Elternzeit Die Babypause wird zur Karrierefalle

Degradierung, Kündigung, manchmal sogar Entlassung: Die Auszeit nach der Geburt eines Kindes bedeutet für Mütter oft immer noch das Ende der Karriere.

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Schwangere Frauen zeigen ihre Bäuche Quelle: dpa

Der Blick zurück ist das Ende der Hoffnung: „Für viele Frauen entpuppt sich der dreijährige Erziehungsurlaub als Falle. Die Lösung: Die Familienpause muss kürzer werden – und auch für Männer selbstverständlich.“

Mit eben diesen Worten beginnt ein Artikel in diesem Magazin – vor ziemlich genau 16 Jahren, Anfang Februar 1999.

Sieben Jahre und Dutzende Artikel über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie später, hat sich an der Situation nicht viel geändert. „Junge Frauen wollen Kinder haben und ihren Beruf weiter ausüben. Väter wollen erziehende Väter sein, nicht mehr nur Ernährer. Mit unserer Familienpolitik erkennen wir dies an, indem wir zum Beispiel das Elterngeld einführen“, sagt die damalige Familienministerin Ursula von der Leyen 2006 in einem Interview.

Weitere sechs Jahre später fordert ihre Nachfolgerin im Bundesfamilienministerium, Kristina Schröder: „Die Arbeitswelt muss weiblicher werden. Die Verantwortung in der Familie muss männlicher werden.“

Karriere und Kind bleiben unvereinbar

Und heute? Hat sich die Frage nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch die Einführung des Elterngelds und den Rechtsanspruch auf einen Kinderkrippenplatz abschließend geklärt? Wurden Rollenbilder überdacht, der richtige gesetzliche Rahmen gesetzt? Kurz: Ist es für Eltern leichter geworden, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen?

Genau dieser Frage wollte das Berliner Wissenschaftszentrum für Sozialforschung in einer Umfrage auf den Grund gehen. Das Ergebnis: 53 Prozent der befragten Frauen sagen, dass Kinder und Karriere nicht miteinander zu vereinbaren sind. Und das spüren sie häufig schon kurz nach der Geburt: Laut einer Umfrage des Bundesfamilienministeriums bereuen es im Nachhinein vier von zehn Frauen, Elternzeit in Anspruch genommen zu haben. 38 Prozent der befragten Mütter und 28 Prozent der befragten Väter sehen einen Zusammenhang zwischen Babypause und stockendem beruflichem Fortkommen.

„Die Babypause ist immer noch häufig ein Karrierekiller“, sagt Stefan Becker, Geschäftsführer der Initiative berufundfamilie, einer Tochtergesellschaft der gemeinnützigen Hertie-Stiftung. „Nicht mehr so häufig wie noch vor zehn Jahren, aber immer noch entschieden zu oft.“

Was bei Müttern und Vätern zu kurz kommt

Kinder statt Hobby

Denn obwohl sich mittlerweile fast jedes Unternehmen vom international operierenden Konzern bis hin zum kleinen Mittelständler mit Familienfreundlichkeit, flexiblen Arbeitszeiten und Betriebskindergärten rühmt, gehören Degradierung oder gar Kündigung nach der Elternzeit zum Alltag. Daran konnten auch prominente Über-Mütter wie Ursula von der Leyen (sieben Kinder und einen Ministerposten) oder Model Heidi Klum (vier Kinder, zwei TV-Shows, diverse Werbeverträge) nichts ändern, obwohl sie der Welt permanent vorgaukeln, dass man mit ein bisschen Organisationswillen alles haben kann: einen erfüllenden Job, ein glückliches Familienleben – und die Frisur sitzt auch. Darüber, wie viele Kompromisse, Gewissensbisse und Geld sie das tagtäglich kostet, verlieren sie kein Wort.

