Edelrestaurants in britischen Gefängnissen Bei den Gourmets hinter Gittern

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Sicherheit geht vor

In der Küche wird alles von Grund auf hergestellt: Die Auszubildenden lernen, wie man Entenbrust, Pasta, Sorbets und Eiscreme zubereitet. Sie schneiden, kneten, formen und frittieren. „Alle Küchenmesser sind nummeriert“, sagt der Ausbilder und deutet auf die Glasvitrinen an der Wand. Dort hat jedes einzelne Stück Küchenbesteck – 58 Einzelteile sind es insgesamt – seinen ganz bestimmten Platz und wird dort nach getaner Arbeit wieder eingeschlossen. Fehlt nur ein Teil, so muss es gesucht werden, bis es wieder auftaucht. Notfalls wird auch der Müll durchwühlt. Andernfalls wird nicht nur die Küche und das Restaurant abgeriegelt, sondern der gesamte Gefängniskomplex.

Der achteckige Backsteinbau, in dem sich heute das Clink befindet, stammt bereits aus dem Jahr 1811. Früher hatte hier der Gefängnisdirektor seinen Sitz. Der Umbau zum Restaurant, das 2014 eröffnete, wurde überwiegend mit privaten Spendengeldern finanziert und kostete rund eine Million Pfund. Die Inneneinrichtung einschließlich der Möbel wurde von Gefangenen in einer Schreinerei in Nordengland hergestellt.

Chris Moore arbeitete früher acht Jahre lang im Restaurant des Edelkaufhauses Harrods, nun ist er seit sechs Jahren Chef der Clink-Charity. Und er hat noch viel vor, drei weitere konkrete Projekte sind in Planung. Vor einiger Zeit startete die Wohltätigkeitsorganisation ein Cateringgeschäft, und sie betreibt eine Gärtnerei. Drei Viertel aller in den Restaurants verwerteten Gemüse und Salate stammen aus eigenem Anbau; Rind- und Hühnerfleisch werden von einer Justizvollzugsanstalt in Wales geliefert. Noch machen die Clink-Restaurants Verluste, was auch an den hohen Kosten und geringen Einnahmen liegt. „Uns geht es nicht darum, unsere Restaurants zu füllen und Profite zu machen“, sagt der Brite, „entscheidend sind das Training und die Resozialisierung.“ Daher sind die Mahlzeiten nicht unerschwinglich teuer.

Gutes Essen zu kleinen Preisen

Die Vorspeise Forellen-Confit kostet umgerechnet knapp 8 Euro, das Hauptgericht Krabben-Linguine 17,60 Euro, zum Nachtisch gibt es Schokoladen-Crème-brulée mit Chili-Popcorn für 7,60 Euro. Dazu noch der Mocktail des Tages für 5 Euro – so bleibt man unter 40 Euro. Für dieses kulinarische Niveau ein echtes Schnäppchen, erst recht in der teuren britischen Hauptstadt. Gerichte und Service kommen bei den Gästen gut an, auf Websites wie Tripadvisors bekommt das Lokal viel Lob. Nicht nur für die Qualität des Essens. Sondern auch für die gewisse Portion Nervenkitzel, mitten im Gefängnis gespeist zu haben – für die kulinarisch verwöhnten Londoner ein zusätzliches Plus.

Die liebsten Fast-Food-Restaurants der Deutschen
Mövenpick Marché
Vapiano Quelle: dpa
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Wer als Gast im Clink-Restaurant speisen will, muss vorher einen Tisch reservieren und wird von den Behörden zunächst erkennungsdienstlich überprüft. Handys, Laptop, Parfüm, Kaugummi und Bargeld von mehr als 50 Pfund müssen draußen abgegeben und in ein Schließfach gesperrt werden. Der Vollständigkeit halber: Auch Wachs, Magnete und Werkzeuge sind verboten, Messer und Waffen sowieso.

Eines gönnen die Betreiber den Kellern allerdings nicht: Trinkgeld anzunehmen ist verboten. Die Gäste können in einem Briefumschlag lediglich eine Spende für die Wohltätigkeitsorganisation hinterlassen.

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