Wenn es darum geht, wer in Deutschland wie viel verdient, geht es immer auch um regionale Unterschiede: Wo große Konzerne sitzen, treiben sie das Lohnniveau nach oben, in Metropolen (und Metropolregionen) sind die Lebenshaltungskosten höher als auf dem Land und entsprechend hoch sind auch die dort gezahlten Löhne. Deshalb verdient der Münchner mehr, als jemand aus der Uckermarck und wer bei Audi arbeitet, bekomm im Schnitt mehr, als ein KfZ-Mechatroniker in einer kleinen Werkstatt. Soweit die Theorie.
Wie groß das Gefälle zwischen den neuen und den alten Bundesländern tatsächlich ist, zeigt jetzt eine Auswertung der Vergleichsplattform Gehalt.de, wofür 339.006 Gehaltsdaten aus ganz Deutschland miteinander verglichen wurden. Das Ergebnis: Im Mittel bekommen Angestellte im Osten Deutschlands 25 Prozent weniger Geld als ihre Pendants im Westen. So liegt das durchschnittliche Jahresgehalt für alle Fachkräfte in den alten Bundesländern bei 42.968 Euro, in den neuen Bundesländern sind es 34.308 Euro.
Bei einigen Branchen ist die Differenz noch größer. So verdient ein Elektroniker ohne Personalverantwortung in Westdeutschland durchschnittlich 42.273 Euro brutto im Jahr, wogegen der Kollege oder die Kollegin aus den neuen Bundesländern nur 32.109 Euro brutto verdient. Das ist ein Unterschied von mehr als 30 Prozent.
Eine Ausnahme ist Berlin: Hier liegen die Gehälter mit 41.020 Euro auf überdurchschnittlichem Niveau. Im Vergleich zu den neuen Bundesländern erhalten Berliner rund zehn Prozent mehr Gehalt. "Die Hauptstadt gilt als Mekka für Gründer und Start-Ups, was Auswirkungen auf das Gehaltsniveau hat", sagt Philip Bierbach, Geschäftsführer von Gehalt.de. Auch Leipzig und Dresden finden bei jungen Menschen immer größeren Zuspruch – zum Beispiel bei Abiturienten auf der Suche nach einem Studienplatz – an den Durchschnittslöhnen ändern Abiturienten und Studenten allerdings nichts.
Lediglich die Start-Up-Szene, die zum Teil auch schon in Leipzig fußt, kann für einen Anstieg des Gehaltsniveaus in der Region sorgen. So lange sich nicht mehr Unternehmen in den neuen Bundesländern niederlassen, die das Gehaltsniveau beeinflussen, bleibt das Ost-West-Gefälle also ein weiterer Bestandteil von deutschen Gehaltsdebatten.