Auch Ex-Familienministerin Kristina Schröder inszenierte sich, als sie nach nur zehn Wochen Mutterschutz wieder ins Ministerium zurückkehrte, als Vorzeigefrau der Vereinbarkeit. Erst nach ihrem Rückzug vom Amt gab sie zu, zu viele wertvolle Momente mit ihrer Tochter verpasst zu haben. Und es bereue. Oder Sigrid Evelyn Nikutta, Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe. „Meine Kinder sind mein Hobby“, gab die vierfache Mutter in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ zu. „Ich spiele eben nicht Golf oder gehe segeln.“

Die Unterstützung des Partners reicht nicht aus

Ähnlich klare Worte findet auch Anne-Marie Slaughter. Die Politik-Professorin stieg 2009 als erste Frau in die Position der Chefin des Planungsstabes im US-Außenministerium auf. Der Job führte sie nach Washington, Mann und beide Söhne blieben in Princeton. Nach zwei Jahren warf sie ihren Posten hin: Der ältere Sohn hatte Probleme in der Schule, Slaughter wollte schlicht für ihn da sein. Anschließend schrieb die Professorin einen Essay über ihre Bewegründe. Der Titel: „Why Women Still Can’t Have It All“ – warum Frauen immer noch nicht alles haben können. Und räumt darin mit den gängigen Phrasen auf: Natürlich könnten Mütter arbeiten, auch in Vollzeit. Aber eben nur in solch privilegierten Positionen, die es einem erlauben, sich den Tag selbst einzuteilen – was als Chefin des Planungstabs im US-Außenministerium nicht immer der Fall sei. Sie könne den Ägyptern schließlich nicht sagen, dass es ihr gerade nicht so gut mit der arabischen Revolution passe, weil ihr Kind krank sei.

Und natürlich: Die Unterstützung des Partners sei wichtig. Aber auch das allein reiche nicht aus. Kritiker warfen Slaughter danach vor, die Ideale emanzipierter Frauen zu verraten. Auf der anderen Seite bestätigen die vielen Zuschriften und Dankesbekundungen arbeitender Mütter und Väter: Endlich sagt es mal eine.

Teilzeit wird nach der Auszeit zur Falle

Denn es sind bei Weitem nicht nur Prominente, die an der Vereinbarkeit scheitern: Betriebswirtin Mareike Weyer etwa hatte sich den ersten Arbeitstag nach ihrer Babypause etwas anders vorgestellt. Seit zehn Jahren arbeitet sie schon für ein großes Logistikunternehmen, direkt nach dem Abitur hat sie dort ein duales Studium begonnen. Nach einem Programm für Nachwuchsführungskräfte betreute sie mit Mitte 20 eigene internationale Großkunden, eine 50-Stunden-Woche und ständige Erreichbarkeit machen ihr wenig aus.

Doch dann bekommt sie ein Kind, mit 27. Und nur ein Jahr später ein zweites. Nach insgesamt drei Jahren Auszeit möchte sie zurück in ihren Job. Anfangs mit 30 Stunden, um langsam weiter aufzustocken. „Ich bin nicht blauäugig in die Babypause gegangen“, sagt Weyer, die eigentlich anders heißt. „Ich nahm mir ein Coaching zum Thema Rückkehr, habe mir vorher genau überlegt, wann ich wieder einsteigen will und wie ich die Kinderbetreuung organisiere.“

Doch mehrere Gespräche mit der Personalabteilung später wird ihr klar, dass all die Mühe umsonst war. Auf 30-Stunden-Basis könne man ihr nur eine Stelle anbieten, heißt es da – als Sekretärin.

