Networking Lockere Netzwerke sorgen für mehr Erfolg

Seilschaften sind oft die erste Stufe der Karriereleiter. Eine Studie zeigt jetzt: Umso lockerer das Netzwerk geknüpft, umso erfolgreicher ist es.

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Tipps fürs Netzwerken
So "netzwerken" Sie richtigDie SituationMan ist auf einer Veranstaltung, auf der eine Person ein Vortrag hält. Diese Person ist interessant. Nun möchte man mit ihr in Kontakt treten. Wie stellt man das am besten an? "Sie sollten vor allem wissen, was sie wollen", sagt Monika Scheddin, eine Beraterin für Netzwerken und Unternehmensberatung. Wer es nicht weiß, der wird auch Probleme haben, diese Person anzusprechen. Möchte man einen inhaltlichen Tipp zu einem Thema? Oder eine Empfehlung für weitere Geschäfte, bzw. für die Karriere? Scheddin weiß wovon sie spricht. Die Unternehmerin arbeitete als Managerin bei Brother und Prokuristin bei der Softwareschmiede Microdynamics, bevor sie sich 1995 als Coach für Unternehmensberatung selbstständig machte. Zu ihren Kunden zählen Oracle, Allianz, Siemens oder Pro Sieben. Zu dem Thema Netzwerken hat Scheddin das Buch "Erfolgsstrategie Networking. Business-Kontakte knüpfen, organisieren und pflegen" herausgebracht. Quelle: Fotolia
Der EinstiegDer erste Eindruck zählt. Eine Binse, möchte man meinen, doch schnell wird das vergessen. Also: nach dem Vortrag einer Person oder auf einer Veranstaltung sollte man mutig auf die Zielperson zugehen, mit der man in Kontakt treten möchte, und Blickkontakt aufnehmen. „Der Augenkontakt ist wichtig“, sagt Netzwerk-Expertin Monika Scheddin. „und dann losplappern“. Idealerweise erzählt man, was einem gefallen hat von dem Vortrag oder von der Person. „Seien sie diplomatisch“, sagt Scheddin, „sprechen Sie über Gemeinsames, darüber was ihnen gefallen hat. Was sie von der Person trennt sollte Sie außen vor lassen.“ Auch Ironie und Humor sollten im ersten Gespräch dosiert vorkommen. „Schließlich kennt die Zielperson sie nicht“, sagt Scheddin, „und Humor könnte falsch verstanden werden“. Der Name sollte an zweiter Stelle folgen. Und dann am besten wie ein berühmter Agent im Dienste seiner Majestät. Scheddin: „Die Studenten, denen ich das auf meinen Coaching-Veranstaltungen erzähle, lachen mich aus. Aber nur so bleibt der Name hängen“. Also dann: Bond. James Bond. Quelle: REUTERS
Verhedderung vermeidenWenn die Frage kommt: Was machen sie? sollte die Antwort nicht länger als eine Minute sein. Man sollte nicht den gesamten Lebenslauf herunterbeten. Details interessieren die meisten Zuhörer eh nicht und wenn die Zielperson nicht aus der gleichen Branche kommt, dann verwirren die Details zu sehr. „Sie müssen sich überlegen: wie will ich bei der Person in Erinnerung bleiben?“, sagt Scheddin, „viele möchte mit ihrer Kompetenz punkten“ Doch wie kann man diese in einem Gespräch zeigen, das in der Regel nicht länger als fünf Minuten dauern wird? Am besten: man macht eine intelligente, inhaltliche Bemerkung zum Thema, das mit der Zielperson zusammenhängt – und hofft so in Erinnerung zu bleiben. Quelle: dpa
Viel Zuhören, weniger sprechenMonika Scheddin sagt: „Ein guter Netzwerker hört viel zu und redet wenig“. Am besten liegt der eigene Gesprächsanteil unter 50 Prozent. Voraussetzung ist natürlich: ein ehrliches Interesse an der Person, mit der man sich unterhält. Nicht Interesse an der Funktion der Person - aufmerksame Gesprächspartner merken schnell, dass einer seine Neugier lediglich vorheuchelt.   Quelle: Fotolia
Die schweren und tiefen Themen vermeidenHat man ein halbes oder ein ganzes Jahr nicht gearbeitet, dann reicht es, dass man die Floskel „Auszeit“ verwendet oder „Ich bin auf der Suche nach einer neuen Herausforderung“. Schämen müsse man sich dafür nicht. Die Akzeptanz für die Auszeiten, aus welchen Gründen auch immer, sollte da sein. Das war mal anders. Scheddin erzählt: „Vor fünf Jahren war das Verständnis für Lücken im Lebenslauf kleiner“. Durch die Finanzkrise und das Aufbrechen der klassischen Berufsbilder habe sich die Toleranz für nicht geradlinige Karrieren vergrößert.  Quelle: Fotolia
Der Ausstieg zum richtigen ZeitpunktEin guter Zuhörer erkennt auch den richtigen Zeitpunkt, wann er auf einer Veranstaltung das Gespräch mit seiner Zielperson beendet sollte. Im Zweifel registriert er das: wenn sein gegenüber in Eile ist oder viele andere Personen mit ihm sprechen wollen. Dann sollte der Zuhörer auch bereit sein, seine Visitenkarte zu hinterlassen. „Machen sie es der Zielperson so einfach wie möglich", sagt Scheddin. Was nicht geht: gleich beim ersten Gespräch seinen ganzen Lebenslauf hinterlassen. Quelle: dpa
Am Ball bleibenNach dem ersten Treffen kommt es darauf an, bei der Zielperson in Erinnerung zu bleiben. Eine freundliche Mail innerhalb der ersten 24 Stunden nach dem Treffen, in der man sich für das Gespräch bedankt, ist gut und zeigt, dass man grundsätzliche Manieren des sozialen und menschlichen Miteinanders versteht und anwenden kann. Netzwerken gehört zu der Kategorie: Wichtig, aber nicht dringend. Trotzdem ist es ist ein zartes Pflänzchen, das kontinuierliche Fürsorge benötigt. Man braucht dafür einen langen Atem. "In der Regel sind sieben Kontakte und zwei Jahre notwendig, bevor was für beide Seiten herausspringt", so Scheddin. Wer es ernst meint mit Netzwerken, muss also hartnäckig sein. Scheddin erzählt von einem Manager, der grundsätzlich die erste Mail löscht. "Der hat die Einstellung: Wenn´s wichtig ist, dann werden sich die Interessierten auch ein zweites Mal melden".

