Forschung Warum Kinder so kreativ sind

Kinder sind viel kreativer als Erwachsene - auch darin, Probleme zu lösen. Eine neue Studie der Uni Berkeley geht diesem Phänomen nun auf den Grund.

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Kinder malen mit Kreide auf der Straße. Quelle: dpa

Kinder haben eine besondere Art zu denken. Oft lachen wir über deren vermeintlich groteske Denkansätze und Ideen, doch nie ohne einen Tropfen Wehmut. Wo ist diese Gabe hin, einfache Probleme kreativ zu lösen? Warum haben Kinder Ideen, die Erwachsene nicht mehr haben?

Das fragte sich auch Alison Gopnik, Psychologin an der Berkeley-Universität in Kalifornien. Zusammen mit einem Team von Wissenschaftlern erforschte sie daher in verschiedenen Studien, wie sich die Art, Probleme zu lösen, im Laufe des Lebens verändert.

Um es vorwegzunehmen: Tatsächlich lösen Kinder Probleme kreativer, außerdem nehmen sie neue Informationen besser auf.

Was die Kreativität fördert

Das hat nach Aussage von Gopnik vor allem einen Grund: Je älter Menschen werden, desto mehr wissen sie. Doch genau dieses Wissen hindert Erwachsene offenbar daran, Probleme kreativ zu lösen.

Das zeigte sich auch in Gopniks Experimenten mit etwa 800 Freiwilligen. Die einen waren erst vier Jahre alt, die anderen Studenten Mitte 20. Im ersten Experiment bekamen alle dieselbe Aufgabe: Auf einem Tisch stand ein Würfel, der aufleuchten konnte, und Klötze in verschiedenen Formen. Mal ein Kreis, mal Stern, mal ein Kegel. Der Würfel leuchtete allerdings nur dann, wenn bestimmte Formen auf ihm lagen.

Dieses Muster sollten die Probanden nun selbst erkennen. Und dabei entdeckte Gopnik: Mit zunehmendem Alter waren die Probanden eher geneigt, die offensichtliche Lösung zu wählen. Sie glaubten, dass nur eine bestimmte Form für das Leuchten verantwortlich sei und die anderen bedeutungslos. Kinder entschieden sich hingegen häufiger für den ungewöhnlicheren Gedankengang und gingen davon aus, dass der Würfel nur durch eine bestimmte Kombination von Formen zum Leuchten gebracht werden konnte.

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Im zweiten Schritt gab Gopnik allen Probanden dezente Hinweise, die auf eine Erklärung hindeuteten. Und siehe da: Kinder änderten ihre Entscheidung, je nachdem auf welche Fährte sie zuvor gesetzt wurden. Erwachsene hingegen hielten an ihrer ursprünglichen Einschätzung fest.

In einem weiteren Versuch stellte Gopnik den Testpersonen zwei Kinder vor, die die Wahl zwischen zwei potenziell gefährlichen Spielzeugen hatten, einem Skateboard und einem Roller. Die Probanden sollten nun erklären, warum sich die Mädchen für das eine oder gegen das andere Spielzeug entscheiden könnten.

Kinder zogen überwiegend die Merkmale der Spielzeuge in Betracht, sie konzentrierten sich also auf offensichtliche Fakten. Erwachsene hingegen sahen die Begründung eher in der Persönlichkeit der Mädchen: Vielleicht war ja eines mutiger als das andere.

Gopnik glaubt: Wer wieder lernen möchte wie ein Kind, müsste sich eine kindgerechte Umgebung schaffen: stressfrei und ohne Vorwissen. Nur wer sich von alten Informationen löst, kann annähernd kreativ sein wie ein Kind.

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