Diese Fehler verbauen Frauen die Karriere
1.  Frauen lassen sich von Stellenanzeigen einschüchternKeine Frage, Bewerber sollten Stellenanzeigen sorgfältig durchlesen. Aber zu viel Sorgfalt schadet eher. Ein Problem, das vor allem Frauen betrifft. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Online-Stellenbörse Jobware. 151 Männer und 79 Frauen lasen darin 150 Stellenanzeigen. Währenddessen wurden ihre Augenbewegungen aufgezeichnet, hinterher bewerteten die Studienleiter ihre Aussagen. Das Ergebnis: Frauen klickten im Schnitt nicht nur auf mehr Jobprofile, die sie auch länger durchlasen. Mehr noch: Sie ließen sich wesentlich stärker von vermeintlich männlichen Stellentiteln und Qualifikationen beeindrucken – und wollten sich gar nicht erst bewerben. Ein Indiz dafür, dass sich Frauen von manchen Anforderungen immer noch zu stark beeindrucken lassen. Ein Problem, das schon früh beginnt... Quelle: Fotolia
2. Schon Mädchen scheuen WettbewerbMatthias Sutter und Daniela Rützler von der Universität Innsbruck untersuchten in einer Studie das Verhalten von mehr als 1000 Kindern im Alter zwischen 3 und 18 Jahren. Sie sollten verschiedene Tests lösen, etwa Wettläufe oder Matheaufgaben. Als Belohnung erhielten sie kleine Geldbeträge. Im Verlauf des Spiels konnten die Kinder dann gegen Gleichaltrige antreten und dabei mehr verdienen. Bei den Jungen entschieden sich 40 Prozent für den Wettkampf unter Gleichaltrigen. Von den Mädchen wollten das nur 19 Prozent wagen. Quelle: Fotolia
3. Frauen unterschätzen ihre LeistungErnesto Reuben von der Columbia Business School gewann für sein Experiment (.pdf ) 134 Studenten. Alle hatten zwei Jahre zuvor verschiedene Aufgaben absolviert, jetzt sollten sie ihre damalige Leistung bewerten. Das Ergebnis: Die Männer überschätzen ihre tatsächliche Leistung um rund 30 Prozent überschätzt, die Frauen hingegen um weniger als 15 Prozent. Im zweiten Schritt teilte Reuben die Teilnehmer in Gruppen. Sie sollten einen Vertreter wählen, der für die Gruppe Geld gewinnen konnte. Das Ergebnis: Weil sie zu ehrlich waren, schafften es weibliche Teilnehmer drei Mal seltener als Männer, die Rolle des Anführers zu übernehmen. Quelle: Fotolia
4. Frauen lassen sich von Klischees beeinflussenMarina Pavlova vom Universitätsklinikum Tübingen reichte für ihre Studie im Jahr 2010 83 Medizinstudenten den Abschnitt eines Intelligenztests. Dabei sollten sie eine Reihe von Bildern in die richtige Reihenfolge zu bringen. Doch vorab gaukelte Pavlova der einen Hälfte der Teilnehmer vor, dass Frauen bei dieser Aufgabe generell besser abschneiden. Die andere Hälfte erfuhr, dass Männer darin bessere Ergebnisse erzielen. Ergebnis: Die Frauen ließen sich von negativen Aussagen viel stärker beeinflussen als Männer. Deren Leistung litt kaum unter der Vorab-Information. Quelle: Fotolia
5. Frauen sind schneller zufriedenDer Soziologe Stefan Liebig von der Universität Bielefeld analysierte für seine Studie (.pdf ) Daten des Sozio-oekonomischen Panels. In dieser Langzeitstudie machen 10.000 Deutsche regelmäßig Angaben zu Ihrem Beruf und Privatleben. Liebig wollte wissen, ob sie ihr aktuelles Einkommen als gerecht empfanden - und falls nein, welches Nettogehalt angemessen wäre. Wenig überraschend: Etwa jeder dritte Befragte fand sein Einkommen ungerecht. Doch das Einkommen, das Frauen als gerecht empfanden, lag noch unter dem tatsächlichen Gehalt von Männern. Egal ob Akademikerin oder Reinigungskräfte: Frauen hatten finanzielle geringere Ansprüche. Quelle: Fotolia
6. Frauen scheuen Jobs mit WettbewerbAndreas Leibbrandt und John List schalten für ihre Untersuchung Stellenanzeigen in neun US-Städten – in zwei verschiedenen Versionen. Die eine Ausschreibung suggerierte, dass das Gehalt nicht verhandelbar sei. Die andere behauptete, dass das Gehalt Verhandlungssache sei. Fazit: Bei letzterer Stelle bewarben sich wesentlich mehr Männer. Offenbar meiden viele Frauen Jobs mit starkem Konkurrenzdenken. Quelle: Fotolia
Ein Mann hält einen Zettel mit der Aufschrift "Job gefällig?" in der Hand Quelle: dpa

In den Köpfen der Frauen hat sich viel verändert

Weyer lehnt ab und kümmert sich selbst um eine neue Aufgabe. Telefoniert alte Kontakte ab und findet schließlich eine passende Teilzeitstelle im Unternehmen. Allerdings ohne eigene Kunden-Verantwortung – die erfahrene Betriebswirtin liefert fortan nur noch anderen Kollegen zu.