Die Erfolgsgeschichte des Silicon Valley zeigt: Netzwerke zahlen sich aus. Nirgendwo sonst sprossen so viele technologische Innovationen in den letzten Jahren, wie im Süden der San Francisco Bay Area. Nicht zuletzt dank informeller Netzwerke schafften es dort tausende Unternehmer erfolgreiche Start-Ups zu gründen. Eine Methode, die mittlerweile auch die Berliner Gründerszene aufgegriffen hat. Denn Kontakte lassen sich nirgends einfacher knüpfen als in Netzwerken.

Netzwerke erleichtern den Kontakt
Abseits von Silicon Valley und Berlin haben aber auch andere das Netzwerken für sich entdeckt, vor allem im Internet. Immer mehr Menschen treten Karriereportalen wie LinkedIn oder Xing bei. Letzteres verzeichnete Anfang des Jahres den stärksten Mitgliederzuwachs seit drei Jahren: Mehr als 5,5 Millionen Deutsche sind mittlerweile auf dem Internetportal vernetzt. Durch das richtige Netzwerk, so hoffen sie, könne man wichtige Kontakte schließen und die Karriere voranbringen. Wer in einem Netzwerk ist, kennt Menschen, die einen fördern, ermutigen und unterstützen. Netzwerke erleichtern auch den Kontakt zu Menschen, die man sonst nicht erreichen kann", sagt der Bielefelder Soziologe Martin Diewald in einem Interview mit Spiegel Online. Sie machen es leichter, Geschäfte abzuwickeln, einen Studienaustausch zu organisieren oder gemeinsame Projekte abzuwickeln.
Ohne Erwartungen ergeben sich bessere Netzwerke
Was sie wirklich bringen, hat Michael Koenig erforscht. Der Wissenschaftler am Institut für Wirtschaftspolitische Forschung in Stanford untersuchte Netzwerke von Firmengründern, Unternehmen und Staaten. Sein Fazit: Wer ohne große Erwartungen Netzwerke knüpft, profitiert am meisten von ihnen. Denn wo Verbindungen eher aus Zufall als aus Berechnung geschlossen werden, entstehen Netzwerke mit sehr vielen unterschiedlichen Kontakten. Wer erfolgreich netzwerken möchte, sollte sich daher bei der Auswahl der Kontakte von Gefühlen leiten lassen und keinen konkreten Nutzen aus einer Verbindung erwarten. Dahinter steckt eine simple Theorie: Wer viel über ein bestimmtes Netzwerk weiß und deswegen gezielte Verbindungen knüpft, der wählt oft Verbindungen zu denen, die selbst über zahlreiche Kontakte verfügen. Durch diesen "Pool an Wissen" entstehen am Ende allerdings stark zentralisierte Netzwerke, die sich für die meisten nicht auszahlen. Nur die wenigen, die von vorne herein schon viele Kontakte pflegen, profitieren wirklich.

