Mentoring für Frauen Was bringt die Frauenförderung?

Die Quote ist beschlossen. Mit Frauen-Förderprogrammen bessern Arbeitgeber ihr Image auf. Aber was nützen Mentoring und Nachwuchsförderung?

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Männer- und Frauenfüße Quelle: dpa

Über Karrieren entscheiden vor allem Beziehungen und Kontakte. Nur etwa ein Drittel aller Stellen in deutschen Unternehmen wird Studien zufolge überhaupt öffentlich ausgeschrieben, zwei Drittel werden innerbetrieblich oder über Kontakte vergeben. Und je höher man kommt, desto schwieriger wird es, besonders für Frauen. An der Spitze der börsennotierten Unternehmen hierzulande beträgt der Frauenanteil in Aufsichtsräten und Vorständen 12,3 Prozent.

Die Politik hat sich nun auf eine Frauenquote geeinigt. Sie kommt aber erst 2016 und gilt nur für die Aufsichtsräte der 100 größten Dax-Unternehmen, nicht für Führungspositionen allgemein. Hier liegt die Krux: Kandidatinnen und Kandidaten für Führungsjobs werden häufiger als Mitarbeiter ohne Führungsaufgaben auf informellem Wege auserkoren. Im Vorteil ist, wer Zugang zu den sogenannten Old Boys’ Networks hat – wer also mit den zumeist älteren und männlichen Entscheidern befreundet und bekannt ist.

Welches Profil sollten potenzielle weibliche Aufsichtsratsmitglieder mitbringen?

Frauen, das ist gut untersucht, tun sich hier schwer. Denn solche Seilschaften entstehen in der Regel ohne formellen Rahmen und beruhen auf Sympathie und Ähnlichkeit. Chefs mögen Nachwuchs, der ihnen selbst ähnlich ist. Ältere Männer fördern deshalb lieber jüngere Männer als junge Frauen.

Um dieses Muster zu durchbrechen, setzen viele Unternehmen auf Förderprogramme speziell für Frauen. Zum einen soll der weibliche Nachwuchs für Führungspositionen motiviert und qualifiziert werden. Zum anderen sollen die Frauen in diesen Programmen auch Kontakte für den Aufstieg knüpfen – gewissermaßen das Gegengewicht zu den informellen Seilschaften.

So viele Frauen fehlen in den Aufsichtsräten bei einer Frauenquote von 30 Prozent

Programme für Einsteigerinnen

Die meisten Programme zielen allerdings auf Einsteigerinnen ab. Bei Bosch etwa richtet sich das Angebot an Studentinnen in den ersten Semestern, die "noch nie an einen Arbeitgeber aus der Automobilindustrie gedacht" haben, wie es auf der Website heißt. Erfahrene Mentoren begleiten den Nachwuchs ein Jahr lang und zeigen den Teilnehmerinnen des Programms, welche Karrieremöglichkeiten der Konzern für angehende Ingenieurinnen bereit hält. Auf diese Weise sollen das Interesse der Frauen für sogenannte MINT-Jobs – also Berufe in Mathematik, Ingenieurswissenschaften, Naturwissenschaften und Technik – geweckt werden. Zudem können weibliche MINT-Fachkräfte frühzeitig an Unternehmen gebunden werden. Siemens, die Telekom, Daimler und die Lufthansa bieten ähnliche Programme an.

Bei der Unternehmensberatung McKinsey geht es nicht nur um Einstiegschancen, sondern um Führungspositionen generell. Die Firma hat das Female Leadership Program ins Leben gerufen, das Partnerinnen als Mentorinnen vermittelt und Berufsanfängerinnen auf eine Karriere als Führungskraft in der Wirtschaft vorbereiten soll – nebst Aufbau eines Netzwerks an karriereentscheidenden Kontakten. Außerdem setzt die Firma auf interne Programme. Hintergrund der Initiative ist die McKinsey-eigene Studienreihe Women Matter, die unter anderem nachgewiesen hat, dass gemischte Teams bessere Entscheidungen treffen.

Ein frauenfreundliches Arbeitgeberimage bringen solche Programme den Unternehmen auf jeden Fall. Aber was ist mit den Frauen, die bereits bei den Unternehmen tätig sind? An sie richten sich interne Fördermaßnahmen, über die nur wenig öffentlich berichtet wird.

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