Doch das reicht Weyer nicht. Sie fühlt sich zunehmend unterfordert und beginnt, über Alternativen nachzudenken. Nach elf Monaten verlässt sie das Unternehmen erneut in die Elternzeit und beginnt im Fernstudium einen Master in General Management. Wenn sie in sechs Monaten ihren Abschluss in der Tasche hat, wird sie nicht zu ihrem alten Arbeitgeber zurückkehren. „Ich möchte künftig in einem familienfreundlichen Unternehmen arbeiten, in dem Mitarbeiter als wichtiger Erfolgsfaktor erkannt werden“, sagt sie.

Natürlich – in den letzten Jahren hat sich einiges getan. In den Unternehmen, in der Politik. Aber vor allem in den Köpfen der betroffenen Frauen selbst. Zum einen kehren Mütter nach der Geburt sehr viel schneller zurück in den Job als früher. Noch vor zehn Jahren setzten Frauen häufig zwei oder drei Jahre aus, heute beträgt die Elternzeit Experten zufolge meist nur noch ein Jahr.

Väter nehmen meist nur zwei Monate Auszeit

Dabei spielte die Einführung des Elterngelds eine große Rolle. 2007 trat unter der Ägide der damaligen Familienministerin Ursula von der Leyen eine Regelung in Kraft, die frischgebackenen Eltern bis zu 14 Monate lang finanzielle Unterstützung zuspricht. Mütter und Väter können sich die Zeit untereinander aufteilen: Erst bleibt der eine für ein paar Monate zu Hause und kümmert sich ums Kind, dann der andere. Die Hoffnung: auf diese Weise mehr Väter zur Auszeit zu animieren. Und somit auch der Karrierefalle für Mütter entgegenzuwirken. Doch die Praxis sieht anders aus.

„In der Regel bleiben immer noch die Frauen länger zu Hause“, sagt Stefan Becker von berufundfamilie. Zwar hat sich der Anteil der Männer, die seit der Einführung des Elterngelds eine berufliche Auszeit nehmen, in den letzten acht Jahren mehr als versiebenfacht. Ein genauer Blick in die Zahlen verrät jedoch: 80 Prozent aller Väter, die überhaupt in Elternzeit gehen, entscheiden sich für die kürzeste Variante – zwei Monate.

Frauen kommen immer früher aus der Elternzeit zurück

Damit aber gibt sich Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig nicht zufrieden. Auch beim Elterngeld Plus, das Väter und Mütter in Anspruch nehmen können, deren Kind ab dem 1. Juli 2015 zur Welt kommt, schafft die Politikerin Anreize, damit Mann und Frau sich die Familienarbeit gleichberechtigt teilen. Arbeiten nämlich beide Partner gleichzeitig zwischen 25 und 30 Stunden und teilen sich auch die Sorge um die Kinder fair, gibt es vier Monate Elterngeld Plus obendrauf und zwar für beide Erziehungsberechtigte. Ob sich darauf mehr Väter einlassen als beim kompletten Ausstieg auf Zeit? Schließlich kann Teilzeit genauso zur Karrierefalle werden wie Pausen von mehreren Monaten.

Denn gerade in kleinen Unternehmen wird meist erst für eine Zeitspanne von mehr als einem halben Jahr Ersatz gesucht. Bleiben die Väter also nur die obligatorischen zwei Monate zu Hause, ist es meist auch kein Problem, nach der Rückkehr wieder auf der gleichen Position einsteigen zu können. „Kritisch wird es, wenn ein Elternteil länger als zwölf Monate ausfällt“, sagt Karriereberaterin Svenja Hofert, die Mütter und Väter nach der Babypause beim Widereinstieg berät. Zumindest, wenn man nach der Auszeit keine Abstriche bei Verantwortung und Gehalt in Kauf nehmen will.

