Der Trend geht weg von der Gruppenberatung hin zum Einzelcoaching, weg von unbefristeten Betreuungsprogrammen, die erst dann enden, wenn der Kandidat eine neue Aufgabe gefunden hat, hin zu zeitlich befristeten Caochings, die in den meisten Fällen sechs Monate nicht überschreiten. Der BDU-Studie zufolge – die wohlgemerkt auf einer Beraterumfrage basiert – sollen sich bereits nach einem halben Jahr knapp 70 Prozent der betreuten Mitarbeiter neu orientiert – dass heißt eine angestellte, selbstständige oder sonstige Tätigkeit für sich entdeckt haben. 91 Prozent soll die Neuorientierung spätestens nach einem Jahr gelingen. „Ob ein Kandidat am Ende wirklich persönlichen Gewinn aus dem Coaching zieht und sich damit auch die Investition aus Arbeitsgebersicht nachhaltig auszahlt, kommt auf die Qualität des Beratungshauses an“, so Manger-Wiemann.
Die zweite Karrierehälfte aktiv steuern
Hier bleibt dem Einzelnen jedoch nur übrig, sich im Markt nach guten Coaches umzuhören. Wenn dann noch die Chemie zwischen Kandidat und Berater stimmt, kann eine gelungene Outplacementberatung sogar dazu führen, dass endlich anzugehen, was man ohnehin schon immer wollte. „Früher stand am Anfang unserer Coachings häufig erst einmal die emotionale Verarbeitung der Trennungssituation. Das ist seltener geworden“, berichtet Heike Cohausz, Partnerin der Düsseldorfer Karriere- und Outplacementberatung P4 Career Consultants. „Heute steht für die Kandidaten eher im Vordergrund, die Chance zu nutzen, die zweite Hälfte ihrer Karriere aktiv auszugestalten. Work-Life-Balance, persönliche Lebensziele, Motivation, Antreiber und das eigene Karriereverständnis spielen in den Gesprächen eine viel größere Rolle“.
Viele hegen den Wunsch, ihre restlichen Berufsjahre mit einer sinnstiftenderen Tätigkeit verbringen zu können. Damit dieser Wunsch in Erfüllung gehen kann, ziehen Profis wie Cohausz in Einzelgesprächen erst einmal Bilanz und arbeiten heraus, welche beruflichen Erfolge als Grundlage für den Neuanfang vorliegen, welche Werte dem Kandidaten wichtig sind und wie er seine persönlichen Kompetenzen und Stärken, aber auch Schwächen ganz konkret bestimmten Arbeitgebern am besten vermitteln kann. Einer Leiterin der Kreditabteilung einer Düsseldorfer Bank gab dieser sehr individuell gestaltete Selbstfindungsprozess kürzlich die Kraft, sich komplett umzuorientieren. „In unseren Gesprächen hatte sich gezeigt, dass die Frau einen guten Blick dafür hatte, was Menschen wirklich brauchen und dass sie davon träumte, im Sozialbereich zu arbeiten“. Gemeinsam mit Cohausz entwickelte sie die Idee, sich aktiv, also auch ohne konkrete Stellenausschreibungen zum Anlass zu nehmen, bei Sozialeinrichtungen zu bewerben. Mit Erfolg: Die Finanzexpertin punktete mit ihrer Erfahrung im Umgang mit Geld und Investitionen, ihren Kenntnissen von Fördermöglichkeiten. Cohausz: „Heute ist die Frau Geschäftsführerin einer international tätigen, gemeinnützigen Organisation“.