Wenn der Vorgesetzte sagt, dass er zu mir nach Hause kommt, um mich besser kennen zu lernen, betrifft das die gesamte Familie? Müssen auch Partner, Kind und Hund Spalier stehen oder schicke ich die besser ins Kino?
Bernhard Zirkler: Ich stehe einem Tanzverein mit rund 600 Kindern und Jugendlichen vor und da ist jeder anders: Da gibt es welche, die sind richtig lieb, freundlich und höflich. Richtige Sonnenscheinchen. Aber das ist nicht die Regel. Es gibt auch welche, die man beim Besuch des Vorgesetzten lieber geknebelt und gefesselt im Heizungskeller unterbringen möchte.
Also muss ich realistisch einschätzen, ob mein Kind ein Sonnenschein oder ein Fall für den Keller ist.
Bernhard Zirkler: Und das ist ein Riesenproblem. Denn die Eltern sind da oft nicht sehr realistisch. Sie sollten sich überlegen, ob sich Ihre Kinder zwei Stunden lang am Tisch benehmen können. Gerade bei kleinen Kindern sind das Wenige. Es gibt natürlich Teenager, die sind hervorragend erzogen und sagen: Wir essen mit den Eltern und dem Chef und wenn es dann in den Smalltalk geht, verschwinden wir und beschäftigen uns mit dem Computer.
Die zehn Knigge-Basics
Wer niesen muss, tut dies indem er den Handrücken der linken Hand benutzt und sich wegdreht. Hat sich durch die abrupte Bewegung jemand erschreckt, entschuldigt man sich. Daneben kann man in einer kleinen Runde "Gesundheit" wünschen, wenn aber beispielsweise bei großen Besprechungen jemand niest, wird das ohne Kommentar ignoriert.
Wenn man sich am Telefon meldet genügt kein: Guten Tag oder Hallo. Man sollte zumindest den Familiennamen nennen. Außerdem empfiehlt es sich bei mehreren Personen im gleichen Alter, die in einem Haus wohnen, auch noch den Vornamen dazu zu nennen. Ein Gruß wie „Hallo“ oder „Guten Tag“ kann gerne nachgestellt werden, ist jedoch kein Muss.
Nach 21.30 Uhr sollte man nur in äußersten Notfällen bei anderen Personen anrufen. Außerdem empfiehlt es sich, bei älteren Personen auf eine Mittagsruhe zwischen 13 und 15 Uhr zu achten, in denen ebenfalls das Telefon stumm bleiben sollte.
Auch wenn es manchen als spontan und nett erscheinen mag. Unangekündigte Besuche sollte man vermeiden um den Gastgeber nicht zu einer ungelegenen Zeit zu stören, empfiehlt Knigge-Expertin Tosca Freifrau von Korff. Ein Anruf, 30-45 Minuten vorher hilft um zu klären, ob ein kurzfristiger Besuch möglich ist.
Bei offiziellen Anlässen wie Taufen, Hochzeiten oder aber auch einem feinen Abendessen ist es sinnvoll, den Gastgeber vorher nach dem Kleidungswunsch zu fragen, wenn dies nicht auf der Einladung vermerkt ist. So vermeidet man unangenehme Ausrutscher in Sachen Kleidung.
Egal, wie die Frage lautet oder wer sie stellt: Richtig antwortet man nur in ganzen Sätzen. So lautet die Antwort auf die Frage nach dem gewünschten Getränk im Flugzeug nicht „Tomatensaft“, sondern „Ich hätte gerne einen Tomatensaft.“
Schlecht über andere Personen reden empfiehlt sich generell nicht. Wer es dennoch nicht lassen kann, sollte das nur in einem ungestörten Umfeld tun, in dem keine Dritte zuhören. Das Bahnabteil oder den Bus zum Lästern nutzen ist also ein No-Go.
Wer ernste oder problematische Dinge mit anderen zu besprechen hat, sollte den passenden Zeitpunkt abwarten, auch wenn manche Dinge dringend sind. So gehört das Besprechen von Konflikten nicht auf eine Hochzeit oder eine Geburtstagsfeier.
Wer irgendwo Gast ist muss abwarten, wo ihn der Gastgeber hinführt. Eine Besichtigungstour auf eigene Faust a la „Ich schaue mich mal ein wenig um“ ist nicht akzeptabel. Stattdessen lieber gleich den Gastgeber um eine Führung bitten.
Wer Gäste hat, muss ihnen gestatten ihre Schuhe anzulassen. Hausschuhe, die schon von anderen getragen wurden sind keine Alternative. Im Extremfall kann man seine Gäste drum bitten, des Bodens zur Liebe die Schuhe auszuziehen. Allerdings sollte ein aufmerksamer Gast bei schlechtem Wetter gleich ein zweites Paar Schuhe für den Innenraum mitbringen.
Für kleine Kinder fällt das Dinner mit Chef also aus.
Bernhard Zirkler: Kleinere Kinder dürften ein Problem sein, ja. Zumindest, wenn sie nicht früh ins Bett gehen. Wenn kleinen Kindern am Tisch langweilig wird, ist das nämlich nur am Anfang süß. Das Thema Kinder ist bei solchen Treffen jedenfalls nicht zu unterschätzen.
Was setze ich meinem Chef eigentlich vor, wenn ich überhaupt nicht kochen kann?
Bernhard Zirkler: Solange ihr Chef Sie als Computerfachmann und nicht als Koch beschäftigen will, ist das kein Problem. Wenn man etwas nicht kann, kann man auch dazu stehen. Dann bestellt man halt einen Caterer oder lässt sich von einem Restaurant ein Menü liefern.
Kann ich dann nicht gleich sagen: Ich kann überhaupt nicht kochen, lassen Sie uns doch zu meinem Lieblingsitaliener gehen?
Bernhard Zirkler: Damit gehen Sie vielen Problemen aus dem Weg. Sie müssen sich keine Gedanken machen und hinterher nicht aufräumen.
Und wer zahlt den Spaß?
Sandra Götsch: Derjenige, der einlädt, ist der Gastgeber. Der Gastgeber zahlt. Und: Wenn Sie Ihren Chef einladen, reservieren Sie vorher einen Tisch, auch wenn in dem Restaurant sonst immer ein Tisch frei ist. Just an diesem Tag ist vielleicht keiner frei oder nur noch der neben der Toilette.