Der neue Mitarbeiter hat einen vorbildlichen Lebenslauf: Er hat studiert, promoviert und kann jahrelange Berufserfahrung in unterschiedlichen Unternehmen vorweisen. Doch zum wirtschaftlichen Erfolg seines neuen Arbeitgebers trägt er wenig bei: Er hat schlicht keine Ahnung von den Unternehmensstrukturen und -abläufen. Und die Kollegen verraten nix.
So etwas ist gar nicht mal selten – und kostet Unternehmen einiges, wie eine Studie der Wirtschaftsprüfung KPMG zeigt. Zwischen 50.000 und 500.000 Euro Produktionsausfallkosten können pro Unternehmen und Jahr entstehen, wenn sich neue Mitarbeiter alles selber beibringen müssen – vom Bedienen der Telefonanlage und der Software bis zu den Arbeitsabläufen. "Je höher der Transfer von Erfahrungswissen in einem Unternehmen ist, desto geringer fallen die Konfliktkosten aus", sagt Werner Bruns, Senior Fellow der Rheinischen Fachhochschule Köln (RFH).
Bewusstsein ist da, wird aber nicht umgesetzt
Gemeinsam mit der Fachhochschule Burgenland und deren Projektpartner FHS St. Gallen hat die RFH das Europa-Institut Erfahrung & Management (Metis) gegründet, das 600 Führungskräfte in Deutschland, Österreich und der Schweiz zum Erfahrungs- und Wissensmanagement in ihren Betrieben befragt hat.
So bringen Sie Ihr Gehirn auf Trab
Tragen Sie Ihre Uhr rechts statt links oder machen Sie Tätigkeiten, die Sie sonst nur mit Ihrer bevorzugten Hand ausführen, einfach mal mit der anderen.
Lernen Sie einen neuen Tanz, eine neue Sprache, neue Kochrezepte, lernen Sie ein Gedicht auswendig oder fangen eine neue Sportart an – was, ist eigentlich egal. Hauptsache, das Gehirn bekommt Futter.
Gehen Sie ohne Einkaufszettel in den Supermarkt und überschlagen Sie beim Warten an der Kasse den Gesamtwert der Waren im Kopf. Oder: Versuchen Sie beim Musikhören die verschiedenen Instrumente zu erkennen.
Memory kennt jeder aus seiner Kindheit. Das Merkspiel steigert die Konzentration und das bildhafte Gedächtnis bei Jung und Alt. Sie haben kein Memory-Spiel mehr zu Hause? Dann spielen Sie es online. Auch Schach ist gut für Gehirn.
Kreuzworträtsel sind zwar eine gute Gedächtnisübung, aber nur, wenn sie sehr schwer sind – und nicht jede Antwort gegoogelt wird. Nur selbst raten aktiviert die grauen Zellen.
Es gibt zwar kein Brainfood, das aus einer mentalen Trantüte einen zweiten Einstein macht, aber es gibt durchaus Lebensmittel, die Gehirn und Nerven besser mit den nötigen Nährstoffen versorgen, als Schokolade und Chips. Dazu gehören unter anderem Nüsse, frischer Fisch und Früchte.
Gönnen Sie sich Pausen, in denen sich auch das Gehirn erholen kann. Das funktioniert schon durch bewusstes Atmen und hilft in stressigen Situationen gleichzeitig, einen klaren Kopf zu bewahren.
Die erfreuliche Nachricht: 85 Prozent der Chefs wissen laut Untersuchung, wie wichtig die Weitergabe von Erfahrungswissen ist. Aber nur ein Viertel der Befragten setzt das Wissen auch um. "Es gibt zwar ein Bewusstsein für Erfahrungswissen, aber in der Realität fehlt vielen Führungskräften die notwendige Entschlussfreudigkeit bei der Förderung der Weitergabe", sagt Bruns. Durch kulturelle und damit oftmals auch sprachliche Barrieren mangele es in vielen Unternehmen an Wissen darüber, wie Mitarbeiter ihr Wissen möglichst effektiv weitergeben.
