Erfolg Schöne Menschen machen häufiger Karriere

Attraktive Menschen haben es leichter im Job. Denn wer schön ist, erklimmt schneller die Karriereleiter. Doch nicht immer ist Schönheit von Vorteil.

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Gut aussehende Mitarbeiter steigen schneller auf. Es gibt aber auch Regeln zu beachten. Quelle: dpa

Schöne Menschen finden schneller einen Job. Das ist das Ergebnis der New Yorker Universität Syracuse, die jüngst 1300 Personalchefs der größten Unternehmen der USA und Großbritannien befragte. Der Grund: Schönheit wird oft unbewusst mit einer Reihe positiver intellektueller und persönlicher Eigenschaften verbunden: Je attraktiver ein Gesicht, desto sympathischer, fleißiger, intelligenter und erfolgreicher die Person, so der Gedanke. Psychologen bezeichnen dieses Klischee als "What-is-beautiful-is-good"-Stereotyp.

Wer attraktiv ist, verdient mehr
In der Berufswelt ist dieser Stereotyp schon längst angekommen. Schönheit wird als Erfolgsfaktor immer wichtiger. Inzwischen belegen sogar Studien, dass attraktive Menschen vor allem durch ihre Optik finanzielle Vorteile erzielen. "Gutes Aussehen steigert den wirtschaftlichen Erfolg und wirkt sich damit positiv auf die individuelle Lebenszufriedenheit aus", bescheinigte das Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in einer Studie zum Thema.

Der Vorteil guten Aussehens lässt sich sogar in barer Münze messen: Wer gut aussieht, verdient bei gleicher Qualifikation bis zu fünf Prozent mehr als seine durchschnittlich attraktiven Kollegen. Das ermittelte der US-Ökonom Daniel Hamermesh von der Universität Texas. Seiner Erhebung nach sollen sogar Unternehmen mit besonders attraktiven Mitarbeitern höhere Umsätze erwirtschaften.

Schönheit wichtiger als persönliche Kontakte
Mit diesem Phänomen beschäftigen sich auch Attraktivitätsforscher in Deutschland. So etwa die Hamburger Wissenschaftlerin Sonja Bischoff. Die emeritierte Professorin für Betriebswirtschaftslehre untersucht seit Mitte der 1980er Jahre den Zusammenhang zwischen Aussehen und Karriere. In der Langzeitstudie "Wer führt in (die) Zukunft? Männer und Frauen in Führungspositionen der Wirtschaft in Deutschland" stellt sie fest: Attraktivität hat in den letzten Jahren selbst Karriere gemacht.

Zu Beginn der Studie im Jahr 1986 stuften nur fünf Prozent der befragten Führungskräfte das äußere Erscheinungsbild als wichtig ein. Mittlerweile sind es mehr als ein Drittel der Befragten. Weibliche Chefs maßen der Attraktivität mit satten 36 Prozent sogar mehr Bedeutung zu als persönlichen Kontakten oder Seilschaften.

Karriere dank richtiger Kleidung

Je höher die Position, desto formaler die Kleidung. Quelle: dpa

Dieser Trend hat sich aber längst nicht überall herumgesprochen. Immer noch gibt es Führungskräfte, die äußerlich nicht ihrer beruflichen Position entsprechen. Dabei gelten vor allem in Top-Etagen schon lange ungeschriebene Modegesetze, weiß Stiltrainer Uwe Fenner. "Topmanager tragen im internationalen Geschäftsleben am besten einen durchgehenden dunklen Business-Anzug, meist dreiteilig, dunkelgrau oder dunkelblau, vielfach sogar schwarz, was ein bisschen einfallslos ist." Als No-Go gelten hingegen dunkle Jacketts, die mit hellen Hosen kombiniert werden.

"Die Damen tragen ein entsprechendes Outfit mit Kostüm oder Hosenanzug. Sie können aber genau so gut Kleider tragen. Für sie gibt es eigentlich keine genauen Muss-Vorschriften, eher Don'ts, wie zum Beispiel mit Spaghettiträgern und Sandalen zur Arbeit zu erscheinen. Sandalen sind für Herren übrigens genauso Tabu."

Attraktivität kann Frauen schaden
Allerdings kann Schönheit der Karriere auch abträglich sein. Denn wo Männer profitieren, haben es die weiblichen Kolleginnen deutlich schwerer. Zwar verbindet man mit Wallemähne und High-Heels so einiges, am wenigsten aber Kompetenz. Bewerberinnern werden deswegen häufig in eine Schublade gesteckt. Vor allem Frauen, die sich für traditionelle Männerberufe bewerben, könnte es nutzen, wenn sie sich auf ihren Bewerbungsfotos "hässlicher" machen. Das rät zumindest eine US-Studie des Fachblatts "Journal of Social Psychology".

Auch der Mannheimer Soziologe Anke von Rennekampff fand heraus, dass besonders weibliche wirkende Bewerberinnen von Personalchefs häufiger ins Kreuzverhör genommen werden, als weniger attraktive Bewerberinnen. Anwärterinnen mit spitzem Kinn und Pferdeschwanz dürften hingegen länger über ihre beruflichen Erfolge berichten.

Dass es auch anders geht, bewies kürzlich Umweltminister Peter Altmaier. In einem Streitgespräch des "Spiegels" berichtet er, dass er trotz seines "markanten" Aussehens oft genug erfahren habe, dass man vom Äußeren nicht auf die Inhalte schließen kann. Schließlich habe auch Altbundeskanzler Helmut Kohl während seiner Amtszeit nicht gerade dem deutschen Schönheitsideal entsprochen.

Von Zweifeln, sagt Altmaier, sei aber auch er nicht verschont geblieben: "Als ich Parlamentarischer Geschäftsführer wurde, habe ich mich tatsächlich gefragt: Musst du jetzt etwas an dir ändern? Denn in dem Job steht man auch in der Öffentlichkeit, und ich hatte die Befürchtung, dass ich dort kaum vermittelbar sei mit meiner, sagen wir mal, vollschlanken Figur. Bisher war das aber kein Problem, und ich finde, das zeigt auch, wie seriös die deutsche Gesellschaft ist.

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