Open Space statt Einzelbüro Die Old Economy testet neue Arbeitsplätze

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Bessere Zusammenarbeit dank Desk-Sharing

Und das laut Studie unbeliebte Teilen eines Schreibtisches? Wie fand die Belegschaft das? „Es gibt immer Leute, die nicht zufrieden sind, aber unsere Mitarbeiter, die das Konzept getestet haben, haben dem Desk-Sharing auf einer Skala von eins bis fünf durch die Bank vier bis fünf Punkte gegeben“, sagt Lendzian. „Die Zusammenarbeit und die Kommunikation seien dadurch verbessert und damit auch der Teamspirit.“ Und das sei das Ziel gewesen.

Zumindest hatte Karen Parkin, Personalchefin bei Adidas, bei Eröffnung des Testbüros PITCH gesagt: „Wir benötigen einen Arbeitsplatz, der Zusammenarbeit in einer offenen Umgebung ermöglicht. Ein Umfeld, das die Entwicklung innovativer Ideen anregt und sowohl mental als auch physisch Platz für kreatives Arbeiten bietet.“

Bei Adidas ist mittlerweile Rollout

Die Testphase von PITCH endete im August 2016. Seitdem ist Rollout an den verschiedenen Standorten. „Amsterdam arbeitet schon mit dem neuen Modell, am Hauptsitz in Herzogenaurach sind wir dabei. Der Standort Portland hatte eine andere Testarbeitsumgebung, da dort die Kultur anders ist als hier und das Arbeitsumfeld immer auch zur Kultur passen muss. Aber auch da ist demnächst Rollout“, sagt Lendzian.

Ihr Fazit: Egal, wie schön sich die Geschäftsführung die neue Arbeitswelt ausmalt, es geht nicht ohne die Zustimmung der Mitarbeiter. Denn die müssen ja letztlich im neuen Büro sitzen. „Dass das bei uns so erfolgreich gelaufen ist, liegt vor allem daran, dass wir nicht gesagt haben: So stellen wir uns das vor und jetzt seht mal zu, was ihr daraus macht, sondern das wir gesagt haben: Wir testen mit euch gemeinsam. Und das wir das auch umgesetzt haben, was an Feedback von den Mitarbeitern kam.“

Davon abgesehen ist es für den Erfolg eines solchen Projektes wichtig, dass Mitarbeiter, die Kontrolle darüber haben, wie und wo sie arbeiten. Zumindest zeigt eine Umfrage von Steelcase und Ipsos unter 12.480 Menschen aus 17 Ländern, dass diejenigen am engagiertesten arbeiten, die das können. Dazu zählt insbesondere die Möglichkeit, sich ungestört zurückzuziehen und die Arbeitsumgebung je nach anstehender Aufgabe frei wählen zu können. Wer im Großraumbüro festsitzt und auch für komplizierte Arbeiten bei denen Konzentration angesagt ist, dem Trubel nicht entfliehen kann, wird auf Dauer wahnsinnig. Zumindest aber leiden Zufriedenheit und Motivation.

Man kann es nicht allen Recht machen

Die Herangehensweisen von Adidas und MAN halten auch die Macher der eingangs erwähnten Studie zum Büro der Zukunft für gut. Wer Geld und Fläche zur Verfügung habe, könne mit einem Testareal nichts falsch machen, sagte Roman Diehl, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Consulting cum laude gegenüber WirtschaftsWoche Online. Andernfalls könne man sich mit der eigenen Belegschaft auch bei anderen Unternehmen umschauen, die bereits open space & Co. nutzen. Probieren geht ja bekanntlich über studieren.

Von der Erwartung, alle zufriedenzustellen, müsse man sich allerdings verabschieden, sagte Marcus Mornhart, Managing Director bei Savills in Frankfurt. "Aber ein Großteil sollte sich mit der neuen Arbeitsumgebung identifizieren. Das ist allein schon wichtig, weil hinter einer solchen Veränderung immense Investitionen stecken."


Wenn sich MAN also ein Beispiel an Adidas nimmt und das Feedback seiner Mitarbeiter ernst nimmt und entsprechend umsetzt, steht einer neuen Arbeitsweise in Zukunft nichts im Wege. Zumindest für die Mitarbeiter, deren Arbeit am Schreibtisch gemacht wird. Für die Produktion tut sich zunächst nicht so viel, wie Personalvorstand Schelchshorn sagt: „Das klassische Zusammenbauen von Produkten ändert sich natürlich nicht. Ein LKW muss nach wie vor montiert werden. Hier ändert sich nur die Art, wie das passiert.“

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