Würde Baum, wie die meisten ihrer ehemaligen Kommilitonen als Apothekerin arbeiten, wäre das nicht drin. Außerdem müsste sie regelmäßig samstags arbeiten und Notdienste schieben.
„Die Pharmaindustrie bietet den Absolventen, was ihnen wichtig ist: Sie zahlen besser, die Arbeitszeiten sind flexibel, und die Branche gilt als krisensicher“, sagt Universum-Mann Lake. Und der Generikahersteller Ratiopharm hat noch ein weiteren Ass im Ärmel. Seit dem Verkauf durch die Familie des Unternehmensgründers Adolf Merckle gehört das Unternehmen zu einem der größten Pharmaunternehmen weltweit: Teva. „Während des Pharmaziestudiums ist ein Auslandsemester nicht vorgesehen“, sagt Baum. „Durch die Arbeit in einem internationalen Konzern habe ich jetzt die Möglichkeiten, auch in anderen Ländern zu arbeiten.“ Das macht Ratiopharm zu einem begehrten Arbeitgeber: Der Generikahersteller verbesserte sich in diesem Jahr von Platz 13 um fünf Plätze und zog damit in die Top Ten bei den angehenden Naturwissenschaftlern ein.
Doch wo Gewinner, da auch Verlierer. Die Deutsche Bahn etwa stürzte im Ranking ab. Nachdem sich das Unternehmen in den vergangenen Jahren dank seiner breit angelegten Arbeitgeber-Kampagne mit dem Titel „Kein Job wie jeder andere“, die auf die vielen Berufe abseits von Lok-Führer und Bahnkontrolleur hinweisen sollte, kontinuierlich verbessern konnte, erlebte das Unternehmen in diesem Jahr einen Rückschlag. Bei den Naturwissenschaftlern verlor der Konzern zehn Plätze und liegt in diesem Jahr auf Rang 34. Unter den Wirtschaftswissenschaftlern büßte das Unternehmen sieben Plätze ein, und bei den Ingenieuren und Informatikern jeweils vier. Schuld daran ist wohl vor allem ein Mann namens Claus Weselsky. Der oberste Streikführer der Gewerkschaft GDL brachte Deutschland für viele Wochen zum Stillstand.
„Da hilft auch die beste Employer-Branding-Kampagne nicht“, sagt Lake. „Solche Negativschlagzeilen wirken sich immer auf die ganze Marke aus.“
Schlechtes Image schadet Amazon
Mit den gleichen Problemen hat auch der Online-Händler Amazon zu kämpfen. Während des wichtigen Weihnachtsgeschäfts und auch vor Ostern legten die Mitarbeiter in den Verteilerzentren ihre Arbeit nieder. Das kostete Amazon bei den Wirtschaftswissenschaftlern acht Plätze, auch die für das Unternehmen besonders wertvollen Informatiker straften den Online-Händler ab: Amazon sank von Platz 15 auf 19. Doch nicht nur Streik kann die Beliebtheit der Unternehmen deutlich schmälern. Auch auf Stellenabbau reagieren die angehenden Akademikern sensibel. Anfang des Jahres wurde bekannt, dass IBM weltweit Mitarbeiter entlassen will. Die Wirtschaftswissenschaftsstudenten strafen den US-amerikanischen Konzern gar mit sieben Positionen ab. Unter den angehenden Ingenieuren verlor das Unternehmen neun Plätze.
Wer hingegen einstellt, hat schon gewonnen. So will auch Kibarogullaris Arbeitgeber Accenture in diesem Jahr rund 1000 Stellen mit Akademikern besetzen.
60 Prozent davon werden im MINT-Bereich gesucht, der Rest sind Positionen für Wirtschaftswissenschaftler. „Wir würden noch viel mehr einstellen, wenn der Markt die entsprechenden Kräfte hergeben würde“, sagt Recruiterin Wamsteker.
„Unternehmen, die einstellen, haben immer gute Karten bei den Studenten“, sagt Experte Lake. Weil sie Zukunftschancen in einem wachsenden Unternehmen bieten. Und das ist viel mehr wert als ein Yogakurs.