Ein gutes Netzwerk erleichtert die Jobsuche

Welche sozialen Netzwerke wirklich genutzt werden
So lange werden soziale Netzwerke wirklich genutztGoogle+ - Mit allen Mitteln versucht Google sein soziales Netzwerk zum Erfolg zu bringen. Vor allem die Verknüpfung mit den eigenen Diensten wie Google Mail oder Youtube soll Google+ helfen. Seit dem Start haben sich auch immerhin 90 Millionen Nutzer registriert, allerdings bleibt es oft auch dabei. Nach einer Erhebung der US-Marktforscher Comscore haben sich die Nutzer seit September im Schnitt nur drei Minuten pro Monat bei Google+ aufgehalten. Das „Wall Street Journal“ schreibt daher schon von einer „virtuellen Geisterstadt“. Quelle: dapd
Myspace - Selbst das schon oft totgesagte MySpace wird intensiver genutzt – mit acht Minuten sogar fast drei Mal solange wie Google+.
LinkedIn - 17 Minuten pro Monat halten sich die Nutzer des Online-Karrierenetzwerks LinkedIn auf der Seite auf. Für den deutschen Wettbewerber Xing lagen keine Daten vor. Quelle: REUTERS
Twitter - Mit 21 Minuten nur knapp davor liegt der Kurznachrichtendienst Twitter. Allerdings erfasst Comscore nur Besucher der Twitter-Website, gerade die intensiven Nutzer greifen jedoch gern auf spezielle Zusatzprogramme wie Tweetdeck zurück, so dass die echte Zahl höher liegt. Auch die mobilen Zugriffe wurden nicht erhoben, was jedoch alle Netzwerke betrifft. Quelle: dpa
Pinterest - Erstaunlich ist, dass sich zwei relative junge Netzwerke ganz vorn platzieren konnten. So gelang Pinterest mit 89 Minuten der Sprung aufs Treppchen. Auf der Seite können Nutzer Bilder und Netzfundstücke teilen. Pinterest ist derzeit eine der angesagtesten und am schnellsten wachsenden Seiten überhaupt .
Tumblr - Ebenso lange wie Pinterest wird Tumblr genutzt. Der Dienst bietet ist eine besonders schnelle und einfache Art des Bloggens. Auch bei Tumblr werden oft besondere Fotos geteilt – Musikstar Beyonce Knowles veröffentlichte beispielsweise exklusiv Fotos ihres Babys Blue Ivy Carter auf einer eigenen Tumblr-Seite. Beliebt sind auch die „Looking at Things“-Reihen, beispielsweise von Kim Jong-Il oder Christian Wulff.
Facebook - Mit riesigem Abstand steht Facebook an der Spitze: 405 Minuten halten sich die Nutzer im Schnitt jeden Monat in dm Netzwerk auf.     Quelle: dapd


Mit Netzwerken lassen sich aber nicht nur Kontakte knüpfen, sondern auch neue Jobs finden. Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), das jährlich 15.000 Unternehmen befragt, ergab, dass persönliche Kontakte auch bei Stellenbesetzungen eine wichtige Rolle spielen. „Will ein Arbeitgeber wissen, welche Bewerber am besten zu ihm passen, muss er intensive Auswahlverfahren durchführen. Doch die Kosten Zeit und Geld. Besser ist es, er fragt Menschen, denen er vertraut“, so Diewald.
Die Befragung des Instituts zeigt, dass ein Viertel aller offenen Stellen auf diese Weise besetzt werden. Ebenfalls ein Viertel ergibt sich aus Zeitungsinseraten, gefolgt von Vermittlungen über Arbeitsagenturen und Stellenanzeigen im Internet.

Wer sich gut präsentiert, weckt Interesse
Um sich gut zu verkaufen, ist der sogenannte Elevator-Pitch enorm wichtig. Diese "Aufzugspräsentation" ist eine kurze, sorgfältig geplante und gut präsentierte Beschreibung Ihrer beruflichen Tätigkeit, die nur so lange dauert, wie Sie in einem Aufzug in den siebten Stock bräuchten. Also 30 bis 90 Sekunden. Daher der Name.

Auch in Online-Netzwerken wie Xing oder LinkedIn sollte man präzise formulieren, wer man ist, was man kann und was man will. So kann sich der Besucher der Seite innerhalb weniger Sekunden einen Überblick über die Qualifikationen und die berufliche Situation verschaffen. So kann man sehr schnell sehr viele Menschen erreichen, ohne dafür in ganz Deutschland herumzureisen.

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