Die Tage werden kürzer, die Zeitumstellung nervt, das macht sich stimmungstechnisch schnell bemerkbar. Vielleicht sollten wir uns einmal bewusst machen, dass die Glücksforschung herausgefunden hat, dass die Lebensumstände nur zu 10 Prozent dafür zuständig sind, wie gut es uns geht. 50 Prozent ist Erbe und 40 Prozent was wir aus dem machen, was wir haben und sind. Schauen wir einmal genauer hin, wie wir diese 40-Prozent-Chance besser nutzen können oder es vielleicht sogar schon tun und gar nicht merken.
Sie wären gern das eine oder andere Kilo leichter, hätten gern einen Partner und am besten noch jemanden, der Sie wirklich versteht. Geld können wir scheinbar nie genug haben, und Gelassenheit, ja die steht ganz oben auf der Wunschliste. Das Glück scheint in Zeiten wachsender Anforderungen manchmal abhanden zu kommen und doch ist es immer in greifbarer Nähe.
Zunächst: Die meisten Menschen sind generell glücklich. Nicht mit allem und in riesigem Maß, aber als Tendenz. Außerdem gibt es eine Art Setpoint des Glücks, der angeboren ist. Also ein generelles Maß an Glück, zu dem wir immer, auch nach großen Schicksalsschlägen zurückkehren. Das heißt, wir sind resilienter (widerstandsfähiger) gegen Unglück als wir denken. Dies ergab eine Metaanalyse der Glücksforschung von Robert Biswas-Diner und Ben Dean. Das sind doch schon einmal gute Voraussetzungen für jeden von uns.
Sie lächeln auf Fotos
Abel & Kruger fanden heraus: Wer lächelt, lebt länger und hat weniger Herzkrankheiten. Lächeln macht glücklich, weil selbst ein unechtes Lächeln unserem Gehirn die Nachricht sendet, dass wir es sind. Lange war es umstritten, ob nur das „echte“ Lächeln, bei dem nicht nur die Mund- sondern auch die Augenmuskeln bewegt werden, nötig ist, um sich gut zu fühlen. Neuste Forschung zeigt: nein. Sie dürfen also ruhig öfter mal so tun, als ob, und von dem Effekt profitieren.
Sie vergleichen sich wenig mit anderen
Sonja Lyubormirsky untersuchte den Denkstil von glücklichen Menschen. Sie ergehen sich weniger in Selbstreflexionen zum eigenen Nachteil und vergleichen sich weniger mit anderen. Der Vergleich ist das Ende jedes Glücks. Denn wir vergleichen ja nicht zur Seite und sehen unsere Potentiale im Vergleich zum Durchschnitt. Sondern wir schauen zu viel auf computeranimierte Einzelfälle, die uns garantiert die gute Laune verderben. Weil es immer jemanden gibt, der schlanker, intelligenter, charmanter oder wohlhabender ist als wir.
Bewegung gegen das Stresshormon
Sie ziehen es vor auszugehen, statt vor dem Fernseher zu sitzen
Glückliche Menschen verbringen 30 Prozent weniger Zeit vor dem Fernseher, sondern sind lieber mit anderen unterwegs. Egal ob Sie ins Kino, in die Kirche oder zum Sekttrinken mit Freunden gehen: Die Verbundenheit mit anderen zählt. Wir sind und bleiben soziale Wesen denen es gut tut, mit anderen zusammen zu sein. Bei durchschnittlich drei Stunden Fernsehzeit in Deutschland pro Tag haben wir ja eine gute Zeitreserve für die Menschen, die uns wichtig sind.
Sie bewahren Erinnerungen an schöne Augenblicke im Leben
Sie sammeln Fotos, Steine oder ähnliche scheinbar sentimentale Erinnerungsstücke? Weiter so, denn diese sichern die Wiederholung der damit verbundene guten Gefühle wann immer Sie sie wieder anschauen. Nutzen Sie diese Möglichkeit ganz bewusst in Stressmomenten. Denn schon ein kurzer Augenblick Wohlbefinden, der beim Blick auf eine herrliche Urlaubslandschaft oder das Berühren eines Erinnerungsstückes entsteht reicht für das Gehirn, um aus dem Stressmodus mit eingeschränkter Wahrnehmung in den Entspannungsmodus mit Perspektivwechsel umzuschalten. Außerdem sichert die Erinnerung an schöne Momente und Erfolge die Erwartung weiteren Glücks, sagt Sonja Lyubomirsky.
