Quote Die entzauberten Top-Managerinnen

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Ins kalte Wasser geworfen

Die mächtigsten Frauen im Business
Nancy McKinstry Quelle: Presse
Platz 14: Ho Ching Quelle: REUTERS
Platz 13: Sandra Peterson Quelle: Bayer CropScience AG
Platz 12: Ornella Barra Quelle: Presse
Platz 11: Maria Ramos Quelle: World Economic Forum
Marjorie Scardino Quelle: REUTERS
Annika Falkengren Quelle: REUTERS

Um diese Frauen zu finden, beauftragen Aufsichtsräte teure Berater, jeden Winkel der Welt nach Frauen abzusuchen, die für offene Vorstands- oder Aufsichtsratsposten geeignet sein könnten. Ein gefundenes Fressen für willfährige Dienstleister, die um der schnell verdienten Prämie willen die Qualifikation möglicher Kandidaten vor allem durch die Geschlechterbrille beurteilen. "So werden auch Frauen mit Profilen hofiert, mit denen Männer nicht einmal eine Chance auf ein erstes Gespräch hätten", sagt Thorborg. Sollte eine auserkorene Kandidatin zweifeln, ob sie der angebotenen Aufgabe gewachsen ist, wird sie so lange geködert, bis sie zusagt. "Manche Vorstände und Aufsichtsräte versprechen diesen Frauen das Blaue vom Himmel", sagt Thorborg. "Sind die Frauen erst mal im Amt, und es tauchen dann die ersten Schwierigkeiten auf, lösen sich die Hilfsangebote in Luft auf."

Statt Talente Schritt für Schritt an mehr Verantwortung zu gewöhnen, bis sie sich auf höchster Ebene behaupten können, werden sie oft zu früh ins kalte Wasser geworfen. Und gehen unter, bevor sie schwimmen gelernt haben.

Profile mit hohem Risiko

"Einige dieser Besetzungen sind in letzter Zeit sicher nicht optimal verlaufen", bestätigt Walter Jochmann, Vorsitzender der Geschäftsführung und Partner von Kienbaum Management Consultants. "Da wurden von Kandidatinnen oft Profile akzeptiert, die mit hohem Risiko behaftet waren – da muss man sich nicht wundern, wenn diese Frauen überfordert sind."

Zum Beispiel Marion Schick: Der Personalchefin der Deutschen Telekom bläst derzeit der Wind frontal ins Gesicht. Leidvoll muss die Ex-Kultusministerin von Baden-Württemberg erfahren, dass der Spitzenjob bei einem Dax-Unternehmen nicht mit einer Führungsposition im Politbetrieb zu vergleichen ist. Telekom-intern wird sie bereits als "Quasselstrippe" verspottet, weil sie es bisher nicht geschafft hat, in die Fußstapfen ihrer resoluten und hoch angesehenen Vorgänger Thomas Sattelberger und Heinz Klinkhammer zu treten. "Sie spricht viel, und am Ende fragt man sich: Was hat sie eigentlich gesagt?", erzählt ein Top-Manager. Angelastet wird ihr insbesondere ihre fehlende Personalstrategie. Einige Führungskräfte spekulieren bereits über eine vorzeitige Ablösung, sobald Timotheus Höttges den Vorstandsvorsitz von René Obermann übernimmt.

Nicht viele sitzen wirklich fest im Sattel

Der scheidende CEO sah sich sogar gezwungen, Schick in einer E-Mail an alle Mitarbeiter den Rücken zu stärken. "In der Telekom Personalvorstand zu sein, ist ein harter Job. Wer hier Dinge verändert, sich zum Besseren weiterentwickeln möchte, der kann es nicht allen recht machen und läuft dabei auch Gefahr, Fehler zu machen oder manchen auf die Füße zu treten", schrieb ein "nachdenklicher und verärgerter" Obermann. Er könne nicht akzeptieren, dass Interna an die Öffentlichkeit geraten.

Schicks Schicksal könnte mittelfristig auch Top-Managerinnen blühen, die vermeintlich fest im Sattel sitzen – etwa BMW-Personalvorstand Milagros Caiña-Andree. Die 50-Jährige gebürtige Spanierin, die sich nach Schule und Studium in Deutschland bei Vossloh, in der Bahn-Zentrale und deren Konzerntochter Schenker berufliche Sporen verdiente, hat mit dem Betriebsrat ein neues Flexibilisierungsmodell ausgehandelt und damit das für BMW leidige Thema Leiharbeit vom Eis geholt.

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