem dann, wenn wir als erstes angegriffen werden.“ Schlagfertig sollen wir also bitte als Reaktion verstehen und niemals als aggressionsgesteuerte Aktion.

Turbo für mehr Schlagfertigkeit

Ein Grundrepertoire an Schlagfertigkeitstechniken kann sich jeder aneignen. Quelle: Getty Images

Bevor es losgeht mit unserem kleinen Erste-Hilfe-Guide, geben uns die Autoren noch diesen Tipp zum Thema Vergeltung mit auf den Weg: „Wer uns angreift oder beleidigt, dem können wir unterstellen, dass er auch einstecken kann. Je schlimmer und gemeiner ein Angriff ist, desto deutlicher darf die Abwehr sein. Vergelten wir also Gleiches mit fast Gleichen – stets mit ein paar Prozenten unter (!) dem Angebot, damit wir keine Spirale der Aufrüstung provozieren.” Word.

Und noch eine gute Nachricht haben Schächtele-Philipp und Kensok parat: Auch wenn sich viele von uns so schwer tun mit der Schlagfertigkeit, sind die beiden Kommunikations- und Rhetoriktrainer überzeugt, dass wir das alles lernen und trainieren können. „Schlagfertigkeit ist keine genetische Disposition“, schreiben sie und man will es ihnen gerne glauben. „Schlagfertigkeit ist Frage von Übung und Erfahrung.” Das Gehirn ist ja wie ein Muskel: Je öfter wir ihn benutzen, desto stärker und ausdauernder wird er. Das gilt auch für das Thema Schlagfertigkeit.

Tipps für den gelungenen Smalltalk

Am Anfang, wenn wir noch nicht so geübt sind, fallen uns viele gute Antworten auf gezielte Bosheiten erst hinterher ein. Das ist doppelt ärgerlich: Wir haben es doch gewusst! Warum wir etwas erst ein paar Stunden später wissen, erklären die Autoren mit dem Treppenwitz. Das ist ein Witz, der uns erst hinterher einfällt, auf der Treppe, auf dem Nachhauseweg oder Tage danach, auf jeden Fall weit weg von zeitnah und aktuell.

„Sich darüber zu ärgern, ist lästig und steigert sogar noch den Verdruss”, schreiben Schächtele-Philipp und Kensok. Stattdessen empfehlen Sie uns zu üben und sich über jede noch so späte Idee zu freuen. Das trainiert das Unterbewusstsein und unsere Reflexe fürs nächste Mal. „Je mehr Situationen wir nachbereiten, desto größer wird unser Repertoire.“

Zehn typische Anwendungsszenarien und Methoden, die fast immer funktionieren...

Ich glaub, Ihnen geht's zu gut!

Auch wenn so mancher verbale Angriff zum Haare raufen ist: erhalten Sie sich Ihre kultivierte Kommunikation! Schlagfertigkeit darf elegant bleiben. Quelle: Getty Images
Ich glaub, Ihnen geht’s zu gut!
Schweigen, überhörenDen anderen freundlich bestimmt anschauen, dabei den Kopf etwas höher nehmen. Nach einer Pause weiter machen mit Fragen (Methode 5).
KurzkommentarWie bitte?
StandardsDanke für das Kompliment.
Übergehen, vernebelnDanke mir geht es gerade wirklich sehr gut.
FragenWas genau meinen Sie mit “zu gut”?
Die andere SeiteInteressant. Was tun Sie dagegen, wenn es Ihnen zu gut geht?
Spiel mit der Sprache Wie man geht, so geht es einem!
ZustimmenDanke der Nachfrage, ich bin zufrieden.
MetaebeneIch möchte nicht so angesprochen werden.
Klare Grenzen setzenAuf dem Niveau spreche ich mit Ihnen nicht weiter.

Sie sind ein Trampel!

Als Trampel sollte sich niemand bezeichnen lassen. Die Methoden, darauf möglichst schlagfertig zu reagieren, sind sehr unterschiedlich. Quelle: Getty Images


Sie sind ein Trampel!
Schweigen, überhörenDen anderen ansehen, dabei erstaunt beide Augenbrauen etwas anheben. Weiter geht’s mit einem Kurzkommentar (Methode 2).
KurzkommentarInteressant.
StandardsDanke für das Kompliment, das ich gar nicht verdient habe.
Übergehen, vernebelnMeinen Sie das politisch, ökologisch oder geografisch?
FragenWo hab ich Ihnen wehgetan?
Die andere SeiteUnd Sie sind ein Gentleman. Und vielleicht irren wir uns beide.
Spiel mit der SpracheJa, ich strample mich ganz schön ab hier.
ZustimmenJa, ich komme gut zurecht, wenn es heiß hergeht.
MetaebeneWollen wir tatsächlich so miteinander umgehen?
Klare Grenzen setzenWenn Sie zu Ihrer natürlichen Höflichkeit zurückgefunden haben, unterhalte ich mich gerne weiter. Guten Tag!

