Allein die „depressive Episode“ macht bei Frauen fast ein Viertel der Ausgaben auf Krankenkassenseite aus, bei Männern sind es knapp 17 Prozent. Rückenschmerzen machen rund zehn Prozent der Kosten bei Frauen aus, bei den Männern verursachten Rückenleiden knapp 12 Prozent der Kosten.
Was schlagen die Krankenkassen vor?
Einige Vorschläge der Sachverständigen zielen auf eine bessere Versorgung psychisch Kranker ab. Auch sind viele Rückenleiden eine Folge unseres Lebens- und Arbeitsstiles: Neun Stunden lang sitzen geht aufs Kreuz. Entsprechende Präventionsmaßnahmen und regelmäßiges Aufstehen, Arbeiten im Stehen etc. können schon vieles besser machen.
Alltagstipps für einen starken Rücken
Wer schwere Lasten trägt, sollte sie nicht auf einer Seite tragen, sondern auf beide Seiten der Schultern, beziehungsweise des Rückens, verteilen oder eben von Zeit zu Zeit abwechseln.
Wer den ganzen Tag vor dem Bildschirm sitzt, dem tun abends oft Schultern und Nachen weh, der Rücken ist verspannt. Auch hier gilt: Wenigstens einmal pro Stunde die Sitzposition zu wechseln und zwischendurch aufzustehen hilft, Muskelverspannungen zu vermeiden. Auch leichte Lockerungs- und Dehnungsübungen sollten regelmäßig in den Büro-Alltag einfließen.
Auch die richtige Anordnung von Bildschirm, Tastatur, Stuhl und Tisch kann die Haltung beeinflussen. Wer sich über die richtigen Abstände informiert, kann so eine Fehlhaltung vermeiden und ebenfalls Rücken, Nacken und Augen entlasten.
Die beste Medizin für eine gesunde Wirbelsäule ist und bleibt Bewegung. Egal wofür man sich entscheidet, der meiste Sport ist gut für den Rücken. Natürlich gibt es aber besondere Rückentrainings, auf die man zurückgreifen kann. Übrigens sind Walken, Skilanglauf und Radfahren neben richtigen Rückenschulungen am besten geeignet, um den Rücken zu stärken.
Am spektakulärsten ist jedoch der Vorschlag, ein Teil-Krankengeld einzuführen: Patienten sollten zum Beispiel zu 50 Prozent arbeiten gehen können und dafür Lohn erhalten. Die andere Hälfte des Einkommens solle von der Krankenkasse kommen. Wer mit Bandscheibenvorfall im Bett liegt, kann zwar nicht zur Arbeit kommen, er kann aber theoretisch telefonieren. So könnte ein Betroffener laut dem Vorschlag beispielsweise zwei Stunden am Tag telefonieren und sich diese Arbeitszeit von seinem Unternehmen bezahlen lassen. Für die restlichen sechs Stunden des Arbeitstages zahlt die Kasse. Dafür müssten sich Arzt und Patient darauf einigen, dass der Betroffene zum Beispiel zu 75 Prozent krank und zu 25 Prozent gesund ist. Ein ganz ähnliches Modell gibt es bereits in Schweden. In Deutschland hingegen kennt man Ähnliches nur, wenn Patienten gegen Ende einer Krankheitsphase wieder arbeiten – und nach dem sogenannten Hamburger Modell schrittweise wieder einsteigen. In so einer Rückkehrphase zahlt dann noch die Kasse den Lohn.
Diese Berufe machen krank
Gemäß dem Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse fallen Gärtner und Floristen durchschnittlich 20,3 Tage im Jahr krankheitsbedingt aus. Schuld daran ist die ungesunde Arbeitshaltung, die diese Berufsgruppen größtenteils einnehmen müssen. Wer den ganzen Tag kniet oder hockt, tut seinen Knien und seinem Rücken nichts Gutes. Laut Statistischem Bundesamt müssen Floristen und Gärtner ihren Beruf besonders häufig aus gesundheitlichen Gründen aufgeben.
Im Schnitt fallen Metallbauer pro Jahr 20,7 Tage krankheitsbedingt aus. Und je älter, desto schlimmer wird es. Besonders häufig krank sind die 50- bis 64-Jährigen.
Patienten heben, waschen, tragen: Das geht auf Bandscheiben und Gelenke. Dementsprechend fallen Gesundheits- und Krankenpfleger an durchschnittlich 21,2 Tagen im Jahr aus. Krankenpfleger gehen auch häufig vorzeitig in den Ruhestand - und geben bei ihrem Renteneintritt meistens gesundheitliche Gründe an.
Am häufigsten krank sind Führer von Fahrzeugen und Transportgeräten mit 26,9 sowie Bus- und Straßenbahnfahrer mit 28 Krankentagen im Jahr. Meistens gehen sie aus gesundheitlichen Gründen früher in den Ruhestand.
Werden Kranke dann nicht gezwungen, zu arbeiten, auch wenn sie nicht können?
"Jetzt stellen Sie sich doch nicht so an!", "Gehen Sie wieder arbeiten!" oder "Wechseln Sie doch den Arbeitgeber!" So oder ähnlich sollen Krankenkassen-Mitarbeiter Versicherte am Telefon immer wieder bedrängt haben, wieder in den Job zu gehen, statt weiter Krankengeld zu beziehen. So zweifelhaft solche Mittel auch sind, erscheint es wenig verwunderlich, wenn die Kassen in dem Bereich auf die Kostenbremse drücken wollen.
Deshalb befürchtet unter anderem die Grünen-Gesundheitsexpertin Maria Klein-Schmeink, dass kranke Angestellte quasi zurück an den Schreibtisch geprügelt werden. Sie warnt, dass die Expertenempfehlungen nicht dazu führen dürfe, "dass auf die Patienten im Krankengeldbezug noch mehr Druck ausgeübt wird als bisher schon oder sie in ihren Rechten eingeschränkt werden." Die Forscher meinen dagegen, das Ganze solle im Konsens mit den Betroffenen festgelegt werden – und könnte den Arbeitnehmern sogar mehr Flexibilität geben. Wer unter einer Depression leidet, hat gute und schlechte Tage und an guten Tagen könne es den Betroffenen Struktur geben, zu arbeiten.
Wann kommt das Teilzeit-Krankengeld?
Entschieden ist noch gar nichts, bislang handelt es sich um einen Vorschlag, um die Kosten in den Griff zu kriegen. Gröhe sagte, nun werde diskutiert, welche der mehreren Reformvorschläge der Experten möglicherweise umgesetzt werden.