Die mächtigsten Managerinnen der Welt
Platz 15: Alison Cooper, Imperial TobaccoGauloises dürfte die bekannteste Marke des britischen Konzerns Imperial Tobacco sein, dem Alison Cooper vorsteht. Seit 2010 ist die 47-Jährige CEO des Konzerns. Sie habe den Tabak-Riesen wieder auf die richtige Spur gebracht, indem sie in wachsende Märkte investiert habe, wie zum Beispiel Kasachstan, schreibt das Magazin „Fortune“ über die Managerin. Für die amerikanische Zeitschrift ist sie auf Platz 15 der mächtigsten Managerinnen weltweit. „Fortune“ – bekannt für Ranglisten wie die Fortune-500 – hat jetzt ein Ranking der wichtigsten Geschäftsfrauen veröffentlicht. Quelle: dpa Picture-Alliance
Platz 14: Marissa Mayer, YahooWegen ihr sieht Google so aus, wie es aussieht: Marissa Mayer (hier mit Ryan Lewis und Macklemore) war bei dem Suchmaschinenkonzern fast von Anfang an dabei und unter anderem zuständig für die Optik der wichtigsten Produkte. Seit Jahren gilt sie als Überfliegerin der Internet-Branche. 2012 wechselte sie von Google zu Yahoo - als Vorstandsvorsitzende. Weil sie gleichzeitig ihre Schwangerschaft bekannt gab war das Medienecho groß, sie dürfte eine der bekanntesten Managerinnen überhaupt sein. Im Ranking von „Fortune“ schafft sie es auf Rang 14. Bewertet wurden für die Liste unter anderem die Größe und der Zustand des Unternehmens, der Verlauf der individuellen Karriere und das Standing in der internationalen Geschäftswelt. Quelle: AP
Platz 13: Safra Catz, OracleDer Konzern Oracle versorgt große Teile der Weltwirtschaft mit Software - zum Beispiel Datenbankanwendungen. Viele Entscheidungen im Konzern trifft die CFO Safra Catz, was sie in den Augen von „Fortune“ zu einer der einflussreichsten Figuren in der Technologiebranche macht. Quelle: Presse
Platz 12: Phebe Novakovic, General DynamicsSeit 2013 ist Novakovic CEO beim Rüstungskonzern General Dynamics. Die 56-jährige Amerikanerin ist vom Fach: Vorher arbeitete sie für die CIA. General Dynamics ist dabei, sein internationales Geschäft auszubauen, vor allem die Bestellungen von Flugzeugen des Herstellers Gulfstream, der zu General Dynamics gehört, kommen zu großen Teilen aus dem Ausland. Quelle: Presse
Platz 11: Sheryl Sandberg, FacebookSie ist die Nummer zwei im Facebook-Imperium: Als Chief Operating Officer ist sie an der Seite von Mark Zuckerberg für das geschäftliche zuständig. Vor ihrem Engagement bei dem sozialen Netzwerk arbeitete sie bei Google, der Weltbank und dem US-Finanzministerium. Sandberg beschäftigt sich viel mit der Rolle von Frauen in der modernen Gesellschaft und sieht sich selbst als Vorreiterin. Im März erschien ihr Buch über Frauen und Karriere „Lean In: Women, Work, and the Will to Lead“. Quelle: dpa
Platz 10: Gail Kelly, WestpacDie größte Bank Australiens wird seit 2008 geführt von Gail Kelly, die seit dem jährlich auf einem der vorderen Plätze in der „Forbes“-Liste der mächtigsten Frauen der Welt landet. Auch im dem in diesem Jahr zum ersten Mal veröffentlichten „Fortune“-Ranking schafft sie es in die Top-Ten. Unter ihrer Führung entwickelte sich die Westpac-Group hervorragend und zählt zu den erfolgreichsten Unternehmen des Landes. Durch eine Anhebung der Darlehenszinsen allerdings machte sich Kelly bei den Australiern nicht unbedingt beliebt. Sie begründete den Schritt mit niedrigen Sparquoten in Australien. Quelle: dpa Picture-Alliance
Platz 9: Patricia Woertz, Archer Daniels Midland „Woertz genießt international große Glaubwürdigkeit“ lobt „Fortune“. Seit acht Jahren ist die Amerikanerin CEO des Lebensmittelkonzerns Archer Daniels Midland (ADM), der zum Beispiel Soja- und Getreideprodukte herstellt. Das Unternehmen machte im Jahr 2011 mehr als 80 Milliarden Dollar Umsatz und hat mehr als 30.000 Mitarbeiter. Die 60-jährige Woertz hat vor ihrem Engagement bei ADM bei Ernst&Young und für Chevron gearbeitet. Quelle: dpa Picture-Alliance