Dabei hat die Untersuchung ergeben, dass der Erfahrungsaustausch in einem Unternehmen insbesondere dann von großer Bedeutung ist, wenn Mitarbeiter operative Probleme lösen, Entscheidungen treffen, komplexe Zusammenhänge erkennen oder sogar Krisen bewältigen müssen. "Wissensmanagement ist ohne Erfahrungsmanagement blind", sagt Bruns. Denn die jeweiligen Kenntnisse haben in dem einen Unternehmen vielleicht einen hohen Stellenwert – in einem anderen aber wiederum so gut wie keinen. Und: Wie ist das Wissen zu bewerten? Ist es erst wenige Wochen alt oder schon überholt, weil der Mitarbeiter es vor mehreren Jahren erworben hat?
So erkennen und schließen Sie Ihre Wissenslücken
Der Physiker und Nobelpreisträger Richard Feynman war davon überzeugt, dass jeder alles lernen – und es sich merken – könne, wenn es nur entsprechend vermittelt werde. Seine Technik Wissens hilft, auch komplizierte Sachverhalte binnen kurzer Zeit zu verinnerlichen.
Schreiben Sie auf ein weißes Blatt Papier, was Sie lernen wollen. Geht es um eine bestimmte Formel, einen wirtschaftlichen Zusammenhang, die Relativitätstheorie?
Arbeiten Sie eine Erklärung für das zu Lernende aus.
Schreiben Sie jetzt unter den Begriff (zum Beispiel die Relativitätstheorie) ihre Erklärung für das zu Lernende – und zwar so, als müssten Sie es jemandem erklären, der überhaupt keine Ahnung hat, worum es geht.
Wenn Sie bei der Erklärung nicht weiter wissen, haben Sie eine Wissenslücke gefunden. Wenn Sie die Relativitätstheorie Ihrem fünfjährigen Neffen nicht erklären können, haben auch Sie sie nicht wirklich verstanden. Also zurück über das Buch und nachlernen.
Jetzt vereinfachen Sie Ihre Sprache. Verwenden Sie keine Fachausdrücke, um etwas zu erklären, sondern nutzen Sie die Sprache, die Sie mit Ihrer Familie sprechen würden. Denn wer sich hinter umständlichen Formulierungen verstecken muss, versteckt nur seine Unkenntnis.
Trotzdem beurteilen laut Studie viele Chefs die typischen Wissensmanagementmethoden skeptisch – und setzen sie dementsprechend selten ein. Intranet, Social-Media-Plattformen, Storytelling oder Erfahrungsberichte ausscheidender Mitarbeiter würden sogar selten von jungen Managern genutzt werden. "Dieses Ergebnis zeigt, dass man sich von vielen Methoden verabschieden und die etablierten Methoden verbessern muss", sagt Bruns. Das sei zum Beispiel das Storytelling – Betroffene berichten, wie sie Erfahrungswissen vermitteln. "Eine wichtige Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Feedback-Prozess, also das Vertrauen zwischen Absender und Empfänger von Erfahrungswissen stimmt."
Kleinen Unternehmen fehlen die Ressourcen
Neben effektiven Wissensmanagementmethoden brauchen Unternehmen für den optimalen Austausch nach Ansicht der Experten auch eine altersübergreifende Belegschaft. "Die Crux ist, die unterschiedlichen Generationen so zusammenzuführen, dass jeder seinen maximalen Nutzen daraus zieht", sagt RFH-Präsident Martin Wortmann.
Bis vor einigen Jahren glaubten laut Wortmann noch viele Unternehmen, dass die Alten durch ihre mittlerweile starren Arbeitsweisen den Erfolg des Unternehmens mindern würden; die junge Generation blicke hingegen in die Zukunft und sei innovativ. Nur was viele vergaßen: "Jüngere Mitarbeiter sind leichter manipulierbar, steuerbar und beeinflussbar – weil ihnen die Erfahrung fehlt", gibt Wortmann zu bedenken.
