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Das Publikum einbinden und begeistern wie einst Obama? So geht's! Quelle: dpa

So binden Sie das Publikum ein, ohne es zu unterfordern

Fragen stellen, auf die Bühne holen, Luftballons unterm Stuhl: Wenn Sie das Publikum nicht instrumentalisieren oder unterfordern, sondern ernst nehmen, ist die Interaktion mit Ihren Zuhörenden ein großes Plus. Hier ein paar Tipps, wie Sie das schaffen, ohne den Bogen zu überspannen.

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Nicht nur Kinofilme funktionieren ohne. Es gibt wunderbare Reden, die ohne Interaktion mit dem Publikum auskommen. Warum also die Leute aktiv in Ihren Vortrag einbinden?

Letztendlich dient die Interaktion allein dem immer gleichen Ziel: die Überzeugungskraft Ihres Auftrittes zu erhöhen. Als Argument untauglich für die Aktion mit den anderen ist: „Das macht man doch mittlerweile so.“ Na und? Gucken Sie sich bitte an, was das bringt, wenn der Sinn des Ganzen alleine lautet: ein bisschen die Stimmung auflockern.

Da werden etwa dutzende oder hunderte von Leuten aufgefordert, einen bestimmten Gedanken zum Thema in ihr Handy zu hacken und der erscheint dann zusammen mit zig anderen Einfällen vorne auf der Leinwand und verpufft in Sekunden. Im Zweifel sucht jeder und jede den eigenen Beitrag im Kuddelmuddel und stellt dann fest, dass der am Ende niemanden gejuckt hat. Ergebnis: Enttäuschung über das sinnlose Engagement.

Nicht alles, was technisch und finanziell bei Ihrem Auftritt möglich ist, bringt Sie Ihrem Ziel näher, Ihr Publikum von Ihrem Anliegen zu überzeugen. Gehen wir es einmal durch: Fragen ans Publikum – worin liegt der Wert der Antwort? Fragen ans Publikum zu stellen, ist nach meinem Geschmack die eleganteste und gleichzeitig unprätentiöseste Art, Ihrem Vortrag Schwung zu geben. Wenn die Fragen gut sind.

1. Ja-Fragen

Es ist eine nachweislich wirksame Methode, Menschen dazu zu bringen, Ihnen und Ihren Thesen zuzustimmen, wenn Sie sie in Zustimmungslaune gebracht haben. Wer Ihnen auf nette Kuschelfragen in den ersten Minuten zwei, dreimal im Geiste zugestimmt hat, dem fällt es beim vierten Mal schwerer, sich jetzt mit einem Nein von Ihnen zu distanzieren, selbst wenn es ans Eingemachte geht. Viele Rednerinnen und Redner verfallen deshalb in die Routine, in den ersten Minuten Fragen zu stellen, deren Antworten so sonnenklar „Ja“ lauten, dass die Zustimmung praktisch unausweichlich ist.

Während der Bundeskanzler mit rhetorischen Ausflüchten seine Zuhörer enttäuscht, gelingt es Habeck, selbst in heiklen Situationen zu punkten. Adaptieren Sie einfach seine Methoden. Ein paar Tipps.
von Marcus Werner

Wollen Sie auch gerne mehr Geld verdienen? Wäre es nicht schön, wenn endlich der Hunger auf der Welt besiegt würde? Kennen Sie das auch: Da wollen Sie einen Kaffee trinken und die Milch ist aus.

Natürlich. Aber sofern Sie nicht mit Menschen reden, die zum ersten Mal in ihrem Leben eine Rede hören, denken Sie daran: Bei solchen Fragen besteht die Gefahr, dass die Leute genervt mit den Augen rollen und schon aus Gegenwehr bei solch kränkender Unterforderung zu sich selbst sagen: Nein!

Dennoch kann es sehr wohl gelingen, das Publikum zum Zustimmen zu bekommen und damit zu einer Verschwisterung mit Ihnen. Wenn etwa die Antwort auf die Frage eine Art Bekenntnis ist, auf das Sie alle vorab einschwören wollen. Wenn Sie also mit offenen Karten spielen, dass es Ihnen auf eine kollektive Zustimmung ankommt, ist viel mehr möglich, weil Sie ehrlich sind. Etwa so: Sehen Sie es so wie ich, dass die nächste Stunde der Startschuss sein soll für eine neue vertrauensvolle Firmenkultur?

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Sie könnten sogar sagen: „Mir kommt es darauf an, dass Sie sich einmal zur Einstimmung innerlich dazu bekennen. Damit wir hier alle gedanklich an einem Strang ziehen.“

2. Fragen für einen kleinen Talk

Unterhaltungen mit einzelnen Zuhörenden können sehr, ja, unterhaltsam sein. Für alle. Verbunden mit dem Risiko, dass die Antworten der Befragten vom Thema wegführen oder gar Ihre Thesen konterkarieren. Neben der Wahl der geeigneten Stelle im Vortrag kommt es auch darauf an, gute Fragen zu stellen, wenn Sie Antworten wie „Pfff, da fragen Sie mich was. Keine Ahnung“ vermeiden wollen.

Ich selbst habe in solchen Situationen auch schon den Fehler gemacht, nach den schönsten, einmaligsten, eindringlichsten Erfahrungen zu einem bestimmten Thema zu fragen: der beste Urlaub, der größte berufliche Erfolg. Das Ergebnis: Der Befragte sucht nach dem wahren Superlativ in seinem Leben und muss in Windeseile Abwägungen treffen. War dieser Moment wirklich der allerschönste?

Das ist zu viel verlangt in dieser Situation. Ich könnte spontan noch nicht einmal mein Lieblingsessen nennen. Fragen Sie lieber offener nach Erlebnissen, die in Erinnerung geblieben sind, oder nach Erfahrungen, die die Menschen im Publikum gerne teilen würden, weil sie ihnen wichtig waren.

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