Breiter gefasste Aufgabenfelder und weniger klare Strukturen grenzen Start-ups von etablierten Unternehmen ab – und machen für Cilly Mannebach den Reiz an ihrem Job aus. Sie arbeitet für Homeday, ein Start-up, das Immobilienmakler an Haus- und Wohnungsbesitzer vermittelt, im Back Office. Mit 63 Jahren ist sie dort mit Abstand die Älteste.
Der große Altersunterschied zu ihren Kollegen macht dabei für Mannebach den Job gerade interessant. „Wenn man mit vielen jungen Menschen zusammen arbeitet, gibt es viel kürzere Entscheidungswege, alles geht schneller und man kann besser reagieren“, erklärt Mannebach ihre Entscheidung. „ Ich brauche das auch, diesen Mangel an Struktur. Ich hatte nie Lust in ein großes Unternehmen zu gehen, nur wegen der Sicherheit. Das ist glaube ich auch eine Typfrage.“
Dass es oft ein bestimmter Typ Mensch ist, der seine berufliche Erfüllung in Start-ups sucht, kann auch Lilo Endriss bestätigen: „ Es sind häufig kreative Menschen, die gerne Pionier- und Aufbauarbeit leisten, die sich dazu entschließen, in einem Start-up zu arbeiten. Und all das müssen sie ja auch tun, wenn sie dort nicht als Gründer aktiv sind.“
Tipps für den ersten Tag im neuen Job
Ganz einfach: Fragen! Vor dem ersten Tag sollten neue Mitarbeiter nach dem Dresscode und bestimmten Regelungen fragen, etwa dem Casual Friday. Und zwar unabhängig davon, ob es der allererste Job oder eine neue Stelle ist. Wer sich unsicher ist, sollte lieber ein bisschen eleganter kommen. Denn unangebracht legere Kleidung hinterlässt keinen guten Eindruck. Eine Krawatte können Männer zur Not auch noch im Büro ausziehen. Für Frauen gilt ein natürliches Make-up und dezentes Styling.
Quelle: Olaf Kempin, Gründer und Mitinhaber des Personaldienstleisters univativ.
Unaufmerksamkeit fällt auf! Nur leider nicht positiv. Müde Augen und fehlende Konzentration machen gerade am ersten Tag einen schlechten Eindruck. Achten Sie darauf, ausgeschlafen in den Tag zu starten.
Natürlich gehört der Händedruck zu einer Begrüßung dazu. Bei Großraumbüros reicht ein Gruß in die Runde. Ansonsten sollten Sie möglichst auf andere zugehen, sonst wirken Sie schnell unsympathisch. Bei der persönlichen Vorstellung ist es für das Gegenüber hilfreich und höflich, sich mit Vor- und Nachnamen vorzustellen. Mehr darüber, was man zuvor gemacht hat, wird ohne Nachfrage nicht erwartet.
Ein „Du“, das einem zuvor nicht angeboten wurde, wird von vielen als unhöflich empfunden. Egal wie hipp oder jung das Unternehmen ist, wählen Sie lieber erst mal das Sie und warten Sie ab, bis Ihnen das Du angeboten wird. Sollten sich alle im Unternehmen duzen, versichern Sie sich, ob dies auch für alle Vorgesetzten gilt"
Nutzen Sie den ersten Tag für vermeintlich „dumme Fragen“ und notieren Sie sich Namen, Abläufe und offene Punkte, die nicht sofort geklärt werden können. Auch Ideen müssen Sie nicht für sich behalten. Wer gleich am Anfang Initiative zeigt, macht Eindruck. Wichtig ist die Formulierung – vermeintliche Klugscheißer treten schnell ins Fettnäpfchen.
Auch hier gilt es, die Initiative zu ergreifen. Kollegen verraten sicher gerne, wo sie essen gehen. Meist kommt die Frage danach, ob Sie mitkommen, ganz von alleine, wenn Sie das Thema anstoßen. In der Kantine gilt das gleiche: Einfach fragen, ob man sich dazu setzen darf. Langfristig sollten Sie auch mal die Essenspartner wechseln, sonst verpassen Sie womöglich die Gelegenheit, weitere Kontakte zu knüpfen – insbesondere mit Kollegen anderer Abteilungen.
Wer sein Werk getan hat, geht pünktlich. Es gibt selten Gründe, am ersten Tag Überstunden zu schieben. Viel wichtiger ist das gute Klima: Nutzen Sie den Moment der Verabschiedung, um sich bei Ihren neuen Kollegen für die Einführung zu bedanken.
