Krankengeld Was es mit der Teilzeit-Krankschreibung auf sich hat

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Wie teuer sind Rücken und Depression für die Kassen?

Allein die „depressive Episode“ macht bei Frauen fast ein Viertel der Ausgaben auf Krankenkassenseite aus, bei Männern sind es knapp 17 Prozent. Rückenschmerzen machen rund zehn Prozent der Kosten bei Frauen aus, bei den Männern verursachten Rückenleiden knapp 12 Prozent der Kosten.

Was schlagen die Krankenkassen vor?

Einige Vorschläge der Sachverständigen zielen auf eine bessere Versorgung psychisch Kranker ab. Auch sind viele Rückenleiden eine Folge unseres Lebens- und Arbeitsstiles: Neun Stunden lang sitzen geht aufs Kreuz. Entsprechende Präventionsmaßnahmen und regelmäßiges Aufstehen, Arbeiten im Stehen etc. können schon vieles besser machen.

Alltagstipps für einen starken Rücken

Am spektakulärsten ist jedoch der Vorschlag, ein Teil-Krankengeld einzuführen: Patienten sollten zum Beispiel zu 50 Prozent arbeiten gehen können und dafür Lohn erhalten. Die andere Hälfte des Einkommens solle von der Krankenkasse kommen. Wer mit Bandscheibenvorfall im Bett liegt, kann zwar nicht zur Arbeit kommen, er kann aber theoretisch telefonieren. So könnte ein Betroffener laut dem Vorschlag beispielsweise zwei Stunden am Tag telefonieren und sich diese Arbeitszeit von seinem Unternehmen bezahlen lassen. Für die restlichen sechs Stunden des Arbeitstages zahlt die Kasse. Dafür müssten sich Arzt und Patient darauf einigen, dass der Betroffene zum Beispiel zu 75 Prozent krank und zu 25 Prozent gesund ist. Ein ganz ähnliches Modell gibt es bereits in Schweden. In Deutschland hingegen kennt man Ähnliches nur, wenn Patienten gegen Ende einer Krankheitsphase wieder arbeiten – und nach dem sogenannten Hamburger Modell schrittweise wieder einsteigen. In so einer Rückkehrphase zahlt dann noch die Kasse den Lohn.

Diese Berufe machen krank

Werden Kranke dann nicht gezwungen, zu arbeiten, auch wenn sie nicht können?

"Jetzt stellen Sie sich doch nicht so an!", "Gehen Sie wieder arbeiten!" oder "Wechseln Sie doch den Arbeitgeber!" So oder ähnlich sollen Krankenkassen-Mitarbeiter Versicherte am Telefon immer wieder bedrängt haben, wieder in den Job zu gehen, statt weiter Krankengeld zu beziehen. So zweifelhaft solche Mittel auch sind, erscheint es wenig verwunderlich, wenn die Kassen in dem Bereich auf die Kostenbremse drücken wollen.

Deshalb befürchtet unter anderem die Grünen-Gesundheitsexpertin Maria Klein-Schmeink, dass kranke Angestellte quasi zurück an den Schreibtisch geprügelt werden. Sie warnt, dass die Expertenempfehlungen nicht dazu führen dürfe, "dass auf die Patienten im Krankengeldbezug noch mehr Druck ausgeübt wird als bisher schon oder sie in ihren Rechten eingeschränkt werden." Die Forscher meinen dagegen, das Ganze solle im Konsens mit den Betroffenen festgelegt werden – und könnte den Arbeitnehmern sogar mehr Flexibilität geben. Wer unter einer Depression leidet, hat gute und schlechte Tage und an guten Tagen könne es den Betroffenen Struktur geben, zu arbeiten.

Wann kommt das Teilzeit-Krankengeld?

Entschieden ist noch gar nichts, bislang handelt es sich um einen Vorschlag, um die Kosten in den Griff zu kriegen. Gröhe sagte, nun werde diskutiert, welche der mehreren Reformvorschläge der Experten möglicherweise umgesetzt werden.

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