Korrekte Anrede im Beruf Siezt du noch oder duzt du schon?

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Was, wenn der Chef duzt?

Der Knigge fürs Großraumbüro
"Fenster zu!" Dem einen ist es zu kalt und zugig, dem anderen zu warm und stickig. Einer der Hauptstreitpunkte in Großraumbüros ist die Raumtemperatur. Das bestätigte auch eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa. Gut ein Viertel der Befragten gab an, dass es um die Temperatur im Büro immer wieder Diskussionen gibt. Da hilft nur, Frostbeulen und Kollegen mit Dauerhitzewallungen in getrennten Räumen unterzubringen. Quelle: dpa
Ein Mann und eine Frau reden in einem Büro Quelle: Rofeld Hempelmann
Meeting Quelle: Kzenon-Fotolia.com
Eine Frau telefoniert Quelle: Hanik - Fotolia.com
Ein Mann mit zugeklebtem Mund Quelle: Mirko Raatz - Fotolia
Eine Frau schreit aus einem Computer heraus Quelle: SnappyStock
Mann an einem Kopierer Quelle: Arne Pastoor - Fotolia

Im privaten wie auch im beruflichen Umfeld gilt: Wer duzt, wird zurück geduzt. Im Büro gelten allerdings andere Regeln, was das Anbieten der freundschaftlicheren Anredeform anbelangt. "Ladies first" mag privat ein schöner Grundsatz sein, in diesem Fall gilt er jedoch nicht. So bestätigt auch Etikette-Trainer Zirkler: "Grundsätzlich kommt im Berufsleben Rang vor Geschlecht: Die Führungsperson entscheidet, wann und wem sie das Du anbietet." Allerdings sollte sich auch der Chef darüber im Klaren sein, dass ein einmal angebotenes "Du" nicht mehr zurückgenommen werden kann.

Außerdem sollte für alle transparent sein, wer warum geduzt wird. Entweder siezen Führungspersönlichkeiten alle Mitarbeiter und machen nur beispielsweise bei privaten Freunden eine Ausnahme oder sie duzen alle. Den einen so und den anderen so zu behandeln, führt nur zu schlechter Stimmung. Doch was geschieht, wenn der neue Chef an seinem ersten Tag allen das "Du" anbietet und sich die Angestellten mit dieser sprachlichen Nähe nicht wohlfühlen? "Wenn ein Mitarbeiter beim Sie bleiben möchte, kann er beispielsweise sagen, er werde gerne das Du zu einem späteren Zeitpunkt annehmen. Das kann dann auch in 30 Jahren sein. Jedenfalls haben alle das Gesicht gewahrt", rät Zirkler.

Die zehn Knigge-Basics

Schließlich kann auch das Siezen ein freundschaftliches Verhältnis nicht verhindern. Wer seinen Kollegen 20 Jahre lang siezt, bleibt trotzdem kein Fremder. Dagegen kann das distanzierte, höfliche Sie bei großem Stress helfen, den guten Ton zu wahren. So fällt es deutlich schwerer, jemanden "Sie Idiot" zu nennen, als "Du Idiot". Auch unangenehme Personalgespräche oder gar eine Kündigung fallen leichter, wenn das Gegenüber gesiezt statt geduzt wird. Deshalb sollten Führungskräfte genauso wie Angestellte darauf achten, wann sie wem das "Du" anbieten. Auch wenn das in einer Sektlaune bei der Weihnachtsfeier vielleicht in Vergessenheit zu geraten droht. "Wichtig ist, dass die Sprache auch beim Betriebsausflug beibehalten wird. Der gehört komplett zur Arbeitszeit dazu und sollte deshalb auch so behandelt werden. Sonst kann das im Nachhinein Konsequenzen haben", weiß Zirkler.

Er empfiehlt im beruflichen Alltag gerne das sogenannte hanseatische Sie. "Verhältnismäßig verbreitet ist die Anrede Sie in Kombination mit dem Vornamen besonders zu jüngeren Mitarbeitern. Also: Klaus, können Sie..." Das gebe es häufig in Handwerksbetrieben und werde auch von allen Mitarbeitern akzeptiert, so der Experte. Grundsätzlich sollten sich Neulinge in Betrieben aber erst einmal ansehen, wie es die Kollegen handhaben, anstatt einfach drauflos zu duzen oder zu siezen. "Das ist wie mit der Kleidung für ein Vorstellungsgespräch: Ob man sich bei einer Bank oder einem Handwerksbetrieb vorstellt, ist ein Unterschied.

Deshalb sollte man sich vorher gründlich vorbereiten und im Internet nachgucken, was im Betrieb getragen wird", rät Zirkler. Bei einigen Branchen kann man sich zwar verhältnismäßig sicher sein, wie miteinander gesprochen wird. Sich vorher schlau zu machen, kann einem dennoch den Tritt ins Fettnäpfchen ersparen. Auch, wenn man nicht der neue Pförtner, sondern der neue Juniorchef ist.

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