"Lachen ist gesund" – das belegen zahlreiche Studien. Lachen lindert Schmerzen, stärkt das Immunsystem und beschleunigt Heilungsprozesse. Deshalb spielt Humor in vielen Psychotherapien eine Rolle. Zum Beispiel in der Existenzanalyse von Viktor Frankl, dem Pionier des therapeutischen Humors. Bei seiner bekanntesten Humormethode, der paradoxen Intention, soll sich der Klient genau das wünschen, was bei ihm besonders angstbesetzt ist. Seine übersteigerte, unbegründete Angst soll er unter anderem dadurch überwinden, dass er sie auslacht. Ähnlich funktioniert die Provokative Therapie von Frank Farrelly.
Ziel: Blockaden und Spannungen lösen
Menschen neigen in Problemsituationen dazu, nur noch die Probleme zu sehen. Oft fühlen sie sich als Opfer widriger Umstände – ohne Handlungsspielraum. Gerade dann ist oft ein Querdenken nötig, um das festgefahrene Denken wieder ins Fließen zu bringt, so dass neue Handlungsperspektiven am Horizont erscheinen.
Eleonore Höfner, die Leiterin des Deutschen Instituts für Provokative Therapie, sieht im Humor auch ein wirkungsvolles Präventionsinstrument gegen einen Burnout bei professionellen Helfern, zum Beispiel Therapeuten. Dasselbe gilt für Projektmanager und Führungskräfte. Sie alle dürfen im Kontakt mit Kollegen, Mitarbeitern, aber auch Vorgesetzten oft nicht ihren spontanen, emotionalen Impulsen und Bedürfnissen folgen. Humor kann dann ein Vehikel sein, um trotzdem bei sich selbst zu bleiben und Persönlichkeit zu zeigen.
Folgende humorvollen Interventionsstrategien können Berater, aber auch Führungskräfte und Projektmanager in Situationen, in denen scheinbar nichts mehr geht, zum Beispiel nutzen.
Methode 1: Das Welt- oder Selbstbild liebevoll karikieren
Methode 2: Negatives Umdeuten – humorvolles Reframing
Methode 4: Dem "Gummibaum" lauschen – Dissoziation zum Perspektivenwechsel
Hilfreich für einen Perspektivwechsel sind auch Dissoziationen. Das heißt, sich als Person quasi von außen zu betrachten und zu fragen: „Wie sehen mich andere?“ Dadurch wird ein schärferes Bewusstsein für die eigenen Verhaltensweisen erreicht. Dieses setzt wiederum Reflexionsprozesse in Gang. Das ist wichtig, um festgefügte Denk- und Verhaltensstrukturen aufzubrechen.
Dissoziative Fragen wären zum Beispiel: „Was glauben Sie, was Ihr Kollege denkt, wenn er Sie so in Rage sieht?“ Oder: „Was würde unser Chef zu dem Problem sagen?". Oder: „Was würde Ihnen Ihre Mutter in dieser Situation raten?“
Zu dieser eher ernsten Betrachtungsweise gibt es humorvolle Alternativen. Zum Beispiel: „Was würde mir der Gummibaum in Ihrem Büro über die Kommunikation in Ihrer Abteilung erzählen?“ Oder: „Wie würde die Kaffeetasse auf Ihrem Schreibtisch Sie beschreiben?“
Vorsicht: Humor wohldosiert und gezielt einsetzen
Mit allen genannten Methoden können Sie das Denken Ihrer Gesprächspartner oft in eine andere, zielführende Richtung lenken. Humor kann dabei helfen – sowohl im Beratungs-, als auch im Führungs- und Projektalltag. Doch Vorsicht! Falsch eingesetzt, wirkt Humor destruktiv. Steht zum Beispiel die Beziehung Führungskraft- Mitarbeiter auf tönernen Füßen, wird ein gut gemeinter Scherz schnell als Schadenfreude interpretiert. Ähnlich ist es, wenn eine Person in dunklen Gedanken gefangen ist. Dann wird eine humorvoll gemeinte Aussage oft als mangelnde Empathie interpretiert. Denn was Menschen als humorvoll empfinden, ist individuell verschieden. Und es hängt vom derzeitigen Befinden einer Person ab, ob sie etwas als lustig oder nicht empfindet. Das gilt es beim Einsatz von Humor als „Interventionsinstrument“ zu bedenken.
Für alle Methoden, einer Person oder Gruppe mit Humor neue Sichtweisen zu eröffnen, gilt: Es ist enorm wichtig, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wann sie (nicht) genutzt werden können. Denn Humor als Interventionsinstrument ist stets eine Gratwanderung. Prüfen Sie deshalb, bevor Sie sich für den Einsatz dieses Instruments entscheiden, stets:
- Wie tragfähig ist meine Beziehung zum Gegenüber?
- In welcher mentalen Verfassung ist er? Und:
- Was verrät mir seine Körpersprache?
Ist der Klient, Kollege oder Mitarbeiter beispielsweise innerlich kurz vorm „Platzen“, dann sollten Sie auf Humor verzichten. Wenn Sie unsicher sind, ob Humor wirklich das geeignete Instrument ist, sollten Sie auf seinen Einsatz verzichten. Denn Humor ist kein einfach zu handhabendes Interventionsinstrument – aber oft ein sehr wirkungsvolles.