Sie glauben wohl Sie sind perfekt!

Vor allem bei Sprüchen unter der Gürtellinie sind klare Worte als Reaktion angebracht. Quelle: Getty Images


Sie glauben wohl, Sie sind perfekt!
Schweigen, überhörenFreundlich schauen und dabei lächeln.
KurzkommentarAch was.
StandardsWie darf ich das verstehen?
Übergehen, vernebelnDas glaube ich nicht nur, das weiß ich.
FragenWas wollen Sie damit ausdrücken?
Die andere SeiteGut, dass es Ihnen aufgefallen ist. Vielen Dank.
Spiel mit der SprachePerfektion ist ein Ziel, kein Zustand.
ZustimmenDanke für das Kompliment. Gut, dass es Ihnen aufgefallen ist.
MetaebeneMein Eindruck ist, wir kommen vom Thema ab.
Klare Grenzen setzenIch bin irritiert über Ihre Aussage.

Warum grinsen Sie so blöd?

Je mehr Bedeutung wir einem Angriff geben, desto mehr setzen wir uns selbst unter Druck, um nicht mental schachmatt gesetzt zu werden. Quelle: Getty Images
Warum grinsen Sie so blöd?
Schweigen, überhörenFreundlich lächelnd Blickkontakt halten. Nach einer Pause weiter mit dem Spiel mit der Sprache (Methode 7).
KurzkommentarSag bloß.
StandardsWenn ich jetzt sagen würde, was ich gerade denke, dann hätten wir beide was zu lachen.
Übergehen, vernebelnDa fällt mir gerade die Grinsekatze von Alice im Wunderland ein. Gerade eben hat eine neue Serie angefangen, da kommt die vor.
FragenWas konkret stört Sie an meinem Lächeln?
Die andere SeiteImmer wenn ich ein dummes Gesicht sehe, kann ich nicht anders.
Spiel mit der SpracheWie Sie in den Wald hineinrufen, so grinse ich zurück.
ZustimmenIch bin eben freundlich. Und Sie?
MetaebeneWas bezwecken Sie mit dieser Diffamierung?
Klare Grenzen setzenIch möchte nicht, dass Sie in diesem Ton mit mir sprechen.

Du wirst ja rot wie eine Tomate!

Leider werden Frauen im beruflichen Umfeld häufig als Frau(chen) angesprochen statt als Gesprächspartner auf Augenhöhe. Quelle: Getty Images


Du wirst ja rot wie eine Tomate!
Schweigen, überhörenDen anderen freundlich bestimmt anschauen, dabei etwas den Kopf etwas höher nehmen. Nach einer Pause weiter machen mit Zustimmen (Methode 8).
KurzkommentarAh, ja.
StandardsBitte mehr Details.
Übergehen, vernebelnJa, rote Tomaten sind lecker. Obwohl die Italiener lieber grüne Tomaten essen. Und da gab es doch mal diesen Film: Gründe Tomaten...
FragenWeswegen sagst du mir das gerade jetzt?
Die andere SeiteWäre dir grün lieber?
Spiel mit der Sprache Rote Tomaten sind reif, lecker und gesund.
ZustimmenJa genau. Endlich funktioniert die Farbe so, wie ich sie haben wollte.
MetaebeneAus welchem Grund lenkst du vom Thema ab und greifst mich persönlich an?
Klare Grenzen setzenStopp! So nicht!

Und du musst immer das letzte Wort haben!

Treten Sie bei einem verbalen Angriff innerlich einen Schritt zurück, damit Sie Ihre eigenen Emotionen nicht überwältigen. Quelle: Getty Images


Und du musst immer das letzte Wort haben!
Schweigen, überhörenBedeutend schweigen, dabei freundlich lächeln und Blickkontakt halten.
KurzkommentarSoso.
StandardsWenn es sonst halt keiner will.
Übergehen, vernebelnDas muss ich nicht, das habe ich freiwillig.
FragenWas genau stört dich an meiner letzten Aussage?
Die andere SeiteIch weiß ja nicht, wann du nichts mehr sagen willst.
Spiel mit der SpracheDu darfst es gerne selbst haben, solange es “Tschüss!” ist.
ZustimmenEiner muss ja schließlich wissen, wann ein Thema fertig ist.
MetaebeneIch bin enttäuscht über deinen Ablenkungsversuch!
Klare Grenzen setzenIhre Aussage zeigt, dass Ihnen die Argumente ausgegangen sind.