Das nehmen sich immer mehr Frauen zu Herzen – zumindest in hochrangigen Positionen. Die Amerikanerin Marissa Mayer, oberste Managerin des Internet-Konzerns Yahoo, nahm nur zwei Wochen nach der Geburt ihres Sohnes wieder auf dem Chefsessel Platz, Jasmin Staiblin, deutschstämmige Chefin des Schweizer Energiekonzerns Alpiq, kehrte nach nur 16 Wochen Mutterschaftsurlaub zurück in den Job. Und Verlagsmanagerin Julia Jäkel stieg fünf Monate nach der Geburt ihrer Zwillinge gar in den Vorstand des Medienhauses Gruner + Jahr auf.

Selbst kurze Pausen gefährden den Beruf

Dass aber auch kurze Babypausen keine Karrieregarantie gewähren, durfte vor Kurzem ein Designer feststellen: Sein Chef kündigte dem jungen Vater am ersten Arbeitstag nach seiner Elternzeit – rechtlich einwandfrei, beschäftigt die Werbeagentur doch nur neun Mitarbeiter und fällt damit nicht unter den Kündigungsschutz. Offiziell hieß es, der Vorgesetzte sei mit der Arbeit des Kreativen nicht mehr zufrieden gewesen. Der Vater selbst ist anderer Meinung: „Mein Wunsch, Elternzeit zu nehmen, hat alles verändert“, zitiert ihn das Branchenmagazin „W&V“.

Schon als er seinen Chef zum ersten Mal auf das Thema angesprochen habe, wäre dieser aus allen Wolken gefallen. „Später meinte er dann: Zwei Monate wären für ihn okay – maximal“, sagt der Designer. „Da schwang für mich schon eine unterschwellige Drohung mit.“

Verheimlichung der Schwangerschaft als letzter Ausweg

Weil er aber auf einen Kita-Platz für seinen Sohn warten musste, blieb der Designer länger als zwei Monate zu Hause. Und verlor daraufhin seinen Job. Astrid Bendiks kennt solche Fälle zur Genüge – die selbstständige Arbeitsrechtlerin aus München hatte schon häufig mit Klientinnen zu tun, die nach der Babypause mit Problemen im Job zu kämpfen hatten. Deshalb beschloss Bendiks, bei ihrer eigenen Schwangerschaft auf Nummer sicher zu gehen – und verheimlichte sie.

„Viele Mandanten denken, dass man mit einem Kind nicht mehr genügend Zeit für ihre Belange hat und wesentlich weniger arbeitet“, sagt Bendiks. Um die Abwanderung wichtiger Mandanten zu vermeiden, hüllte sich Bendiks sechs Monate lang nur noch in sackähnliche Kleidung. Als ihr Schwangerschaftsbauch irgendwann trotzdem nicht mehr zu übersehen war, nahm sie keine Gerichtstermine mehr an. Kurz vor der Geburt verabschiedete sie sich offiziell bei ihren Mandanten in einen dreiwöchigen Urlaub, nach der Geburt wimmelte sie Anfragen ab mit der Begründung, dass sie momentan zu viel zu tun habe. Ein halbes Jahr später beendete sie ihre Babypause und begann, wieder Vollzeit zu arbeiten.

