Kathrin Menges - Geschickt verhandeln
Darunter verstehe ich vor allem, geschickt zu kommunizieren - unabhängig davon, ob es sich bei den Verhandlungspartnern um Männer oder Frauen handelt. Entscheidend ist, dass Sie sich klar und sachlich ausdrücken, ganz gleich, ob Sie für sich selbst oder für eine Sache eintreten.
Definieren Sie zunächst Ihre Verhandlungsziele, und - ganz wichtig - kommunizieren Sie diese! Frauen hoffen häufig, dass ihr Gegenüber ihre Wünsche und Ziele erahnt. Aber das funktioniert in der Regel nicht. Daher rate ich: Sprechen Sie laut aus, was Sie erreichen wollen - und vor allem: wie. Nur dann kann die Verhandlung für Sie erfolgreich verlaufen.
Versuchen Sie, die richtige Mischung aus Zielstrebigkeit und Gelassenheit zu finden. Das zeugt von Selbstbewusstsein und wirkt souverän.
Eine starke Verhandlungspartnerin zeichnet aus meiner Sicht aus, dass sie die notwendige Offenheit und Flexibilität mitbringt, um neue Wege zu gehen, und gegebenenfalls auch unerwartete Lösungsansätze zulässt. Denn meist gibt es viele verschiedene Wege, die Sie zum Ziel führen.
Carolin Eggers - Eigene Erfolge vermarkten
Wer gesehen werden will, muss sich sichtbar machen! Als ich vor acht Jahren bei Microsoft als Trainee anfing, hatte ich vor allem ein Ziel: meinen Job möglichst gut zu machen und die an mich gestellten Erwartungen zu erfüllen.
Sowohl im Marketing als auch im Vertrieb arbeitete ich oft direkt beim Kunden und mit Partnern zusammen. Die Rückmeldungen aus diesen Projekten landeten also häufig bei mir selbst. Mal in einer kurzen Mail, mal in einem persönlichen Gespräch - und dazu gehörte auch Lob.
Natürlich freute ich mich darüber, aber damit gleich bei meinem Chef hausieren zu gehen? Diese Aufgaben gehörten doch zu meinem Job und waren für mich selbstverständlich - so zumindest dachte ich früher. Das Ergebnis: Die zufriedenen Kundenstimmen drangen nur selten zu meinem Vorgesetzten durch.
Heute weiß ich: Kommunikation ist wichtig, und dazu gehört auch die Kommunikation der eigenen Leistung. Was habe ich dem Team gebracht? Wo liegen meine Stärken? Wie kann ich diese ausbauen und gewinnbringend für das Unternehmen einsetzen?
Mittlerweile stehe ich auf der anderen Seite und muss Teams für Kunden zusammenstellen. Dabei merke ich selbst, wie schwierig es manchmal ist, die Stärken des weiblichen Nachwuchses richtig einzuschätzen. Deswegen freue ich mich, wenn die Kolleginnen tolles Feedback aktiv weiterleiten - und motiviere sie dazu, ihre Leistungen entsprechend selbstbewusst zu präsentieren. ´´
Verena Delius - Kritik verarbeiten
Im vergangenen Jahr nahm ich an Stefan Raabs politischer TV-Talkshow „Absolute Mehrheit“ teil. Mir war schon vorher völlig klar, dass ich mich damit weit aus dem Fenster lehnen und viel Angriffsfläche bieten würde. Dennoch überraschte mich die Resonanz. Nicht nur die Zeitungen schrieben kritisch über die Sendung und meine Person, auch die Nutzer in den sozialen Netzwerken reagierten teilweise heftig auf meinen Auftritt in der Sendung. Ich sei zu blass gewesen, hätte nicht genügend gute Argumente gehabt oder nur zur hübschen Deko getaugt. Selten zuvor musste ich mit so viel Kritik umgehen.
Meine erste Reaktion: Ich bereute die Teilnahme zutiefst und wollte sie am liebsten ungeschehen machen. Doch im Nachhinein bin ich froh, dass ich diese Erfahrung gemacht habe.
Ich habe viel über mich gelernt, mich mit mir selbst auseinandergesetzt und bin persönlich an diesem Auftritt gereift. Für mich ist es jetzt in Ordnung, nicht jedermanns Liebling zu sein. Wenn ich nur gelobt worden wäre, wäre ich, ohne nachzudenken, weitergelaufen.
Ich rate Frauen daher, sich von Kritik nicht verunsichern und einschüchtern zu lassen, sondern an ihr zu wachsen - und sie als Chance zu sehen, sich selbst zu reflektieren und besser zu werden. Wenn wir Kritik als Angriff empfinden, weichen wir zurück. Wenn wir es vermeiden, uns Kritik auszusetzen, stehen wir still. Daher ist Kritik - idealerweise konstruktiv geäußert - das Beste, was einem passieren kann.
