An fünf von sieben Tagen sitzen sie von morgens bis abends um uns herum. Man hat sie sich nicht ausgesucht. Sie sind keine Wahlverwandten, sondern Zufallsgefährten, die die unerbittliche Macht des Arbeitsmarktes in denselben Betrieb und im schlimmsten Fall gar in dasselbe Büro verschlagen hat. Viele wird man schwerer los als den eigenen Ehepartner. Wer kann es sich schon leisten zu kündigen, weil man nicht mehr jeden Tag mit diesen Nasen zusammen arbeiten will? Also heißt es Zähne zusammenbeißen und immer weitermachen.
Natürlich gleichen sich - frei nach Tolstoi – alle glücklichen Bürogemeinschaften und alle unglücklichen sind auf ihre eigene Weise unglücklich. Die wirklich schlimmen Kollegen sind ohnehin wie Troubadix: „unbeschreiblich“. Aber es gibt ein paar Typen, die in fast jedem Büro – sogar in glücklichen – vorkommen. Ihre Eigenheiten zu kennen, ist schon der erste Schritt, mit ihnen fertig zu werden. Vorweg: In diesem Text wird das grammatische Maskulinum ganz diskriminierungsfrei auch für weibliche Menschinnen verwendet.
Typ: Der „Erste“
Er ist nicht nur in dieser Auflistung der Erste, sondern auch allmorgendlich im Büro. Ohne einen für normale Menschen nachvollziehbaren Grund kommt er stets vor allen anderen ins Büro. Fragt man ihn, behauptet er, er könne zu dieser Tages- oder besser späten Nachtzeit besser und ungestörter arbeiten. Nervend für die anderen Kollegen, die wissen, dass es nichts Schöneres als langen Schlaf und späte Arbeitszeiten gibt, ist der dauernde unausgesprochene Vorwurf, der von dem Bettflüchtigen ausgeht.
Gründe, ein schlechtes Gewissen zu haben, gibt es für seine Kollegen aber überhaupt nicht. Eher umgekehrt! Und das kann man ihm ruhig sagen: Die meisten der großen Dichter und Denker waren Langschläfer, die unter dem gesellschaftlichen Diktat der Frühaufsteher unsäglich zu leiden haben. So hat die notorische Bettflüchtige Königin Christine von Schweden den großen Philosophen und Langschläfer René Descartes gezwungen, ihr in aller Herrgottsfrühe Vorträge zu halten. Descartes starb nach nur einem Jahr in Stockholm. So was passiert also, wenn Frühaufsteher den Ton angeben.
Was man seinen Kollegen geben kann
Oft mühen sich Menschen mit Aufgaben, die nicht ihren Interessen und Fähigkeiten entsprechen. Helfen Sie anderen, an Projekten zu arbeiten, die ihnen mehr Entwicklungsmöglichkeiten bieten.
Viele Mitarbeiter weigern sich, Zeit und Wissen mit Kollegen zu teilen. Belohnen Sie Leute, die ihre Zeit und Informationen auch anderen zukommen lassen.
Stellen Sie Personen aus Ihrem Netzwerk mit ungewöhnlichen Gemeinsamkeiten einander vor. Suchen Sie einmal im Monat eine Person, mit der Sie lang nicht gesprochen haben. Finden Sie heraus, woran sie arbeitet, und fragen Sie, ob Sie helfen können.
Werden Sie vom Antworter zum Fragesteller: Oft erzielt man eine größere Wirkung, wenn man weiß, was man fragen muss, als zu wissen, was man sagen will.
Helfen Sie großzügig und ohne Hintergedanken. Aber bitten Sie auch um das, was Sie benötigen. Geber freuen sich, ihre Werte zu demonstrieren und sich anerkannt zu fühlen.
Es muss nicht immer die große Geste sein: Suchen Sie Möglichkeiten, anderen mit minimalem persönlichem Aufwand zu helfen.
Typ: Der „brave Soldat“
Ohne ihn läuft nichts. Leute wie er waren es, die für Alexander den Großen bis zum Indus und für Napoleon bis nach Moskau marschierten - ohne zu Murren und Knurren. George Orwell hat diesem Menschen-Typus mit dem Pferd „Klopfer“ in „Farm der Tiere“ ein literarisches Denkmal gesetzt: „Ich will und werde noch härter arbeiten.“ Dieser häufig anzutreffende Typus ist unersetzlich für jeden Betrieb - und der Lieblingsmitarbeiter jedes Chefs, weil er noch mit hohem Fieber ins Büro kommt und die anstrengendsten Aufgaben wegrackert.
Aufmüpfigere Charaktere ärgern sich oft über die Leidensbereitschaft des braven Soldaten und darüber, dass er sein Kreuz ohne viele Worte trägt. Den Zorn hat aber ein anderer verdient: Der Chef, der diese Leidensbereitschaft für eigene Zwecke schamlos ausbeutet.