Sie treiben Sport
Bewegung baut das Stresshormon Cortisol ab und vertreibt Depressionen. Im turbulenten Alltag spüren wir die Anspannung körperlich und geistig. Schultern, Nacken, Kiefer, Rücken werden fest, die Gedanken kreisen um Probleme, konstruktive Ideen werden knapp. Cortisol kann auf nicht allzu vielen Wegen abgebaut werden, besonders gut durch Schlaf, Sex und Bewegung. Meist haben wir nichts davon in Belastungssituationen. Schon wenige Minuten Bewegung am Tag reichen, damit Körper und Geist wieder in Schwung kommen. Achten Sie darauf, dass die Bewegungsart Ihnen Freude bringt. Denn wer sich lustlos zum Joggen zwingt hat schon den nächsten Stressfaktor produziert. Es kann aber auch einfach mal die Treppe sein, die Sie hoch und runter laufen, wenn Sie am Schreibtisch nicht weiter kommen. Am besten ist die Wirkung von Bewegung im Freien, da dann gleich noch Vitamin D produziert wird, das gesund und glücklich macht.
Sie gehen zum Yoga
Eine Studie von Arndt Büssing mit 160 Yogalehrern ergab, dass die regelmäßige Praxis die Glücksblutwerte um 27 Prozent steigert, wodurch das Wohlbefinden wissenschaftlich messbar wächst. Warum muss es denn ausgerechnet Yoga sein? Sie können sicher auch Qui Gong wählen. Wichtig ist, dass wir einmal mit dem uns kulturell so stark eingeimpften Leisten, Anstrengen, schneller Sein aufhören und langsamer, bewusster, sorgsamer mit unserem Körper werden. Die Einbeziehung der Atmung sorgt dafür, dass Körper und Geist sich entspannen.
Das richtige Umfeld zum Glücklichsein
Sie haben glückliche Menschen um sich
Erfreulicherweise können wir uns nicht nur mit negativen Informationen, Gefühlen und Haltungen anstecken, das Ganze funktioniert auch umgekehrt, fand Schaufeli 2001. Ein gutes Gefühl bei der Arbeit z. B. hat positiven Einfluss auf das Privatleben. Wer nach einen angenehmen, erfolgreichen Tag nach Hause kommt, ist nicht nur eher bereit, den anderen zu unterstützen, sondern strahlt die gute Energie auch in sein Umfeld aus. Wenn es uns gut geht sprechen wir über andere Themen, nehmen andere Dinge war und verhalten uns anders. Und die guten Gefühle von zu Hause kommen natürlich in die Arbeitswelt zurück.
Sie gehen regelmäßig zur Massage
Eine Massage steigert die Abwehrkräfte und verringert die Konzentration an Stresshormonen im Körper. Mark Rapaport vom Cedars-Sinai Medical Center, Los Angeles, wies nach, dass nach 45 Minuten die Anzahl der Lymphozyten zugenommen und das Stresshormon Cortisol abgenommen hatte. Dies passt zu der Erkenntnis, dass Männer ihre Frauen in Stresssituationen besser unterstützten wenn sie sie berühren als wenn sie mit ihnen sprechen. Der Körper hilft uns auch, im Augenblick zu sein. Unsere Gedanken sind gern im Gestern und Morgen, der Körper kann nur im Hier und Jetzt sein und das entstresst.
Sie haben einen besten Freund bei der Arbeit
Tom Rath aus der Gallup Gruppe fand in weltweiten Untersuchungen, dass es weniger wichtig ist, was wir tun als mit wem wir zusammen sind. Ein bester Freund auf Arbeit versiebenfacht das Engagement und führt zu besseren Kundenbeziehungen. Wenn Sie mehr Zeit mit angenehmen Kollegen verbringen wird es Ihnen besser gehen und wenn es Ihnen gut geht sind Sie nicht nur produktiver sondern ziehen Ihre Kunden geradezu magisch an. Denn die Stimmung der Menschen im Unternehmen ist eine unabhängige Vorhersagevariable für die Kundenzufriedenheit. So entsteht ein positiver Kreislauf.
