Was will uns „Huffington Post“-Gründerin Arianna Huffington mit folgender Nachricht bei Twitter sagen? „Gerade auf dem Weg von Mailand nach Istanbul, und keines meiner drei Blackberrys funktioniert!“ Möglichkeit Nummer eins: Die Unternehmerin ist tatsächlich genervt, dass ihre Handys nicht funktionieren. Oder, Möglichkeit Nummer zwei: Huffington jettet nicht nur durch die Welt – sie ist offensichtlich auch noch so wichtig, dass sie gleich drei Blackberrys besitzt.
Oder der Schriftsteller Salman Rushdie: „Der Schreibtisch ist so gut wie leer. Arbeite noch an den Memoiren, Film ist fast fertig. Vielleicht nehme ich mir ein Wochenende frei, bevor ich mit der Arbeit für meine neue TV-Serie beginne?“
Tipps für den gelungenen Smalltalk
Zum Smalltalk gehört auch eine entsprechende Körperhaltung: Es geht um eine nette, harmlose Plauderei, also beginnen Sie diese mit einem netten Lächeln. Und verschränken Sie die Arme nicht vor der Brust und verstecken Sie Ihre Hände nicht hinter dem Rücken oder in den Hosentaschen.
Smalltalk betreiben wir meist mit Menschen, die wir nicht besonders gut kennen. Deshalb ist es wichtig, einen angenehmen Gesprächsabstand einzuhalten. Wer seinem Gegenüber zu dicht auf die Pelle rückt, darf sich nicht wundern, wenn er sich unbeliebt macht.
Am liebsten smalltalken die Deutschen über ihren Urlaub, Ärger mit Handwerkern, ihre Hobbies, Berufliches oder die Gesundheit.
Vermeiden Sie die Themen Politik, Religion, Geld und private Probleme: Solche Themen sind nur für den Freundes- oder Verwandtenkreis bestimmt. Für eine unverbindliche Plauderei mit Fremden eignen sie sich nicht.
Auch wenn es sich um Ihren absoluten Lieblingswitz handelt, beginnen Sie ein Gespräch bitte nicht mit: „Kennen Sie den?...“ Niemand hat etwas gegen humorvolle Bemerkungen und Schlagfertigkeit, aber Sprücheklopfer und Witzbolde kommen einfach nicht gut an.
Bringen Sie Ihr Gegenüber dazu, etwas zu erzählen. Wer geschlossene Fragen stellt, auf die der Gesprächspartner nur mit „Ja“ oder „Nein“ antworten kann, schafft keine angenehme Gesprächsatmosphäre. Versuchen Sie es lieber mit einer Frage wie „Woher kennen Sie den Gastgeber?“
Achten Sie darauf, neutrale Fragen zu stellen und freundlich zu bleiben. Wer fragt: „Finden Sie Fußball auch so doof?“ wird es sich mit einem eingefleischten Fan verscherzen. Dann lieber fragen, was das Gegenüber beruflich macht. Zur Not reden Sie über das Wetter, das geht immer.
Damit sich wirklich ein nettes Gespräch ergibt, müssen Sie natürlich nicht nur Fragen stellen, sondern auch zuhören. Schenken Sie Ihrem Gegenüber also die volle Aufmerksamkeit, auch wenn Sie sich über belanglose Themen unterhalten. Sonst verliert er schnell die Lust am Gespräch mit Ihnen.
Auch wenn Lästern im Freundeskreis Spaß macht, beim Smalltalk sollten Sie es sich sparen. Es fällt nur negativ auf Sie zurück. Zuhörer übertragen jene Eigenschaften, die Person A einer Person B andichtet, unbewusst und automatisch auf Person A. Ebenfalls verzichten sollten Sie auf prahlerische Redebeiträge nach dem Motto „Mein Haus, mein Auto, meine Yacht“.
Ist das eine ernst gemeinte Frage? Oder der Versuch, ganz nebenbei einfließen zu lassen, dass er nicht nur an seiner Biografie arbeitet, einen Film fertiggestellt hat und bald eine eigene Serie bekommt – sondern gleichzeitig auch noch ordentlich ist und sich nun ernsthaft darüber den Kopf zermartert, ob er sich eine kleine Auszeit gönnen darf?
Angeben ist wenigstens ehrlich
Rushdie und Huffington haben sich in ihren Tweets des „humblebragging“ schuldig gemacht. Das Wort ist eine Kombination aus dem englischen Adjektiv „humble“ (bescheiden) und dem Verb „to brag“ (angeben). Als deutsches Äquivalent zu dieser Neuschöpfung käme etwa leidprahlen oder bescheidenheitsprotzen infrage. Das Ziel der durch eine Beschwerde kaschierten Angeberei ist klar: Man will Sympathiepunkte erlangen – denn echte Prahler mag niemand. Bescheidenheit hingegen ist gesellschaftlich überaus akzeptiert.
Häufige Fehler von Vorgesetzten (aus "Mitarbeitergespräche" von W. Mentzel, S. Grotzfeld und C. Haub)
Das Gespräch findet unter Zeitdruck und Hektik statt.
Der Vorgesetzte tritt auf unnötige Weise überheblich auf.
Arbeitsaufträge werden nicht klar definiert und mitgeteilt.
Bei Änderungen kann der Mitarbeiter nicht ausreichend mitreden.
Auf einer unsachlichen Ebene werden nur negative Aspekte beleuchtet.
In den USA hat sich humblebragging schon im alltäglichen Wortschatz etabliert. Bereits 2011 eröffnete der vor einigen Monaten verstorbene Komiker Harris Wittels einen eigenen Twitter-Account unter dem Namen @humblebrag, der meistens Prominente und manchmal auch Unbekannte beim Leidprahlen zitiert. 2012 veröffentlichte er seine Beobachtungen in einem Buch mit dem Titel: „Humblebrag: Die Kunst der falschen Bescheidenheit“. Jetzt hat es das Phänomen gar bis an die Harvard Business School geschafft, dort wurde es zum Forschungsgegenstand einer Studie. Die drei Wissenschaftler Ovul Sezer, Francesca Gino und Michael Norton interessierten sich vor allem für eine Frage: Kommen Leidprahler sympathischer rüber als konventionelle Angeber?