Der Einstand soll dazu dienen, sich in lockerer Atmosphäre zu unterhalten und sich vielleicht einfach für die nette Aufnahme ins Team oder die Abteilung zu bedanken. Den richtigen Zeitpunkt dafür sollten Sie selbst wählen. Die Personaltrainerin und Buchautorin Susanne Helbach-Grosser empfiehlt den Einstand nach etwa vier Wochen, wenn man sich angenommen fühlt.
Achten Sie auf jeden Fall darauf, dass das Team an dem Tag im Büro ist. Uhrzeit und Dauer sprechen Sie am besten mit dem Vorgesetzten ab. Dann können Sie den Einstand auch rechtzeitig ankündigen. Der Umfang des Einstands richtet sich übrigens nach Job-Level. Für Berufseinsteiger eignen sich belegte Brötchen oder Pizza ebenso wie Kaffee und Kuchen.
Trotz der Euphorie, das Arbeiten in einem Start-up birgt auch Risiken: So gehen laut einer Studie der Wirtschaftsauskunftei Creditreform gut ein Viertel der Unternehmenspleiten in 2015 auf das Konto von Firmen, die weniger als fünf Jahre existierten. Wer gerade erst seinen sicheren Arbeitsplatz aufgegeben hat, wird davon besonders getroffen.
Außerdem kann der Wechsel in ein Start-up auch erstmal einen finanziellen Rückschritt bedeuten. Für Gökhan Kizilay war das Geld jedoch eher zweitrangig. „Man kommt in seinem Leben irgendwann an den Punkt, wo das Thema weniger wichtig ist“, erzählt er. Das bestätigt auch Arbeitspsychologin Endriss: „ Bei Umfragen zur Arbeitszufriedenheit landet die gerechte Vergütung nur auf Rang zehn. Vorher kommen erstmal viele Punkte, die mit Wertschätzung und Anerkennung zu tun haben.“
So sieht der deutsche Start-up-Markt aus
Startups sind per Definition des Deutschen Start-up-Monitors (DSM) jünger als zehn Jahre und zeichnen sich durch "ein signifikantes Mitarbeiter- und/oder Umsatzwachstum" aus. Wer einen Kiosk eröffnet, hat demnach kein Start-up gegründet, sondern eine sogenannte Existenzgründung. Und wer ein Schuhgeschäft mit drei Angestellten aufmacht, betreibt ein kleines, mittelständisches Unternehmen (KMU) und kein Start-up.
Quelle: Deutscher Start-up-Monitor vom Bundesverband Deutsche Startups e.V. (BVDS) und KPMG in Deutschland
Das dritte Kriterium, woran man ein Start-up erkennt: die Gründer sind mit ihrer Technologie und/oder ihrem Geschäftsmodell (hoch) innovativ. "Gründerinnen und Gründer sind voller Ideen und voller Begeisterung. Sie entwickeln aus Problemlösungen Geschäftsmodelle. Gründungen sind Lebenselixier für unsere Wirtschaft und Motor des strukturellen Wandels. Denn kreative Ideen und innovative Geschäftsmodelle modernisieren unsere Wirtschaftsstruktur, erhöhen die Wettbewerbsfähigkeit und schaffen neue Arbeitsplätze", sagte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) in seinem Grußwort zum aktuellen DSM.
Die meisten Start-ups finden sich in der Rhein-Ruhr-Region, in und um München, in der Region Karlsruhe/Stauttgart, im Raum Hamburg, in und um Frankfurt am Main - und natürlich in Berlin: Auf 1.000 erwerbsfähige Berliner kommen 26 Gründer - so viele wie nirgendwo sonst in Deutschland.
Laut dem European Startup Monitor arbeiten inklusive der Gründer 12,9 Menschen in einem durchschnittlichen europäischen Startup. In Deutschland ist die Zahl der Mitarbeiter überdurchschnittlich hoch: Hier sollen Startups im Schnitt über 15 Mitarbeiter verfügen – ohne die Gründer mitzurechnen.
Knapp zehn Prozent der Gründerinnen und Gründer von Startups und 22 Prozent der Beschäftigten in Startups kommen aus dem Ausland. Rund 13 Prozent der Gründer in Deutschland sind Frauen.
Für Mannebach, Kizilay und Lasseron ist deshalb klar, dass sie jederzeit wieder in ein Start-up wechseln würden. Die Risiken ignorieren sie dabei nicht, sie haben aber alle ihre Gründe, warum sie trotzdem den Schritt gewagt haben. Doch egal ob es um die Überzeugungskraft der Gründer, das breiter gefasste Aufgabenfeld, oder der Mangel an Struktur geht, in einem Punkt sind sich die drei einig. Die jungen Firmen bieten ihnen etwas, das in einem etablierten Unternehmen deutlich schwieriger zu finden ist: Die Möglichkeit etwas Neues aufzubauen.