Was die Kreativität fördert
Der Psychologe Travis Proulx von der Universität von Kalifornien ließ Probanden sinnfreie Passagen aus Kafkas "Landarzt" lesen. In anschließenden Tests fanden sie mehr Lösungswege und schnitten besser ab als diejenigen, die eine redigierte Version gelesen hatten.
Frank Fischer von der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität analysierte die Gruppenarbeiten von 300 Studenten. Vorher hatte er den Raum mit höhenverstellbaren Tischen ausgestattet. Siehe da: Teilnehmer, die zwischen Sitzen und Stehen wechselten, kamen häufiger zu richtigen Ergebnissen als nur im Sitzen - und hatten 24 Prozent mehr Ideen.
Im Schlaf findet kombinatorisches Denken statt, wie Denise Cai von der Universität von Kalifornien in San Diego 2009 bestätigen konnte. Sie ließ 77 Teilnehmer verschiedene verbale Aufgaben lösen, einige Probanden konnten zuvor ein Nickerchen halten - die lösten die Aufgaben am besten.
Der Sozialpsychologe Jens Förster von der Jacobs-Universität Bremen fand in einer Studie heraus, dass die Teilnehmer eine kniffelige Aufgabe eher lösten, wenn sie zuvor an ihren Partner gedacht hatten. Der Gedanke an Liebe lässt in die Zukunft blicken - was dabei hilft, Dinge miteinander in Beziehung zu stellen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben.
In blauer Umgebung steigt der Einfallsreichtum. Ravi Mehta und Rui Zhu von der Universität von British Columbia in Vancouver ließen Freiwillige im Jahr 2009 verschiedene Aufgaben lösen - roter Hintergrund verbesserte zwar die Leistung bei der Detailaufgabe, blau jedoch die Kreativität.
Mitarbeiter aus der Produktion werden unterschätzt
Hinzu kommt, dass sowohl kleine als auch große Betriebe unterschätzen, wie wichtig der abteilungsübergreifende Austausch in einer Organisation ist. "Führungskräfte aus oberen Etagen neigen dazu, dem Wissen eines Mitarbeiters, der beispielsweise die Maschinen in der Produktion bedient, zu wenig Bedeutung beizumessen", sagt Wortmann. Entweder ignorieren sie aus Erfahrung des Experten deren Kompetenzen oder sie vertreten die Ansicht, dass deren Tätigkeit nur einen geringen Beitrag zum Erfolg des Unternehmens leistet. Dabei könnte sein Erfahrungswissen womöglich einen enormen Beitrag zur Verbesserung von Produktionsabläufen leisten.
Viele Unternehmen halten laut Bruns das Wissen erfahrener Mitarbeiter vor allem dann für hinderlich, wenn sie mit Innovationen eine neue Zukunft einschlagen wollen. "Die Chefs vertreten häufig die Ansicht, dass Erfahrungen nur dazu dienen, das Alte gut zu finden." Das ist seiner Meinung nach falsch, denn: "Diese Mitarbeiter haben meist Erfahrungen mit Innovationen gemacht, die wiederum nützlich für neue Technologien sein können", sagt Bruns.
Vor allem in kleinen Unternehmen vernachlässigen die Führungskräfte den Wissensaustausch ihrer Beschäftigten, wie aus der Befragung hervorgeht. Während große Konzerne oftmals in Weiterbildung und Mentoring investieren, beklagen die kleinen bis mittelständischen Betriebe, dass ihnen die Ressourcen fehlen, um den Wissenstransfer zu fördern. "Im Tagesgeschäft geht bei Klein- und mittelständischen Unternehmen der Transfer von Erfahrung häufig unter, weil ihnen im Vergleich zu größeren Unternehmen die nötigen Ressourcen fehlen", sagt Wortmann.