Ferien Urlaub ist ein hartes Los

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Auch der Urlaub wird "inszeniert"

Für die meisten Manager ist es schwer in den Ferien vom Beruf loszulassen. Quelle: Thomas Fuchs für WirtschaftsWoche

Wie wichtig ist dafür die Wahl des Urlaubsorts?

So wichtig wie Kleidung oder Accessoires. Die Hochburgen des Massentourismus sollte man als Manager möglichst meiden. Mallorca oder Teneriffa im Hochsommer – geht natürlich nicht.

Aber Kanufahren in den kanadischen Rocky Mountains?

Frau und Kinder in der Blockhütte, während der Vater lebensgefährliche Wildwasserfahrten unternimmt – ja, das ginge.

Auch der Urlaub im Odenwald?

Wenn da ein Jagdschlösschen ist – warum nicht? Etwas Originelles geht immer.

Mit anderen Worten: Auch im Urlaub unterliegen wir dem System der feinen Unterschiede, inszenieren uns so, wie wir von andern gern gesehen werden wollen?

Sicher, dem können wir gar nicht entgehen. Wir spielen immer Theater, erst recht im Urlaub. Eine Leserin hat mir mal gesagt, alle meine Geschichten würden um das Thema Schein und Sein kreisen. Ich glaube, das trifft es. Es geht immer um die Frage: Wer bin ich, und wer könnte ich sein? In der Welt der Business Class wird das nur besonders augenfällig. Da sind die Manager unentwegt bemüht, dem Bild, das sie von sich entwerfen, gerecht zu werden, versuchen Selbstbild und Fremdbild möglichst einander anzugleichen. Allerdings gelingt ihnen das nicht immer.

Dabei böte doch gerade der Urlaub die Chance, sich frei zu machen von solchen Zwängen im Sinne von "Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein".

Schon, aber erstens weiß keiner von uns genau, wer er "eigentlich" ist, weil wir verschiedene, oft gegenteilige Identitäten in uns tragen. Außerdem ist das Berufsethos am Ende doch stärker: Der Manager mag im Urlaub an der Côte d’Azur probehalber den Bohemien in sich entdecken, trotzdem wird er nicht zwei Wochen im Bistro abhängen und Wein in sich hineinschütten oder nach dem Urlaub mit Shorts in der Firma auftauchen.

Weil er sich nicht traut?

Nein, weil sein Selbstideal das nicht zulässt. Oder seine Frau ihn rechtzeitig daran hindert. Ich muss da immer an Snoopy von den Peanuts denken, wie er auf dem Dach seiner Hundehütte sitzt und sich vorstellt, er sei das Flieger-As aus dem Ersten Weltkrieg. Dieses Bild sehe ich als Denkblase immer über den Köpfen der Manager in den Business-Lounges dieser Welt: Hier sitzt er, Fritz Gerster, Senior-Vice-President, isst ein Brötchen, trinkt ein Wasser und arbeitet heroisch die Sitzungstermine an seinem Laptop ab.

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