Im privaten wie auch im beruflichen Umfeld gilt: Wer duzt, wird zurück geduzt. Im Büro gelten allerdings andere Regeln, was das Anbieten der freundschaftlicheren Anredeform anbelangt. "Ladies first" mag privat ein schöner Grundsatz sein, in diesem Fall gilt er jedoch nicht. So bestätigt auch Etikette-Trainer Zirkler: "Grundsätzlich kommt im Berufsleben Rang vor Geschlecht: Die Führungsperson entscheidet, wann und wem sie das Du anbietet." Allerdings sollte sich auch der Chef darüber im Klaren sein, dass ein einmal angebotenes "Du" nicht mehr zurückgenommen werden kann.
Außerdem sollte für alle transparent sein, wer warum geduzt wird. Entweder siezen Führungspersönlichkeiten alle Mitarbeiter und machen nur beispielsweise bei privaten Freunden eine Ausnahme oder sie duzen alle. Den einen so und den anderen so zu behandeln, führt nur zu schlechter Stimmung. Doch was geschieht, wenn der neue Chef an seinem ersten Tag allen das "Du" anbietet und sich die Angestellten mit dieser sprachlichen Nähe nicht wohlfühlen? "Wenn ein Mitarbeiter beim Sie bleiben möchte, kann er beispielsweise sagen, er werde gerne das Du zu einem späteren Zeitpunkt annehmen. Das kann dann auch in 30 Jahren sein. Jedenfalls haben alle das Gesicht gewahrt", rät Zirkler.
Die zehn Knigge-Basics
Wer niesen muss, tut dies indem er den Handrücken der linken Hand benutzt und sich wegdreht. Hat sich durch die abrupte Bewegung jemand erschreckt, entschuldigt man sich. Daneben kann man in einer kleinen Runde "Gesundheit" wünschen, wenn aber beispielsweise bei großen Besprechungen jemand niest, wird das ohne Kommentar ignoriert.
Wenn man sich am Telefon meldet genügt kein: Guten Tag oder Hallo. Man sollte zumindest den Familiennamen nennen. Außerdem empfiehlt es sich bei mehreren Personen im gleichen Alter, die in einem Haus wohnen, auch noch den Vornamen dazu zu nennen. Ein Gruß wie „Hallo“ oder „Guten Tag“ kann gerne nachgestellt werden, ist jedoch kein Muss.
Nach 21.30 Uhr sollte man nur in äußersten Notfällen bei anderen Personen anrufen. Außerdem empfiehlt es sich, bei älteren Personen auf eine Mittagsruhe zwischen 13 und 15 Uhr zu achten, in denen ebenfalls das Telefon stumm bleiben sollte.
Auch wenn es manchen als spontan und nett erscheinen mag. Unangekündigte Besuche sollte man vermeiden um den Gastgeber nicht zu einer ungelegenen Zeit zu stören, empfiehlt Knigge-Expertin Tosca Freifrau von Korff. Ein Anruf, 30-45 Minuten vorher hilft um zu klären, ob ein kurzfristiger Besuch möglich ist.
Bei offiziellen Anlässen wie Taufen, Hochzeiten oder aber auch einem feinen Abendessen ist es sinnvoll, den Gastgeber vorher nach dem Kleidungswunsch zu fragen, wenn dies nicht auf der Einladung vermerkt ist. So vermeidet man unangenehme Ausrutscher in Sachen Kleidung.
Egal, wie die Frage lautet oder wer sie stellt: Richtig antwortet man nur in ganzen Sätzen. So lautet die Antwort auf die Frage nach dem gewünschten Getränk im Flugzeug nicht „Tomatensaft“, sondern „Ich hätte gerne einen Tomatensaft.“
Schlecht über andere Personen reden empfiehlt sich generell nicht. Wer es dennoch nicht lassen kann, sollte das nur in einem ungestörten Umfeld tun, in dem keine Dritte zuhören. Das Bahnabteil oder den Bus zum Lästern nutzen ist also ein No-Go.
Wer ernste oder problematische Dinge mit anderen zu besprechen hat, sollte den passenden Zeitpunkt abwarten, auch wenn manche Dinge dringend sind. So gehört das Besprechen von Konflikten nicht auf eine Hochzeit oder eine Geburtstagsfeier.
Wer irgendwo Gast ist muss abwarten, wo ihn der Gastgeber hinführt. Eine Besichtigungstour auf eigene Faust a la „Ich schaue mich mal ein wenig um“ ist nicht akzeptabel. Stattdessen lieber gleich den Gastgeber um eine Führung bitten.
Wer Gäste hat, muss ihnen gestatten ihre Schuhe anzulassen. Hausschuhe, die schon von anderen getragen wurden sind keine Alternative. Im Extremfall kann man seine Gäste drum bitten, des Bodens zur Liebe die Schuhe auszuziehen. Allerdings sollte ein aufmerksamer Gast bei schlechtem Wetter gleich ein zweites Paar Schuhe für den Innenraum mitbringen.
Schließlich kann auch das Siezen ein freundschaftliches Verhältnis nicht verhindern. Wer seinen Kollegen 20 Jahre lang siezt, bleibt trotzdem kein Fremder. Dagegen kann das distanzierte, höfliche Sie bei großem Stress helfen, den guten Ton zu wahren. So fällt es deutlich schwerer, jemanden "Sie Idiot" zu nennen, als "Du Idiot". Auch unangenehme Personalgespräche oder gar eine Kündigung fallen leichter, wenn das Gegenüber gesiezt statt geduzt wird. Deshalb sollten Führungskräfte genauso wie Angestellte darauf achten, wann sie wem das "Du" anbieten. Auch wenn das in einer Sektlaune bei der Weihnachtsfeier vielleicht in Vergessenheit zu geraten droht. "Wichtig ist, dass die Sprache auch beim Betriebsausflug beibehalten wird. Der gehört komplett zur Arbeitszeit dazu und sollte deshalb auch so behandelt werden. Sonst kann das im Nachhinein Konsequenzen haben", weiß Zirkler.
Er empfiehlt im beruflichen Alltag gerne das sogenannte hanseatische Sie. "Verhältnismäßig verbreitet ist die Anrede Sie in Kombination mit dem Vornamen besonders zu jüngeren Mitarbeitern. Also: Klaus, können Sie..." Das gebe es häufig in Handwerksbetrieben und werde auch von allen Mitarbeitern akzeptiert, so der Experte. Grundsätzlich sollten sich Neulinge in Betrieben aber erst einmal ansehen, wie es die Kollegen handhaben, anstatt einfach drauflos zu duzen oder zu siezen. "Das ist wie mit der Kleidung für ein Vorstellungsgespräch: Ob man sich bei einer Bank oder einem Handwerksbetrieb vorstellt, ist ein Unterschied.
Deshalb sollte man sich vorher gründlich vorbereiten und im Internet nachgucken, was im Betrieb getragen wird", rät Zirkler. Bei einigen Branchen kann man sich zwar verhältnismäßig sicher sein, wie miteinander gesprochen wird. Sich vorher schlau zu machen, kann einem dennoch den Tritt ins Fettnäpfchen ersparen. Auch, wenn man nicht der neue Pförtner, sondern der neue Juniorchef ist.