Ines Kolmsee - Macht anstreben
Ich wusste schon im Studium, dass ich mal eine Führungsposition übernehmen wollte - obwohl ich damals noch keine konkrete Vorstellung hatte, was das in der Welt der Wirtschaft heißt. Doch eine Beobachtung habe ich in meiner Studienzeit und im Berufsleben immer wieder gemacht: Viele Frauen wollten nach oben und hatten auch das Potenzial dazu. Trauten sich aber nicht, sich dafür einzusetzen. Macht muss man wollen und auch aushalten können, wenn man sie hat.
Egal, ob Männer oder Frauen - die Chance, entdeckt zu werden, ist gering. Deshalb gilt: Wer nach oben will, muss dafür mehr tun, als nur seine Arbeit pünktlich und gewissenhaft abzuliefern.
Was dieses "Mehr" sein kann? Zum Beispiel: unbeliebte Aufgaben übernehmen, die für den Erfolg eines Projektes wichtig sind. Oder: ein gesundes Maß an Selbstvermarktung zeigen und nicht andere die eigenen Erfolge für sich reklamieren lassen. Gerade für Frauen ist es außerdem wichtig, sich überkommener Rollenklischees bewusst zu sein. Wenn ein Mann dem Gegenüber Kaffee einschenkt, dürfte das seiner Karriere nicht schaden. Bei einer Frau besteht gleich die Gefahr, dass sie in die "Teamassistentinnen-Schublade" gesteckt wird. Auch passiert es Frauen eher als Männern, dass man ihnen mit – implizitem oder explizitem - Hinweis auf potenzielle oder tatsächliche Kinder bestimmte Projekte nicht zutraut oder anbietet.
Deshalb glaube ich: Frauen müssen ihre Macht deutlicher demonstrieren als Männer, wenn sie noch aufsteigen wollen. Sonst droht auch eine Frau, die die wichtigen Voraussetzungen "wollen" und "können" erfüllt, auf halber Strecke steckenzubleiben.
Daniela Weber-Rey - Intelligent netzwerken
Ein Anfang als Exotin: 1984, ich war gerade 27 Jahre alt, habe ich für die deutsche Kanzlei Pünder Volhard & Weber ein Auslandsbüro in New York mit aufgebaut, teils parallel zum Studium an der Columbia University. Damals waren Frauen in Führungspositionen absolute Ausnahme - nicht nur in Deutschland. Also war Netzwerken ganz leicht: Wir seltenen Frauen haben uns einfach gegenseitig angesprochen. Tolle Frauen habe ich damals kennengelernt, zu denen ich zum Teil heute noch Kontakt habe.
Es kommt also vor allem auf einen selbst an, wenn es darum geht, Kontakte zu knüpfen. Wer nur rumsteht und an seinem Glas nippt, muss sich nicht wundern, wenn er keinen Anschluss findet. Wir müssen ständig den Austausch suchen. Und wenn es dazu scheinbar keine Gelegenheit gibt, müssen wir sie eben schaffen.
Als ich mit Anfang 30 drei kleine Kinder hatte, wurde mir bald klar: Ich muss andere Wege gehen als meine Kanzleikollegen, die bei abendlichen Treffen in Restaurants und Bars ihre Kontakte mit Mandanten und Kollegen pflegten. Da ich als Mutter aber für ein spätes Abendessen zu Hause sein wollte und lieber danach von zu Hause weiter arbeitete, habe ich Kollegen und Mandanten zu mir nach Hause eingeladen. Wir haben gemeinsam gegessen – auch mit den Kindern. Das kam sehr gut an und hat zu vielen beruflichen Freundschaften geführt.
Was ich daraus gelernt habe: zum einen, dass es kaum bessere Situationen gibt, Menschen von ihrer wahren Seite kennenzulernen, als wenn ein Kind ein Glas Rotwein umwirft. Aber auch, dass es sinnvoll ist, seine Kreise in unterschiedlichen Konstellationen zusammenzubringen. Vor allem aber, dass man Frauen und Männer mischen soll. Mir ist schon bewusst, dass manche Frau beim Aufbau ihres Netzwerks sich erst mal unter ihresgleichen bewegen möchte. Anders als Männer, denen es offenbar leichter fällt, sich aus einzelnen Eigenschaften von Vorbildern ihre eigene Beraterpersönlichkeit zu zimmern, brauchen Frauen eher weibliche Vorbilder, an denen sie sich ganz und gar orientieren können. Doch die sind nur schwer zu finden.
Mittelfristig geht es aber nur für solche Frauen nach oben, die sich nicht zu lange hinter diesem Schutzwall verstecken, sondern sich regelmäßig in heterogenen Kreisen bewegen. Jede Person mit einer neuen Perspektive kann einen intellektuell inspirieren - das macht auch einfach Spaß.
Aber natürlich darf es nicht darum gehen, seine Kontaktliste wahllos mit immer neuen Namen zu füllen. Nicht die Masse macht’s – konzentrieren Sie sich auf die Menschen, die Sie nach vorn bringen oder an denen Sie besonderen Spaß finden. Und riegeln Sie diese Kreise nicht voneinander ab, sondern bringen Sie Ihre Kontakte zusammen. Das kostet zwar Zeit, schafft aber ein wertvolles Strahlengeflecht, von dem Sie immer wieder profitieren werden.
