Am Mittwoch ist Internationaler Männertag. Der wurde in Trinidad und Tobago 1999 eingeführt, doch mittlerweile begeht man ihn laut Wikipedia mit Uno-Unterstützung auch in den USA und vielen anderen Staaten.
Im Gegensatz zum Weltmännertag (unter der Schirmherrschaft von Michail Gorbatschow) geht es dabei nicht nur um die Gesundheitsprobleme der werten Herren, sondern auch um die Verbesserung des Verhältnisses zwischen den Geschlechtern. Getreu dem Motto der Veranstalter: „Creating a better world!“
Am Arbeitsplatz gibt es in dieser Hinsicht noch viel zu tun. Auch dort gilt: Wenn gestritten und geschimpft wird, so tritt meist das Geschlecht in den Vordergrund. Man muss schon lange überlegen, um ein geschlechtsneutrales Schimpfwort zu finden. Interessanterweise taugt selbst das an und für sich geschlechterneutrale und im Neutrum deklinierte „A…loch“ nur zur Beschimpfung eines Mannes.
Aus der Malediktologie - der Wissenschaft des Schimpfens -, wissen wir: Die Beschimpfung wird mit wachsender Eskalation immer sexueller – erst recht, wenn Männer und Frauen sich gegenseitig beschimpfen. Da geht es meist um Geschlechtsteile und was man damit anstellt. In den besonders schimpfwortreichen Balkan-Sprachen geht es zum Beispiel mit Vorliebe um das Sexualleben der Mutter des Beschimpften. Beschimpften Frauen wird in der Regel besondere Promiskuität unterstellt. Eine männliche Version der „Schlampe“ ist dagegen unbekannt.
Frauen und Männer sind am Arbeitsplatz offenbar zu halbwegs gleichen Teilen Opfer von Beschimpfungen, wie eine aktuelle Meta-Studie des Psychiaters Stéphane Guay von der Universität Montreal in Kanada zeigt. In einem eher weiblich geprägten Berufsfeld wie dem Gesundheitssektor scheinen die wenigen Männer allerdings eher zum Opfer zu werden.
Dort erwarte man, dass „Männer eine beschützende Haltung gegenüber Frauen entwickeln, was sie wiederum selbst verwundbarer macht”, sagt Guay. Eine andere Erklärung könne sein, dass es gesellschaftlich akzeptierter sei, aggressiv gegenüber dem ‘stärkeren Geschlecht’ aufzutreten. Von Männern erwarte man eben, dass sie sich im Gegensatz zu den als verletzlicher geltenden Frauen schon zu wehren wissen. Die Mehrheit der Beleidiger ist allerdings offenbar stets männlich.
Die Ergebnisse all der von Guay betrachteten Einzelstudien ergeben zwar kein eindeutiges Bild eines Geschlecht als Opfer des anderen. Aber sie belegen doch überdeutlich: Wenn es um Beleidigungen geht, spielt das Geschlecht meist eine Hauptrolle. Geschlechterneutrale, geschweige denn geschlechtergerechte Beleidigungen sind fast nicht möglich.
Nun erfahren wir pünktlich zum Internationalen Männertag aber auch von der Universität Cornell in den USA, dass politisch korrekter, also geschlechtergerechter Sprachgebrauch Firmen kreativer mache.
Jack Goncalo, ein Assistenzprofessor für „organizational behavior”, ließ geschlechtergemischte Gruppen bei einem Brainstorming Geschäftsideen sammeln. Und siehe da: Jene Gruppen, denen vorher gesagt wurde, sie sollten politisch korrekt sprechen und handeln, erzeugten angeblich mehr neue Ideen als diejenigen, denen man nichts sagte oder nur empfahl, höflich zu sein. Wenn es eine klare Vorgabe für das Verhalten in geschlechtergemischten Teams gebe, teilten Männer und Frauen eher ihre Einfälle, erklärt Goncalo dieses Ergebnis.
Mit anderen Worten: Political Correctness zahlt sich aus! Zumindest wenn man glaubt, dass Brainstormings etwas mit Kreativität zu tun haben. Aber vielleicht lohnt es sich ja auch - wenn man meint, das Beschimpfen nicht sein lassen zu können -, dies wenigstens in geschlechtergerechter Sprache zu versuchen.
Das wäre mal eine kreative, zukunftsweisende Aufgabe für die Malediktologie, die innerhalb der Sprachwissenschaft bisher ein trauriges Schattendasein führt: Bei der Suche nach geschlechterneutralen Schimpfworten helfen die Kolleginnen und Kollegen von den Gender Studies sicher gerne mit Rat und Tat. Wenn es ein „Professorx“ geben kann, warum dann nicht auch eine Idiotx?