Das Kennenlern-Gespräch ist auch der richtige Zeitpunkt, um neue Ideen vorzubringen. Wer hier überzeugen will, sollte auf keinen Fall Halbfertiges auf den Tisch bringen. „Am besten, man schreibt vorher für sich selbst einige Stichworte auf“, sagt Jobcoach Caroline Krüll. Wichtig sei auch zu fragen, wie sich der Chef die Zusammenarbeit vorstellt. „Das signalisiert Bereitschaft sich einzubringen und Offenheit für Neues.“
Wünscht sich der Chef mehr Veränderung als dem Mitarbeiter lieb ist, sollte sich dieser kompromissbereit zeigen. „Bremsen Sie den Chef nicht gleich aus“, sagt Jürgen Hesse. „Am Anfang wollen viele erst einmal verändern. Das zu kritisieren bedarf einer Vertrauensebene, die noch nicht da ist.“
Das bedeutet auch, ihn eigene Erfahrungen machen zu lassen. Wer dem Neuen gute Tipps auf den Weg zu gibt oder sich negativ über den alten Chef, Kollegen oder Vorgesetzte höherer Hierarchie-Ebenen äußert, manövriert sich selbst ins Abseits. Wer gegen wen intrigiert, wer mit wem gut kann – das alles muss der neue Vorgesetzte selbst herausfinden.
Souverän bleiben
Auch wer mit dem alten Chef Privilegien ausgehandelt hatte, sollte diese dem neuen Chef nicht gleich unter die Nase reiben: Nicht selten versuchen neue Vorgesetzte, die Günstlinge ihrer Vorgänger zu entmachten. „Ein kluger Chef wird sowieso fragen, ob es informelle Vereinbarungen gab. Wer was kann und ein gewisses Selbstbewusstsein hat, kann dann souverän verhandeln“, sagt Jürgen Hesse.
Diese Zurückhaltung gilt jedoch nicht, wenn Arbeitnehmer etwa durch persönliche Umstände weniger flexibel als Kollegen sind. Wer zum Beispiel jeden Tag sein Kind aus dem Kindergarten abholen muss, sollte das schnell ins Gespräch bringen – und dem Chef anbieten, gemeinsam Prioritäten für Aufgaben festzulegen.
Ist das erste Gespräch erfolgreich verlaufen, sind die Weichen für ein konstruktives Mitarbeiter-Chef-Verhältnis gestellt. Einen guten Draht bekommt man jedoch am schnellsten über die persönliche Ebene. Hier hilft vor allem unaufdringlicher, knapp gehaltener Small-Talk. Vom Wetter, über Fußballvorlieben, Ferienpläne bis hin zu Grillrezepten: Thematisch ist alles geeignet, was nicht zu sehr ins Private geht oder den Job betrifft.
Nicht immer ist der Chef jedoch ein völlig Unbekannter. Eine besondere Situation tritt ein, wenn ein Kollege Vorgesetzter wird. „Der Umgang mit den alten Kollegen ist oft für den, der befördert wurde, sehr schwierig“, sagt Karriereberaterin Svenja Hofert. Mitarbeiter sollten hier Unterstützung signalisieren. „Wer Verständnis zeigt und etwa nicht beleidigt ist, wenn der ehemalige Kollege Distanz aufbaut, kann sich dessen Wertschätzung sicher sein.“
Karriereknick oder Karrieresprungbrett – was der Chefwechsel bringt, hat jeder selbst in der Hand. „Das ist wie in der Schule“, sagt Jürgen Hesse. „Ein neuer Lehrer ist auch immer eine Chance.“ Natürlich sei es leichter, sich aus dem Mittelfeld als aus einer Spitzenposition zu verbessern. „Doch man sollte nicht zu pessimistisch sein, auch wenn man meint viel verlieren zu können.“