Diversity-Management Viel Wille, wenig Taten

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Unbeliebte Quote

Kraus zeigt damit, dass Vielfalt mehr ist als ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis. Auch Kulturen, Ausbildungswege der Mitarbeiter oder Alter sind Aspekte von Vielfalt. „Die Führungskräfte haben es selbst in der Hand, wie heterogen ihre Teams sind“, sagt auch Unternehmensberaterin Lorenzo. Spezielle Trainings könnten Teamleiter hinsichtlich Vielfalt sensibilisieren. Rund ein Viertel der befragten Vordenker hat bereits Fortbildungen zum Thema besucht.

Managerin Kraus sieht in solchen Schulungen und Zielvorgaben nur einen ersten Schritt: „Man muss vor allem Arbeitsbedingungen schaffen, die die jungen Talente wollen.“ Sie befürwortet kleine Teams, die man auch in Teilzeit führen kann. Aus ihrer Sicht ist es entscheidend, dass alle die Möglichkeit haben, Familie und Beruf zu vereinbaren.

„Unternehmen sollten diesen Kulturwandel anstoßen und auch die Fortschritte und Misserfolge messbar und transparent machen. Nur so lässt sich nachvollziehen, wo es noch hakt – und wie man das beheben kann“, sagt Lorenzo.

Hier würde sich der Kreis zur Quote schließen. Schließlich wandeln solche Regeln die gut gemeinten Ziele in Zahlen um. Doch an diesem Punkt sind sich die meisten Führungskräfte einig: Eine Quote wollen sie nicht. Nur 10 Prozent der Männer und 23 Prozent der Frauen halten entsprechende Zahlenvorgaben für sinnvolle Instrumente.

Andrea Kraus gehört zu den wenigen Führungskräften des Panels, die die Quote nicht per se ablehnen. „Ich denke, dass man durchaus auch über Quoten als eine Option nachdenken kann. Man muss manchmal bestimmte Situationen überstressen, damit sich etwas bewegt“, sagt sie. In Deutschland zeigt sich das aktuell zum Halbzeitstand der Frauenquote. Bis zum März müssen die 108 größten deutschen Unternehmen mindestens 30 Prozent der Kontrollposten weiblich besetzen.

Wo sich in jahrelanger Selbstverpflichtung nichts bewegte, hat sich hier etwas verändert: Mehr als die Hälfte der Dax-Konzerne erfüllt die Vorgabe schon heute, die meisten stehen kurz davor. „Durch die Quote ist der Frauenanteil in Aufsichtsräten innerhalb kürzester Zeit gestiegen. Immer mehr Unternehmen setzen sich darüber hinaus ambitionierte Ziele für die übrigen Topmanagementebenen“, meint Beraterin Lorenzo.

Wenn sich diese Mühen nun noch mit dem festen Willen, die Pläne auch umzusetzen, kombinieren lassen, wäre das ein großer Schritt nach vorne – ob mit oder ohne verbindliche Quote.

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