Warum die Deutschen keine Kinder wollen
KostenVon der Spielpuppe bis zum Studium - Kinder kosten viel Geld. Diese finanzielle Belastung schreckt viele Deutsche vom Kinderkriegen ab. Das hat eine Umfrage der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen ergeben. Demnach glauben 67 Prozent der Befragten, dass das Geld viele von der Familiengründung abhält. Der Wert habe sich besorgniserregend erhöht, 2011 seien es lediglich 58 Prozent gewesen, sagte der wissenschaftliche Leiter der Stiftung, Professor Ulrich Reinhardt. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes geben Familien rund 550 Euro im Monat für ein Kind aus. Quelle: AP
Freiheit und Unabhängigkeit Am Wochenende feiern gehen, Freunde treffen, reisen: Die Deutschen wollen nach Ansicht von 60 Prozent der Befragten ihre Freiheit und Unabhängigkeit nicht für ein Kind aufgeben. Da scheinen auch finanzielle Anreize durch den Staat kein Argument zu sein. Eine Frau in Deutschland bekommt im Schnitt 1,36 Kinder, im EU-Durchschnitt sind es 1,57. Für die Untersuchung wurden 2.000 Personen ab 14 Jahren gefragt, warum so viele Deutsche keine Familie gründen. 
KarriereEin Karriereknick ist für 57 Prozent das Totschlagargument gegen Kinder. Auch wenn die Politik um flexible Arbeitsmodelle, einen leichteren Wiedereinstieg in den Job und Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen kämpft, so wollen die Deutschen ihren Job nicht für Nachwuchs in der Familie gefährden.
Auch die Meinung, Karriere lasse sich nur schlecht mit Familie vereinbaren, wurde öfter angegeben als noch vor zwei Jahren (54 statt 48 Prozent). Gefordert sind, so heißt es im Fazit der Studie, sowohl die Politiker, die Rahmenbedingungen zu stellen, als auch die Unternehmen, endlich flächendeckend mit der Möglichkeit einer Karriere mit Kind ernst zu machen. „Die Unsicherheit, ja fast schon Angst vor der Familiengründung hält bei vielen Bundesbürgern an“, resümiert Stiftungsleiter Reinhardt. Quelle: dpa
Staatliche Unterstützung Auch wenn es ab dem 1. August einen Rechtsanspruch für unter Dreijährige auf einen Kita-Platz gibt - den Deutschen reicht dies längst nicht aus. 45 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass der Staat immer noch zu wenig tut, um die Geburtenrate in Deutschland zu steigern. Das Argument sei im Westen deutlich öfter zu hören gewesen als im Osten, teilte die Stiftung mit. Der Wert blieb in den vergangenen zwei Jahren unverändert.  Quelle: dpa
Unsichere ZukunftWirtschaftskrise, Klimawandel, Demografie: 39 Prozent der Befragten denken, dass eine unsichere Zukunft der Grund ist, warum sich viele Deutsche gegen ein Kind entscheiden. Der Stiftung zufolge hat das Argument jedoch deutlich an Bedeutung verloren (−7 Prozentpunkte).   Quelle: dpa
Der richtige PartnerManchmal ist es auch ganz simpel, warum kein Nachwuchs geplant ist - es fehlt einfach der richtige Partner. Für 39 Prozent der Befragten sei dies der Grund, warum die Deutschen so wenig Kinder kriegen. Seit zwanzig Jahren nimmt die Anzahl der Single-Haushalte in Deutschland zu, besonders Singles im Alter zwischen 30 und 59 Jahren leben immer öfter allein. Fast ein Drittel der deutschen Singles ist mit dem Alleinsein unzufrieden und wünscht sich einen Partner. Quelle: dpa

Viele Frauen tappen in die Teilzeitfalle

„Wer mit 30 Stunden oder mehr wieder einsteigt, gefährdet seine Karriere weniger“, bestätigt Karriere-Expertin Hofert. „Beruflich wird es immer dann problematisch, wenn Frauen in die Teilzeitfalle tappen.“

Genau das aber – das beweist der Blick auf die Zahlen – tun viele Frauen: Im vergangenen Jahr waren laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) elf Millionen Frauen teilzeitbeschäftigt, doppelt so viele wie 1991. Die Zahl der beschäftigten Frauen stieg demnach um 21 Prozent, das von ihnen geleistete Arbeitsvolumen aber nur um vier Prozent – ein Karrierekiller.