Sie haben jemanden mit dem Sie reden können
James W. Pennebaker hat untersucht, dass das Sprechen über schmerzhafte oder traumatische Ereignisse deren Verarbeitung beschleunigt. Im Prozess des Sprechens kommt es zu einer Analyse des Geschehenen und Organisation der Informationen und vor allem Gefühle, die zum Verständnis des Geschehens beitragen. So kann das Denkhirn wieder die Führung übernehmen und Belastungen „verdauen“. Gedanken und Gefühle sind eng miteinander verbunden. Ohne negative Gedanken gibt es keine negativen Gefühle. Damit die Gedanken zur Ruhe kommen müssen sie beachtet und verarbeitet werden.
Sie schreiben Tagebuch
Für das Schreiben gilt Ähnliches. Die Unterdrückung von Gedanken ist harte Arbeit, ja ein Stressor, der krank macht. Je härter man eine Erinnerung unterdrücken muss, umso größer ist der Stress. Oft tun wir das aus Angst vor den damit verbundenen unangenehmen Gefühlen. Sie werden leider immer größer, je weniger wir sie haben wollen. Das Benennen des Ereignisses, der Gedanken und Gefühle führt zur Verarbeitung und damit zum Abschließen. Wichtig ist, den Umfang des Schreibens und Auseinandersetzens zu begrenzen. Optimal sind 20 Minuten.
Das Leben selbst in die Hand nehmen
Sie gehen zum Coaching
Oder coachen sich selbst. Das heißt, Sie nehmen Ihr Leben selbst in die Hand und minimieren damit einen der größten negativen Stressoren, das Gefühl des Ausgeliefertseins. Für so vieles nehmen wir uns Zeit, nur nicht für uns. Für Fragen des Woher und Wohin. Was macht uns froh und bringt Kraft, was ist das Optimum für unser Leben? Wenn wir dies wissen treffen wir im Alltag bessere Entscheidungen.
Sie haben ein Dankbarkeitsritual
Robert Emmons ist einer der führenden Forscher auf diesem Gebiet und hat nachgewiesen, dass Sie ausgeprägter positive Emotionen, Freude und Glück erleben, wenn Sie ein Dankbarkeitsritual pflegen. Unserer Großeltern wussten dies genau und haben jeden Tag mit einem Gebet abgeschlossen. Wenn Sie dankbar sind können Sie keine Angst, Sorgen oder Ärger empfinden, weil sich die Frequenzen dieser Gefühle ausbalancieren. Dabei ist es egal, was Sie genau tun, also z. B. ein Dankbarkeitstagebuch schreiben oder einen Dankbarkeitsbrief, und es ist egal, wie oft und wie lange Sie das tun.
Sie essen gern Schokolade
Dann erleben Sie regelmäßig chemische Glückskeulen aus Ihrem Gehirn wie Dopamin und Serotonin. Doch Achtung, wechseln Sie immer mal die Sorten, sonst werden Sie unbemerkt die Dosis erhöhen, denn Dopamin nutzt sich ab. Und es braucht immer neue Reize. Egal ob bei Schokosorten oder im Leben.
Sie helfen anderen gern
Altruismus ist der Glücksfaktor Nummer eins, wie Keko Otake oder Barbara Fredrickson gezeigt haben. Wir Menschen brauchen Menschen und wenn wir uns mit anderen verbunden fühlen, sind wir am glücklichsten. Einer unserer Instinkte ist der Zugehörigkeitsinstinkt, das Gefühl, zu einer Gruppe zu gehören. Dieser war einst überlebenswichtig als wir noch in kleinen Gruppen in Höhlen lebten. Vor die Tür gesetzt zu werden war gefährlich. Ein Weg, Gruppenstrukturen zu festigen, war und ist zu helfen, zu geben. Nicht umsonst heißt es „kleine Geschenke erhalten die Freundschaft.“