Konflikte mit Vorgesetzten So haben Sie trotz Chef Spaß an der Arbeit

Von wegen oh du Fröhliche: Die Deutschen sind unzufrieden mit ihrem Job. Schuld ist oft der Vorgesetzte. Da hilft nur kündigen - oder den Chef tapfer ertragen. Alles muss man sich aber trotzdem nicht gefallen lassen.

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So klappt der Umgang mit schwierigen Chefs
Einem Manager kommt Rauch aus den Ohren Quelle: Fotolia
Ein Mann und eine Frau sitzen sihc im Büro gegenüber Quelle: Fotolia
Zwei Männer stützen ihre Arme auf Tischplatten Quelle: Fotolia
Zwei Frauensitzen sich in einem Büro gegenüber Quelle: Fotolia
Mann reicht einer Frau einen Kugelschreiber Quelle: Fotolia
Zwei Männer geben sich die Hände Quelle: Fotolia
Zwei Männer besprechen eine Akte Quelle: Fotolia

Viele Bundesbürger stellen ihrem Chef ein Armutszeugnis aus. „Die Deutschen verlieren das Vertrauen in ihren Arbeitgeber“, sagt Volker Jacobs, Managing Director des Research- und Technologieunternehmens CEB. „Stolz auf das Unternehmen, Energie und Optimismus schwinden, zurück bleiben unmotivierte Arbeiter”. Das zeigt der „CEB Global Talent Monitor“.

Das Unternehmen hat weltweit 18.000 Menschen in 20 Ländern zu ihrer Zufriedenheit mit ihrem Arbeitgeber und ihrer Wechselwilligkeit befragt. Eines der Ergebnisse: Nur noch 15 Prozent der Deutschen sind bereit, an der Arbeit mehr zu leisten, als vertraglich vereinbart. Im internationalen Vergleich ist das ein geringer Wert. In den USA liegt die Bereitschaft, sich beruflich stärker zu engagieren, als unbedingt nötig, immerhin bei 24 Prozent. In der Schweiz sind 19 Prozent der Meinung, dass das Pony auch mal höher springen kann, als es muss.

So entkommen Sie Wut und Frust im Job
eine Frau meditiert Quelle: Fotolia
Frau hat einen Wutanfall Quelle: Fotolia
Mann hält sich den Mund zu Quelle: Fotolia
Frau hält sich die Ohren zu Quelle: Fotolia
Ein Mann und eine Frau unterhalten sich Quelle: Fotolia
Eine Frau trinkt aus einer Wasserflasche. Quelle: dpa
Ein Mann im Anzug kurz vor'm Sprint Quelle: Fotolia

Die Deutschen haben keine Lust mehr, sich reinzuknien. Sie sind mit ihrem Arbeitgeber unzufrieden, zum Teil sogar frustriert, zeigt die Studie. Auch seien die Erwartungen an zukünftige Gehaltserhöhungen bei den Deutschen im Vergleich am geringsten. Mit mehr als einem Inflationsausgleich rechnet demnach niemand. Doch trotz aller Unzufriedenheit: Auf die Idee, zu kündigen, kommen die wenigsten. Wahlweise, weil sie schlechte Aussichten auf eine neue Anstellung hätten, weil sie Gehaltseinbußen befürchten oder ein Jobwechsel mit einem Umzug verbunden wäre. Entsprechend gaben 45 Prozent an, in den sauren Apfel zu beißen und bei dem ungeliebten Arbeitgeber eben nur noch Dienst nach Vorschrift zu machen. Doch auch das stresst, wie die Studie „Arbeitsmarkt – Perspektive der Arbeitnehmer“ des Personaldienstleisters Orizon zeigt. Und bei rund 46 Prozent ist der Chef der größte Auslöser für Stress und Frust.

Was bei der Arbeit stresst

Timo Müller vom Institut für Konfliktmanagement und Führungskommunikation (IKuF) nannte den Vorgesetzten einmal den zentralen Gesundheitsfaktor in einem Unternehmen. Denn mit dem Vorgesetzten steht und fällt die Stimmung im Betrieb. An seinem Vorbild orientieren sich die Mitarbeiter, brüllt der Chef rum, ist auch der Umgangston unter Kollegen rauer. Kurz: ein schlechter Chef kann seinem gesamten Team das Leben zur Hölle machen.

Nun gibt es in der Psychotherapie wie auch im Coaching den Grundsatz: Eine Situation lässt sich ändern, verlassen oder ertragen. Doch wie erträgt man einen unerträglichen Vorgesetzten, wenn man wegen der äußeren Umstände nicht kündigen kann? Zum Thema „Umgang mit verrückten Chefs“ gibt es zahlreiche Ratgeber.

Erst kürzlich erschien das Buch „Spaß an der Arbeit trotz Chef“ von Rainer Sachse und Annelen Collatz. „Je nach Ausprägung des Persönlichkeitsstils ist jemand charmant, umgänglich, interessant oder aber eher schwierig, in der Interaktion problematisch und schwer zu handhaben“, so die Psychologin Collatz. Sowohl die beiden Autoren als auch alle anderen Experten, die sich mit dem Thema befassen, empfehlen: Seien Sie ehrlich. Sagen Sie Ihrem Chef also, was Sie stört (und verletzt), und vor allem – versetzen Sie sich in seine Lage.