Denn trotz E-Mail, Telefon und Skype, die für viel mehr Flexibilität im Job sorgen, haben es die meisten Arbeitgeber immer noch am liebsten, wenn sie ihre Schäfchen tagtäglich im Büro beobachten können. Zwar bietet laut einer Studie, die das Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universitäten Bamberg und Frankfurt zusammen mit dem Karriereportal Monster veröffentlichte, fast die Hälfte aller befragten Unternehmen Home Office an. Doch laut Statistischem Bundesamt haben 2012 nur knapp acht Prozent der Deutschen manchmal oder hauptsächlich von zu Hause aus gearbeitet.

Karriere ist nur mit Vollzeit möglich

Aller Teilzeit- und Jobsharing-Modelle auch für Führungspositionen zum Trotz: „In Deutschland ist die klassische Kaminkarriere immer noch mit Anwesenheit verbunden – also in Vollzeit vom Büro aus oder gar nicht“, sagt Experte Stefan Becker.

Laut einer Arbeitsmarktstudie des Personaldienstleisters Robert Half bieten gerade einmal 15 Prozent der deutschen Unternehmen ihren Mitarbeitern an, sich mit Kollegen eine Position zu teilen. Im europäischen Vergleich belegt die Bundesrepublik damit den letzten Platz.

Vom Meeting in den Kreissaal

Über derlei Optionen hat Iris Zemzoum gar nicht erst nachgedacht. Für sie stand mit dem Beginn ihrer Schwangerschaft an fest: Ich mache weiter wie zuvor. Auch mit Kind.

Zemzoum leitet den Arzneimittelhersteller Janssen, ein Tochterunternehmen des Pharma- und Konsumgüterherstellers Johnson & Johnson. Bis zu ihrer eigenen Schwangerschaft kannte sie das Thema Babypause vor allem aus der Chefperspektive. Rund 60 Prozent ihrer 800 Mitarbeiter in Deutschland sind weiblich. Es gibt einen eigenen Betriebskindergarten, den die Kinder schon ab dem sechsten Monat besuchen können, und eine flexible Notfallbetreuung für Kinder bis zu zwölf Jahren.

Auch Zemzoums Sohn wird bald das Spatzennest, so der Name der Kinderkrippe, besuchen. Zemzoum musste sich frühzeitig um eine Betreuung für ihr Kind kümmern, denn ihre Babypause sollte gerade einmal wenige Wochen dauern. Noch vier Tage vor der Geburt saß sie in einem Strategie-Meeting mit dem europäischen Vorstand. Freitags verabschiedete sie sich ins Wochenende und kam am Montag nicht mehr ins Büro zurück.

Vollzeit dank Kinderfrau

Die ersten zwei Wochen schaute sie nur manchmal in ihre Mails, führte einige wenige Telefonate. Nach einem Monat fing sie wieder an, ein oder zwei Tage die Woche zu arbeiten, signalisierte ihren Mitarbeitern, in dieser Zeit gut erreichbar zu sein. „Ich wollte immer mal wieder was mitbekommen, damit mir der Einstieg leichter fällt“, sagt die 41-Jährige.

Nach zweieinhalb Monaten nahm sie an einem Meeting in Brüssel teil, war das erste Mal über Nacht von ihrem Sohn getrennt. Vier Monate nach der Geburt arbeitet sie wieder Vollzeit. „Meinen Job kann man nicht mit 30 Stunden machen“, sagt sie. „Ich habe mit einem langen Medizinstudium und dem anschließenden MBA viel investiert. Für den beruflichen Erfolg auf eine Familie zu verzichten stand für mich jedoch nie zur Debatte – ich habe mir immer beides gewünscht.“

Aber nur zu schaffen, weil ihr Mann sich genauso wie sie für die Kindesbetreuung zuständig fühlt. Und sie sich eine Kinderfrau leisten können. Trotzdem kommt vieles zu kurz. So steht auch fünf Monate nach der Geburt des Sohnes noch kein Familienfoto auf ihrem Schreibtisch. Obwohl sie sich immer wieder vornimmt, einen schönen Rahmen zu kaufen – doch dazu ist sie einfach noch nicht gekommen.

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