Hirnforschung Ohne Belohnung läuft gar nichts

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Aus Freude und nicht zum Spaß

Wo die besten Ideen herkommen
WirtschaftsWoche Chefredakteur Roland Tichy hat seine besten Ideen, "Wenn ich meine Balkonpflanzen (Tomaten, Oliven, Orangen, Lavendel, Birne) bespreche." Quelle:
Claudia Kemfert
Frank Riemensperger, Vorsitzender der Accenture-Ländergruppe Deutschland, Österreich, Schweiz
Michael Kleinemeier, Geschäftsführer SAP Deutschland
Hans Peter Villis, EnBW-Chef
Michael Weinhold, CTO Siemens Energy: „Es gibt keine spezielle Tageszeit für, aber drei typische Situationen. Wenn ich mit Kollegen zusammensitze, spät abends alleine im Büro sitze oder einen Spaziergang mache.“
Michio Kaku

Ist das Nicht-Handeln-Wollen nicht auch sozialpsychologisch zu erklären. Wir leben schließlich im Zeitalter der Jein-Sager, die sich nicht trauen, eine Familie zu gründen und sich zu nichts bekennen wollen. Stattdessen ist Spaß angesagt.

Haan: Die haben eigentlich recht. In so einer beschleunigten Welt ist es hochgradig riskant, sich schnell festzulegen. Wir leben in einer Gesellschaft der vielen Optionen. Wenn wir uns festlegen, verpassen wir etwas anderes. Das Mittel der Wahl ist die Erhöhung der Erlebnisdichte pro Zeiteinheit. Auf Grund dieser Beschleunigung sind wir heute sehr auf den Spaß fixiert. Aber man muss Spaß und Freude unterscheiden. Wenn der Spaß vorbei ist, muss ich schnell woanders hin. Freude dagegen ist ein durchgängiges Lebensgefühl.

Roth: Spaß und Freude sind wie Verliebtsein und Liebe. Spaß ist der kurze Kick.

Dann müsste es also das Ziel sein, Freude am klimabewussten Leben zu erzeugen.

Roth: Ja. Kurzfristige Begeisterung kriegt man leichter hin. Aber die verpufft.

Was wären die Voraussetzungen für eine langfristige Freude?

Roth: Langfristige Freude hat immer mit Sinnhaftigkeit zu tun. Spaß, der kurze Kick, ist dagegen immer isoliert. Man geht vielleicht einmal zu einer Party und hat dort viel Spaß. Aber erst wenn ich entdeckt habe, dass da interessante Menschen sind, dann habe ich Freude. Und dann möchte ich diese Menschen immer wieder sehen. Die Freude, echte Bindungen und die Liebe sind extrem kontextreich. An einer Person, die ich liebe, interessiert mich sehr viel, nicht nur der schnelle Akt. Auch die Freude an der Arbeit ist unendlich kontextreich: Ich kann zeigen, wer ich bin, was ich bin, bekomme Lob dafür.

Sind Sie optimistisch, was den notwendigen Wandel der Verhaltensweisen für eine erfolgreiche Energiewende angeht?

Roth: Man kann menschliches Verhalten überhaupt nicht vorhersagen. Aber wenn ich pessimistisch wäre, würde ich hier nicht sitzen. Ich glaube, die Gesellschaft, vor allem die Menschen, die an den langen Hebeln sitzen, haben überhaupt noch nicht die Möglichkeiten ausgeschöpft.

Haan: Wir werden den Anspruch aufgeben müssen, die gesamte Gesellschaft an ein anderes Verhalten zu gewöhnen. Es wird einen harten Kern der Resistenten geben. Nach unseren Simulationen sind das so etwa 25 Prozent der Gesellschaft.

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