Mit wem wir uns im Beruf am häufigsten streiten

Und: Der Ton macht die Musik. Gerade wenn man sehr aufgebracht ist, sollte man ruhig bleiben, bevor man sich in selbigem vergreift. Denn egal, wie wütend man wegen des Verhaltens des Vorgesetzten ist, Kritik sollte immer noch so formuliert sein, dass man sie auch selbst annehmen könnte, ohne verletzt oder sauer zu sein. Brüllen, weinen oder fluchen bringen es nicht. Dann doch lieber kündigen – oder zumindest die Abteilung wechseln.

So geben Sie Ihrem Chef richtig Feedback

Grundsätzlich gilt: Konflikttrainer raten dazu, erst die eigene Sicht der Dinge zu schildern, dann zu sagen, welche Auswirkungen das Verhalten des Gegenübers hat und wie man sich damit fühlt. Dann sollte man nach der Sichtweise des anderen fragen – häufig versteht man Dinge nämlich ganz anders, als sie gemeint waren. Und gerade die Aussage eines Vorgesetzten beziehen Mitarbeiter in der Regel deutlich stärker auf sich, als die eines Kollegen.

Wenn Ihr Chef Sie fälschlicherweise eines Fehlers bezichtigt hat, Sie seiner Meinung nach mit einem Projekt trödeln oder er Ihnen wichtige Informationen für Ihr Projekt nicht oder zu spät mitgeteilt haben, sollten Sie Ihren Ärger nicht herunter schlucken. Bitten Sie um ein Vier-Augen-Gespräch. Dort können Sie Ärger und Enttäuschung klar benennen. Zum Beispiel so: „Ich verstehe, dass Sie sich ärgern. Auch ich hätte das Projekt gerne früher zum Abschluss gebracht.“ Oder: „Ich bin frustriert / enttäuscht, weil ...“

Wenn der Vorgesetzte nicht im pathologischen Sinne verrückt ist, wird er kaum mit der Kündigung wedeln, wenn eine solche Kritik sachlich vorgebracht wird.

So gehen Sie mit einem narzisstischen Chef am besten um

Schwierig wird es, wenn die gesamte Unternehmenskultur dafür steht, Fehler der Führungskräfte totzuschweigen. Laut der Studie "Einfluss des HR-Managements auf den Unternehmenserfolg" der Personalberatung Rochus Mummert, ist das aber leider in jeder vierten Firma der Fall.

Trotzdem: Auch wenn der Chef als nahezu unfehlbar gilt, muss man sich nicht alles gefallen lassen. Unerträgliche Situationen lassen sich schließlich auch im Kleinen verändern, wenn Kündigung keine Option ist. "Da sich die meisten Konflikte in Unternehmen an Fehlern entzünden, muss es erlaubt sein, auch die der Chefs zu thematisieren", sagt Hans Schlipat, Studienleiter und Managing Partner der RochusMummert-Gruppe. Belassen Sie es hier nicht bei Wünschen oder Bitten, sondern sagen Sie klar, was Sie erwarten und fordern.

Lass uns streiten, Chef

Nur: Die offene Kommunikation mit den Vorgesetzten pflegen lediglich 38 Prozent, wie die Orizon-Studie zeigt. Mehr als 60 Prozent haben Angst, ihrem Chef zu sagen, dass er sie nicht anschreien soll und dass sie nun wirklich gerne an der vor Jahren versprochenen Weiterbildungsmaßnahme teilnehmen wollen.

Die Angst davor, sich mit dem Vorgesetzten auseinanderzusetzen führt häufig zu der sogenannten sozialen Ansteckung. Man macht sich bei den Kollegen Luft über die unmögliche Type in der Führungsetage, die vergessen hat, Bescheid zu sagen, dass sich das Budget verändert hat. Den Verbündeten, bei denen man sich Luft macht, fällt bestimmt auch noch eine Geschichte ein und schon heizt sich die Stimmung auf. Das ist menschlich und nachvollziehbar, aber nicht hilfreich. Der Vorgesetzte merkt gar nicht, dass seine Angestellten unter seiner Schusseligkeit leiden. Und das Team nimmt die Vergesslichkeit des Chefs fortan als bösen Absicht wahr.

Je höher das Eskalationsniveau, desto schwieriger lässt sich ein Streit lösen. Haben sich die Mitarbeiter schon mehrere Wochen lang gegenseitig angestachelt, wie bösartig und ungerecht ihr Vorgesetzter ihnen gegenüber ist, ist die Atmosphäre vergiftet. Das macht ein klärendes Gespräch schwieriger. Am Anfang eines Konflikts lässt sich die Situation dagegen noch konstruktiv und ruhig lösen. Richtig problematisch wird es, wenn der Vorgesetzte wirklich der Auslöser eines Konfliktes ist, also sich tatsächlich im Ton vergriffen oder einen Mitarbeiter absichtlich übergangen hat. In dem Fall bleibt vielen nur der Weg über den Betriebsrat oder die Personalabteilung. Im Zweifelsfall muss ein externer Konfliktmanager das Problem lösen.

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