Gehirnleistung Stress macht vergesslich

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Viele Jahre Stress führen zu Dummheit

10 Tipps für einen schnellen Feierabend
Zeit sparenWenn jemand „Kannst du mal eben …?“ sagt, will er meistens Ihre Zeit. Natürlich sollen Sie nicht jede Bitte ablehnen. Aber auch nicht einfach immer Ja sagen und anderer Leute Arbeit übernehmen. Quelle: dpa
DelegierenOrganisieren Sie Ihre Arbeit effektiv. Das bedeutet vor allem: Was der Praktikant tun kann, sollten nicht Sie tun. Dann klappt's auch mal mit einem frühen Feierabend. Quelle: dpa
FleißWer seine Aufgaben gut und schnell erledigt, wird bei Vorgesetzen auch Verständnis finden, wenn er sich mal früher aus dem Staub macht. Quelle: dpa
KinderKein Chef wird sich Ihnen in den Weg stellen, wenn Sie sich um Ihre kranken Kinder kümmern müssen (oder wollen). Auch der Auftritt des Sohnes im Kindertheater oder der Tochter im Schul-Ballett sind ein gutes Argument für den frühen Feierabend. Quelle: dpa
Termine am NachmittagBüroluft macht unfrei. Machen Sie mehr Außentermine klar. Und legen Sie sie möglichst auf den Nachmittag, damit es sich danach nicht mehr lohnt, ins Büro zu kommen. Quelle: Fotolia
StoppSie müssen Grenzen setzen. Stellen Sie sich vor, Sie wären Ihr eigener Arbeitsschutzbeauftragter. Ihre Aufgabe besteht darin, dafür zu sorgen, dass Sie mindestens zweimal, besser dreimal pro Woche pünktlich Feierabend machen. Überlegen Sie genau, wie Sie sich selbst dazu bringen. Quelle: dpa
Eigenes BüroWer im Großraumbüro sitzt, kann es nicht unbemerkt verlassen. Neben vielen andere Vorteilen erlaubt ein Einzelbüro auch, ohne großes Aufsehen nach Hause oder sonst wohin zu gehen. Also organisieren Sie sich eines, wenn Sie es können. Quelle: Fotolia

Hält der Stress über mehrere Monate an, kann es sogar zum Absterben von Nervenzellen im Hippocampus kommen, hat der niederländische Neurobiologe Ron de Kloet entdeckt. Anders als Körperzellen werden sie nämlich nicht nachgebildet. Wer sich Jahre lang viel Stress zumutet, wird dadurch also gewissermaßen dümmer. So ist auch der Zusammenhang zwischen demenzähnlichen Symptomen und Stress erklärbar. Hinzu kommt das bereits erwähnte Risiko einer Depression. Das hat besonders im Alter Folgen.

"Es kommt vor, dass eine stressbedingte Depression mit beginnender Demenz verwechselt wird – oder mit ihr einhergeht. Tübinger Wissenschaftler haben kürzlich herausgefunden, dass eine Depression das Risiko einer Alzheimer-Demenz um das Zwei- bis Dreifache erhöht", sagt Hagemann. Schon bei 60-Jährigen sind diese Effekte zu beobachten – einem Alter, in dem viele noch voll im Job stehen.

Hinzu kommt, dass Stress den Altersprozess beschleunigt: Forscher fanden in Versuchen mit Ratten und Meerschweinchen heraus, dass die stressbedingten, neurobiologischen Veränderungen im Hirn dem normalen Alterungsprozess stark ähneln. Bei jungen Menschen sind zunächst "nur" die kognitiven Fähigkeiten eingeschränkt, sie können aber gut wiederhergestellt werden, wenn die Belastung abnimmt. Bei Älteren hingegen zeigt sich ein bereits signifikanter Verlust von Nervenzellen, der nicht mehr rückgängig zu machen ist.

Allerdings gibt es auch Hoffnung: Die Neuroplastizität des Hirns – das ist die Fähigkeit von Synapsen, Nervenzellen und ganzen Hirnarealen sich zu verändern – ist bis ins hohe Alter gegeben. Selbst wer in mittleren und älteren Jahren viel Dauerstress ausgesetzt war, kann mit etwas Gedächtnistraining gegensteuern. Etwas neues zu lernen ist ein sehr wirkungsvolles Mittel gegen Stress.

Bekannt und ausgebrannt
Ralf Rangnick Quelle: dapd
Markus Miller Quelle: dapd
Miriam Meckel Quelle: dpa
Matthias Platzeck
Sebastian Deisler Quelle: Reuters
Renée Zellweger Quelle: dpa
Sven Hannawald Quelle: Reuters

Neue Sportarten lernen hilft Wunder

Das empfiehlt auch Arbeitspsychologe Tim Hagemann: "Kurzfristig ist körperliche Bewegung ein echtes Wundermittel zur Erholung. Wer eine neue Sportart lernt, sorgt gleich doppelt vor: Durch die körperliche Aktivität werden Adrenalin und Cortisol abgebaut. Gleichzeitig wird der Kopf abgelenkt. Man gewinnt Abstand und verliert den stressbedingten Tunnelblick."

Geeignet seien vor allem Sportarten, die man mit mehreren ausübt – Tanzen, Mannschafts- oder auch Kampfsport. Die soziale Interaktion mit anderen Menschen gibt Sicherheit und schützt vor Einsamkeit. Wer viele soziale Kontakte hat, wird nicht so leicht depressiv. Gut geeignet ist auch Yoga oder Thai Chi. Sportarten, die auch Ältere noch gut lernen können. Hier gehören Übungen zur Entspannung gleich mit dazu. Ganz so ausgefallen muss es aber gar nicht sein, sagt Hagemann. "Man erreicht ähnliche Effekte auch schon mit Spaziergängen mit der Familie oder guten Freunden."

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