Dabei spielte die Einführung des Elterngelds eine große Rolle. 2007 trat unter der Ägide der damaligen Familienministerin Ursula von der Leyen eine Regelung in Kraft, die frischgebackenen Eltern bis zu 14 Monate lang finanzielle Unterstützung zuspricht. Mütter und Väter können sich die Zeit untereinander aufteilen: Erst bleibt der eine für ein paar Monate zu Hause und kümmert sich ums Kind, dann der andere. Die Hoffnung: auf diese Weise mehr Väter zur Auszeit zu animieren. Und somit auch der Karrierefalle für Mütter entgegenzuwirken. Doch die Praxis sieht anders aus.
„In der Regel bleiben immer noch die Frauen länger zu Hause“, sagt Stefan Becker von berufundfamilie. Zwar hat sich der Anteil der Männer, die seit der Einführung des Elterngelds eine berufliche Auszeit nehmen, in den letzten acht Jahren mehr als versiebenfacht. Ein genauer Blick in die Zahlen verrät jedoch: 80 Prozent aller Väter, die überhaupt in Elternzeit gehen, entscheiden sich für die kürzeste Variante – zwei Monate.
Frauen kommen immer früher aus der Elternzeit zurück
Damit aber gibt sich Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig nicht zufrieden. Auch beim Elterngeld Plus, das Väter und Mütter in Anspruch nehmen können, deren Kind ab dem 1. Juli 2015 zur Welt kommt, schafft die Politikerin Anreize, damit Mann und Frau sich die Familienarbeit gleichberechtigt teilen. Arbeiten nämlich beide Partner gleichzeitig zwischen 25 und 30 Stunden und teilen sich auch die Sorge um die Kinder fair, gibt es vier Monate Elterngeld Plus obendrauf und zwar für beide Erziehungsberechtigte. Ob sich darauf mehr Väter einlassen als beim kompletten Ausstieg auf Zeit? Schließlich kann Teilzeit genauso zur Karrierefalle werden wie Pausen von mehreren Monaten.
Denn gerade in kleinen Unternehmen wird meist erst für eine Zeitspanne von mehr als einem halben Jahr Ersatz gesucht. Bleiben die Väter also nur die obligatorischen zwei Monate zu Hause, ist es meist auch kein Problem, nach der Rückkehr wieder auf der gleichen Position einsteigen zu können. „Kritisch wird es, wenn ein Elternteil länger als zwölf Monate ausfällt“, sagt Karriereberaterin Svenja Hofert, die Mütter und Väter nach der Babypause beim Widereinstieg berät. Zumindest, wenn man nach der Auszeit keine Abstriche bei Verantwortung und Gehalt in Kauf nehmen will.
Das nehmen sich immer mehr Frauen zu Herzen – zumindest in hochrangigen Positionen. Die Amerikanerin Marissa Mayer, oberste Managerin des Internet-Konzerns Yahoo, nahm nur zwei Wochen nach der Geburt ihres Sohnes wieder auf dem Chefsessel Platz, Jasmin Staiblin, deutschstämmige Chefin des Schweizer Energiekonzerns Alpiq, kehrte nach nur 16 Wochen Mutterschaftsurlaub zurück in den Job. Und Verlagsmanagerin Julia Jäkel stieg fünf Monate nach der Geburt ihrer Zwillinge gar in den Vorstand des Medienhauses Gruner + Jahr auf.
Selbst kurze Pausen gefährden den Beruf
Dass aber auch kurze Babypausen keine Karrieregarantie gewähren, durfte vor Kurzem ein Designer feststellen: Sein Chef kündigte dem jungen Vater am ersten Arbeitstag nach seiner Elternzeit – rechtlich einwandfrei, beschäftigt die Werbeagentur doch nur neun Mitarbeiter und fällt damit nicht unter den Kündigungsschutz. Offiziell hieß es, der Vorgesetzte sei mit der Arbeit des Kreativen nicht mehr zufrieden gewesen. Der Vater selbst ist anderer Meinung: „Mein Wunsch, Elternzeit zu nehmen, hat alles verändert“, zitiert ihn das Branchenmagazin „W&V“.
Schon als er seinen Chef zum ersten Mal auf das Thema angesprochen habe, wäre dieser aus allen Wolken gefallen. „Später meinte er dann: Zwei Monate wären für ihn okay – maximal“, sagt der Designer. „Da schwang für mich schon eine unterschwellige Drohung mit.“