Gehaltstest So viel ist Ihre Arbeit wert

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Der Zeitfaktor ist nicht zu unterschätzen

Wer richtig gut verdienen will, muss sich in Karrierefragen beeilen. Die ersten zehn Jahre im Beruf entscheiden über den weiteren Verdienst im gesamten Leben. Das zeigt eine im Februar veröffentlichte Studie im Auftrag der Federal Reserve Bank of New York. Ökonomen haben dafür Daten von fünf Millionen US-Arbeitnehmern über einen Zeitraum von 40 Jahren ausgewertet.

Zwar lassen sich die Erkenntnisse aus den USA nicht eins zu eins auf den europäischen Arbeitsmarkt übertragen. Aber eine Entwicklung ist unverkennbar: Die Zeiten, in denen man gemächlich ins Berufsleben starten konnte, weil die Karriere ohnehin ein ganzes Leben andauert, sind vorbei. Wer die Konkurrenz mit Mitte 30 noch nicht abgehängt hat, wird wohl nie zu den Top-Verdienern gehören.

Verena König

Verena König muss sich da keine Sorgen machen. Die 27-Jährige zählt schon jetzt zur Einkommenselite. Seit drei Jahren arbeitet sie als Strategieberaterin bei Accenture, dem weltgrößten Outsourcing- und Beratungsdienstleister. Sie berät Banken dabei, Strategien für mobile Geräte zu entwickeln – damit Kunden ihre Geldgeschäfte künftig vor allem per App auf Smartphones und Tablets erledigen können.

„Ich bin ein Zahlenmensch“, sagt König. Und das ist ein großer Vorteil. Denn viele Frauen gibt es in ihrer Branche nicht. Schon während des Bachelor-Studiums in internationaler Betriebswirtschaftslehre und später beim Management-Master genoss sie einen Exotenstatus. Das machte sich schnell bezahlt.

Verdienen Sie genug?

König hatte ihre Masterarbeit noch nicht abgegeben, da unterschrieb sie schon ihren Arbeitsvertrag bei Accenture. Angestellte in ihrer Position und mit vergleichbarer Berufserfahrung verdienen bei dem Consulting-Konzern bis zu 95.000 Euro im Jahr. Nur Banken zahlen im Schnitt noch höhere Löhne.

Frauen wählen die falschen Jobs

König hat somit einen Fehler vermieden, den viele Frauen begehen: „Mit Blick auf das zu erwartende Gehalt wählen Frauen noch immer die falschen Jobs“, sagt Gehaltsvergleich.com-Chef Böger. In den von Frauen bevorzugten Service-, Dienstleistungs- und Pflegeberufen seien die Löhne vergleichsweise gering. Dadurch erklärten sich etwa zwei Drittel der Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern.

Männer- und Frauenberufe

Frauen verdienen hierzulande noch immer rund 22 Prozent weniger als Männer. Selbst bei vergleichbaren Jobs und vergleichbarer Qualifikation beträgt der Unterschied laut Statistischem Bundesamt etwa sieben Prozent. Auch deswegen nun die Transparenz-Offensive von Ministerin Schwesig: Sie hofft, dass mehr Transparenz auch gerechtere Löhne hervorbringt. Denn Leistung, so ihr Kalkül, würde stärker honoriert: Nicht mehr derjenige, der am besten verhandelt, bekäme am meisten Geld – sondern derjenige, der die beste Arbeit erbringt.

Für Beraterin König steht dennoch fest: „Natürlich muss das Gehalt stimmen. Mindestens genauso wichtig ist mir aber eine steile Lernkurve und abwechslungsreiche Aufgaben.“ Das bestätigt auch Helmuth Uder, Vergütungsexperte beim Beratungsunternehmen Towers Watson. „Junge Mitarbeiter wollen, dass der Arbeitgeber Weiterbildungsmöglichkeiten bezahlt, flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorte organisiert oder für Nebenleistungen wie einen Dienstwagen oder betriebliche Altersversorgung aufkommt.“

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