Was machst du denn für ein Gesicht?

„Ich tue einfach so, als hätte ich keine Angst und dann verschwindet sie.“ Eleanor Roosevelt, 1884-1962, US-amerikanische Diplomatin. Quelle: Getty Images
Was machst du denn für ein Gesicht!
Schweigen, überhörenFreundlich Blickkontakt aufnehmen, kurz lächeln und nach einer Pause weiter machen mit einem Spiel mit der Sprache (Methode 7).
KurzkommentarHmmm.
StandardsDefiniere Gesicht machen.
Übergehen, vernebelnWenn ich Gesichter machen könnte, würde ich auch dir ein neues anbieten.
FragenWie macht man Gesichter?
Die andere SeiteMöchtest du ein anderes?
Spiel mit der SpracheWenn du nett bist, schenke ich es dir.
ZustimmenJa, ein ganz fesches.
MetaebeneBevor wir unsachlich werden, schlage ich vor, wir machen eine kurze Pause.
Klare Grenzen setzenWenn du so mit mir sprichst, ist unser Gespräch für mich beendet.

Das ist ja mal wieder typische Frauenlogik


Das ist ja mal wieder typische Frauenlogik
Schweigen, überhörenDen anderen freundlich bestimmt anschauen, dabei den Kopf etwas höher nehmen. Nach einer Pause weiter machen mit Fragen (Methode 5).
KurzkommentarAhaaa?
StandardsDefiniere Frauenlogik.
Übergehen, vernebelnWas ist der Unterschied zwischen Männerlogik und Frauenlogik und wie genau wirkt sich der aus?
FragenWas ist für dich der Unterschied zwischen Männer und Frauenlogik und wie ist der auf meine Aussage anzuwenden?
Die andere SeiteUnd das sagt wer?
Spiel mit der Sprache Ladylike trifft es besser und geht auch außerhalb von Facebook.
ZustimmenUnd damit genau richtig.
MetaebeneSind Ihnen die Argumente ausgegangen, weil Sie zu Killerphrasen greifen?
Klare Grenzen setzenAuf dieser Ebene erübrigt sich jedes weitere Argument.

Die Gesprächspartner äußern sich nicht und schauen nur missbilligend


Die Gesprächspartner äußern sich nicht und schauen nur missbilligend.
Schweigen, überhörenBlickkontakt aufnehmen und intensivieren. Dann eine Frage anschließen (Methode 5).
KurzkommentarWie bitte?
StandardsDanke für Ihre Zustimmung.
Übergehen, vernebelnSie sehen schlecht aus. Muss ich mir Sorgen um Sie machen?
FragenWie darf ich Ihr Schweigen interpretieren?
Die andere SeiteIhr Schweigen nehme ich als Zustimmung.
Spiel mit der SpracheSie wissen hoffentlich, dass mir Ihre Blicke nicht wirklich etwas anhaben können?
ZustimmenNicken Sie zustimmend und warten Sie ab!
MetaebeneLeider bin ich kein Hellseher. Bitte erklären Sie mir, was Sie mit Ihrem Schweigen bezwecken.
Klare Grenzen setzenWenn Sie nicht mit mir sprechen, können wir das Problem nicht lösen.

Sie sind wohl als Kind zu heiß gebadet worden?

Sie sind wohl als Kind zu heiß gebadet worden?
Schweigen, überhörenMissbilligend schauen, danach gelangweilt den Blickkontakt abbrechen.
KurzkommentarHoppla!
StandardsKann ich das schriftlich haben?
Übergehen, vernebelnHeiß baden ist eine wunderbare Sache. Am liebsten im Winter mit Kerzen und einem Glas Sekt in der Hand.
FragenWas genau wollen Sie mir damit sagen?
Die andere SeiteWo haben Sie denn Ihre Kinderstube gelassen?
Spiel mit der Sprache Heißt das, ich bin Ihnen zu klein? Oder: Das sieht nur so aus, weil ich meine Hose zu kurz gekauft habe.
ZustimmenJa, ich bade noch immer gerne heiß. Das habe ich schon als Kind gern getan.
MetaebeneDie Richtung unseres Gesprächs gefällt mir nicht. Was halten Sie davon, wenn wir sachlich bleiben?
Klare Grenzen setzenZügeln Sie Ihre Aussagen! Keine Beleidigungen!

Bibliografie
Petra Schächtele-Philipp, Peter Kensok
Einfach schlagfertig - Zehn Methoden, die jeder anwenden kann
Business Village, 1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-86980-290-9

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