Ein Ort der individuellen Freiheit und entbundenen Kreativität wird das Büro deshalb auch in Zukunft nicht sein. Denn so weitläufig, bunt und leger es auch daherkommt – bei räumlich konzentrierten Schreibtisch-Arbeitsplätzen handelt es sich immer um geistige Legebatterien, deren Sinn und Zweck darin besteht, dass Hühner in ihnen nicht ein Ei am Tag, sondern zwei legen.
Architekt Hadi Teherani hat bereits vor gut zehn Jahren in Hamburg ein Bürohaus geschaffen, das nicht nur einladend aussieht, sondern in dem man sich auch wie zu Hause fühlen soll: Raffiniert nach außen gesetzte Innenhöfe geben den Blick frei auf Speicherstadt und Deichtorhallen und bilden zugleich Inseln von Privatheit und Intimität.
Kein Plädoyer für das Nichtstun. Sondern Architekturdoping zur Steigerung der Arbeitslust. Die schöne, neue Bürowelt steht im Dienst der Kreativitätssteigerung. Sie spricht das autonome, sich selbst regierende Bürosubjekt an, das mit Notebook und Smartphone jederzeit plug and work-bereit nur das Beste aus sich herausholt, ob im Büro, auf dem Flughafen, im Hotel oder zu Hause.
Arbeit, Freizeit - egal
Die Ambivalenz der neuen Co-working-Büros besteht darin, dass Angestellte in ihnen zu unternehmerisch handelnden Mitarbeitern befördert und zugleich degradiert werden. Es geht nicht mehr wie im Taylorismus um die „Prozesssteuerung von Arbeitsabläufen“, schreibt Christoph Bartmann über das neue „Leben im Büro“, sondern um die Herausforderung von freien Mitarbeitern, die ihren „größten Wertbetrag dann erbringen, wenn man sie nicht lenkt und kaum steuert“.
Führung, so Bartmanns Pointe, habe sich heute „weitestgehend verinnerlicht: Nie zuvor waren wir so frei im Büro, und nie zuvor so dressiert“. Entsprechend löst sich auch die einstmals klar definierte Büroarchitektur, so Bartmann, „zusehends in ‚Bürowelten‘ und Bürosituationen“ auf, die mehrdeutig und offen sind, die Galerien, Läden oder Cafés ähneln – und in denen der „Unterschied zwischen Arbeit und Freizeit tendenziell aufgehoben ist“.
Kurzum, die neuen Büros können so tun, als wären sie Nichtbüros, um ihren Zweck zu erfüllen. Vorbei die „herrlichen Zeiten“, als normierte Architektur, linierte Flure und rationalisierte Abläufe noch als etwas Äußerliches an uns herantraten – und als die Sichtbarkeit von Konformismus und architektonischer Sterilität uns noch ein waches, gegen uns selbst gewendetes Lächeln abrang.
Heute sind wir einen Schritt weiter. Wir haben das Normierte internalisiert. Und uns der Logik der Bürowelt geistig angepasst. Aus freien Stücken, versteht sich.