Wer sich das nicht gleich selbst zutraut, sollte sich eine Mentorin suchen. Und mit Fingerspitzengefühl einfordern: "Hilf mir bitte." Das ist bislang eher eine Stärke der Männer, die sich aber auch wandeln müssen: Auch sie müssen lernen, mit Frauen in Führungspositionen umzugehen. Und das klappt nun mal nicht, wenn man sich ausschließlich in seinen hermetisch abgeriegelten Old Boys Networks bewegt.
Margarete Haase - Konkurrenz annehmen
Als ich vor langer Zeit eine Top-Position im europäischen Ausland übernehmen wollte, hörte ich von meinen Vorgesetzten: "Für so einen Job ist eine Frau nicht taff genug." Konsequenz und Härte sind keine Eigenschaften, die Männer einer Frau zuschreiben. Und so sagten auch meine männlichen Kollegen: "Als Mann wärst du schon weiter." Diese beiden Sätze hätten mich entmutigen können. Haben sie aber nicht - im Gegenteil. Sie haben mich gestärkt.
Ich habe erkannt, dass ich nur zwei Optionen hatte: Entweder ich kapituliere, oder ich entscheide mich, nicht aufzugeben, und nehme den Konkurrenzkampf um Top-Positionen an. Die Wahl fiel mir nicht schwer, und der Leitsatz "Niemals aufgeben" wurde zum Credo meines Berufslebens.
Frauen müssen erkennen, dass es oft gar nicht an ihren Qualifikationen liegt, wenn sie bei personellen Entscheidungen auf der Führungsebene nicht bedacht werden. Sondern daran, dass sie selbst nicht an sich glauben.
Frauen sollten ihre Kompetenzen selbstsicher präsentieren, Förderung sowie Aufstieg einfordern und dürfen sich vor allem nicht scheuen, schwierige Aufgaben anzunehmen. Wenn man mich vor zwei Herausforderungen gestellt hat, habe ich mich grundsätzlich für die schwierigere entschieden. Denn diese bot die wirklich große Chance, sich zu beweisen und sich von der Konkurrenz abzuheben.
Angela Hornberg - Meetings meistern
Eine Tatsache sollte jeder Frau immer bewusst sein: Die Arbeitswelt wird in den meisten Fällen immer noch von Männern bestimmt. Wenn Frauen zur Arbeit gehen, betreten sie also gewissermaßen kulturelles Ausland. Soll heißen: Auch eine Konferenz oder ein Meeting im Büro ist nichts anderes als ein Lehrstück in interkultureller Kommunikation.
Häufig staune ich über das Verhalten und den Kommunikationsstil von Frauen, wenn sie mir an Konferenztischen oder im Büro ihres Chefs begegnen. Was mir in diesen Situationen immer wieder auffällt: Frauen reden zu schnell, zu viel, zu unstrukturiert. Dabei müssten sie, um in solchen Dialogen oder Diskussionsrunden überzeugender auf ihr Gegenüber zu wirken, nur einige wenige zentrale Regeln beachten.
Erstens: Ein erfolgreiches Meeting beginnt bereits vor der Tür. Deshalb sollten Sie vom ersten Augenblick an Souveränität demonstrieren. Treten Sie also bewusst an die Schwelle des Raumes, und bleiben Sie dort kurz stehen. Schauen Sie sich langsam um. Schweigen Sie. Nicken Sie freundlich. Aber quetschen Sie sich nicht einfach auf irgendeinen beliebigen freien Stuhl. Entscheiden Sie sich stattdessen bewusst, wo genau Sie sitzen wollen. Beobachten Sie daher, wer bereits im Raum anwesend ist, wer sich mit wem unterhält und welches der beste Sitzplatz ist. Und genau diesen Platz nehmen Sie dann ein.
Zweitens: Angenommen, jemand macht in der Runde einen Vorschlag. Preschen Sie jetzt nicht als Erste vor. Lassen Sie zuerst andere spontan ihre Meinung äußern. Dann wiederholen Sie, was Ihnen am Gesagten besonders gefallen hat - allerdings sehr viel langsamer, deutlicher und vor allem etwas kürzer. Sie werden erstaunt sein, wie sehr Ihre Kollegen und Vorgesetzten Ihren wertvollen Beitrag loben.
Drittens: Immer wieder kommt es vor, dass jemand Ihren Redebeitrag durch eine Zwischenbemerkung stört. Deshalb brauchen Sie eine Taktik, um unliebsame Attacken abzuwehren - und die funktioniert wortlos. Stoppen Sie dazu zunächst Ihren Redefluss. Warten Sie einige Sekunden. Wenden Sie sich dann dem Störer zu, und schauen Sie ihm in die Augen. Halten Sie es aus - den Blick, das Schweigen, die Pause. Wenden Sie sich dann dem wichtigsten Menschen im Raum zu, und setzen Sie Ihren Redebeitrag fort, als wenn nichts gewesen wäre. Ich kann Ihnen versichern, dass Ihnen der Störer so schnell nicht mehr ins Wort fällt.