Motivation Wie das Büro unsere Leistung beeinflusst

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Büros müssen multifunktional werden

So lautete vor einigen Jahren das Fazit einer Untersuchung von Craig Knight von der britischen Universität von Exeter. Die meisten modernen Büros seien zwar sinnvoll eingerichtet, ließen den Angestellten aber zu wenig eigenen Spielraum: „Wer sich im Büro unwohl fühlt, zeigt automatisch weniger Engagement“, sagt Knight, „wenn Angestellte zumindest ein wenig mitgestalten können, sind sie glücklicher, identifizieren sich stärker mit ihrem Arbeitgeber und arbeiten produktiver.“

Experten zufolge wird unser Bedürfnis nach Privatheit im Büro steigen: Globalisierung und digitaler Wandel lassen unsere Arbeitsweise immer flexibler werden, viele Mitarbeiter arbeiten auch unterwegs oder von zu Hause aus, treffen sich zur Besprechung mal online, mal in der Firmenzentrale.

„Wir arbeiten autonomer und gleichzeitig vernetzter als je zuvor“, sagt Stefan Rief vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation. Dort erforscht er seit vielen Jahren, wie das Büro der Zukunft aussehen muss, damit es den Anforderungen der Wirtschaft genauso genügt wie den Bedürfnissen der Mitarbeiter. Doch erst jetzt spürt er, dass auch die Unternehmen das Thema endlich ernst genug nehmen.

Das Büro der Zukunft ist ein Campus

Die flexible Arbeitswelt fordert Investitionen in kluges Bürodesign: Positiv auf ein angenehmes Arbeitsumfeld reagieren gerade jene Mitarbeiter, die regelmäßig zwei bis drei Tage pro Woche auf Dienstreise sind. Unterwegs hatten sie schon schwierige Arbeitsbedingungen, arbeiteten am Flughafen oder im Hotel. Da brauchen sie im Unternehmen einen Platz, an dem sie sich konzentrieren können, einen Ruhepol finden, aber auch Kollegen treffen. Das können ihnen intelligent gestaltete Büros verschaffen.

Sitzen im digitalen Zeitalter
The DrawArbeiten mit Tablets Quelle: Presse
The Multi-DeviceMultitasking Quelle: Presse
The TextKurznachrichten schreiben Quelle: Presse
The CocoonSich zurückziehen Quelle: Presse
The SwipeTouchscreens bedienen Quelle: Presse
The Smart LeanPrivatsphäre suchen Quelle: Presse
The TranceKonzentration am Bildschirm Quelle: Presse

Die müssen nach Ansicht der Experten künftig vor allem multifunktional sein. Denn keine Büroform kann heute ständig und für jeden ein optimales Arbeitsumfeld bieten. „Cubicles deprimieren, Einzelbüros isolieren“, fasst Friedman zusammen, „und offene Räume sind unruhig.“

Doch genauso offensichtlich sind auch die unterschiedlichen Vorteile: Cubicles sparen Kosten, Einzelbüros bieten beste Bedingungen für konzentriertes Arbeiten, in offenen Räumen funktioniert die Kommunikation im Team am besten.

Idealerweise sollten die Bürotypen deshalb gemischt werden: Mitarbeiter erhalten dann vielleicht einen Sitzplatz im Teambüro, können sich aber für Telefonate oder Aufgaben, die Konzentration verlangen, in Einzelbüros zurückziehen, die zur freien Verfügung stehen. Das Büro der Zukunft müsse einem Campus gleichen, so Friedman: Dort finden sich auch Orte zum individuellen Lernen, zum gemeinsamen Diskutieren und zum konzentrierten Arbeiten nebeneinander.

Das klingt anspruchsvoll, sei aber selbst für kleine Unternehmen zu leisten, betont Arbeitsplatzforscher Rief. Dazu sollten Unternehmen vor allem klären, wofür ihre Büros genutzt werden. Braucht der Mitarbeiter Ruhe, um sich konzentrieren zu können? Regelmäßig Austausch mit Kollegen, weil er stets in Teamprojekten involviert ist? Oder vor allem einen kurzen Weg zum Chef, weil er eine wichtige Verbindung ins Team ist?

Hier sei auch eine neue Form von Führung gefragt, sagt Rief. „Führungskräfte sollten darüber nachdenken, wohin sie ihre Leute setzen, wie sie Meetingräume gestalten und wem sie Rückzug gewähren, wenn intellektuell besonders anspruchsvolle Aufgaben zu leisten sind. Aber auch, wen sie bewusst ins Großraumbüro setzen, weil er sich sonst zurückzieht – egal, ob aus Schüchternheit oder Desinteresse.“

Ein Standardrezept für das ideale Büro liefern die neuen Studien also leider nicht. Jedes Unternehmen muss für sich selbst herausfinden, welche Elemente jeweils für bestimmte Tätigkeiten passen. „Das ist wie bei einzelnen Stimmen in einem großen Orchester“, sagt Psychologe Friedman. „Man muss dafür sorgen, dass der Gesamtklang stimmt.“ Dann passt sich der Raum dem Menschen an – und nicht umgekehrt.

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