Von "Tschakka, du schaffst es!" bis "Erkenne Dich selbst" – der Weg zur großen Karriere führt, so scheint es, zwangläufig über Ratgeber und Coaches. Der Großteil der Angebote richtet sich an Führungskräfte und solche, die es werden wollen. Aber auch für den unzufriedenen Durchschnittsmalocher ist einiges dabei.
So richtet sich das neue Buch von Karrierecoach Svenja Hofert "Was sind meine Stärken – Entdecke, was in dir steckt", an alle, die definieren wollen, was sie gut können. Wer sich beruflich neu orientieren möchte oder bei einer entsprechenden Frage im Vorstellungsgespräch nicht dumm dastehen will, sollte auf diese Frage eine Antwort haben. Ob mit oder ohne Hoferts Stärkennavigator.
20 fiese Fragen, 20 clevere Antworten im Vorstellungsgespräch
Ich bin sehr ungeduldig. Deshalb erwarte ich, dass ich mich schon bei der ersten Aufgabe beweise - und mute mir manchmal zu viel zu. Aber ich arbeite an mir: Ich versuche, gewisse Aufgaben abzulehnen oder zu delegieren.
Vielleicht in 20 Jahren - aber dann werden Sie wahrscheinlich auf einer anderen Position sein. Falls Sie dann einen guten, treuen Angestellten brauchen, kann ich Ihnen vielleicht helfen.
Ich habe durch die häufigen Wechsel viele Erfahrungen gesammelt - und davon habe ich profitiert. Denn dadurch kann ich Probleme kreativ lösen.
Ich schätze mich selbst als ehrgeizig ein, aber auch als realistisch. Solange ich in meiner Position lernen und mich verbessern kann, bin ich zufrieden.
Ich habe hart daran gearbeitet, meinen Job zu behalten, während viele Kollegen gekündigt wurden. Daher hatte ich keine Gelegenheit, mich nach einem anderen Job umzusehen.
Ich würde neue Absatzmärkte suchen und gleichzeitig unsere Ingenieure dazu anregen, das Produkt so zu verändern, dass es wieder mehr Marktwert bekommt.
Nachdem ich mich von dem Schock erholt habe, haben mich die Kündigungen stärker gemacht. Ich habe immer geschafft, wieder aufzustehen und mir einen neuen Job zu suchen, der mir mehr Verantwortung gibt, mehr Gehalt einbringt und mich langfristig zufriedener macht. Ich habe die Kündigungen einfach als Chance auf einen Neustart gesehen.
Manchmal muss man einen Schritt zurückmachen, um die Karriere voranzubringen. Außerdem könnte ich das Unternehmen dann von Grund auf kennenlernen.
Philosophie hat mich nicht für dieses Berufsfeld speziell qualifiziert. Aber es hat mich dazu gebracht, meine Zukunftsaussichten zu überdenken. Und nun weiß ich: Es ist sinnlos, nach einem Beruf zu streben, nur weil er Prestige und Geld bringt.
Ich denke, dass ich am besten geeignet bin - und nur das sollte zählen. Ich habe bereits im Ausland gearbeitet. Daher bin ich flexibel und würde kaum Einarbeitungszeit benötigen.
Dieser Job ist mein Traumberuf, sonst säße ich jetzt nicht hier. Ich würde mich freuen, Ihrem Unternehmen beim Aufstieg zu helfen und meine Qualitäten sinnvoll einzubringen.
In den USA leben rund 320 Millionen Menschen. Angenommen von ihnen fahren 25 Millionen gerne Ski. Davon haben sicherlich gut 20 Millionen ein eigenes Paar Ski. Bleiben also fünf Millionen Menschen übrig, die sich Ski leihen müssen. Rechnet man die Touristen dazu, kommt man vielleicht auf etwa 7,5 Millionen Paar im Jahr.
Ich würde vorschlagen, beide Kandidaten für eine Testphase einzuladen. Sie könnten zwei Wochen lang im Unternehmen arbeiten und wir würden beobachten, wie sie sich schlagen. Qualität hat nichts mit dem Geschlecht zu tun.
Ich versuche, jede Aufgaben so sorgfältig wie möglich zu erledigen und gucke nicht pausenlos auf die Uhr. Daher kann ich die genaue Stundenzahl nicht sagen. Aber mir ist Qualität eh wichtiger als Quantität.
Zunächst würde ich immer zuerst meinen Chef fragen, wie er oder sie mit einem Projekt umgehen würde. Wenn sich dann herausstellt, dass mein Chef sich einen Angestellten wünscht, der ein "Macher" ist, zeige ich gerne Eigeninitiative. Die eigentliche Herausforderung ist doch, sich an sein Arbeitsumfeld anzupassen - und da bin ich flexibel.
Ich kann glücklicherweise sagen, dass mir noch nie ein wirklich teurer Fehler unterlaufen ist. Aber generell finde ich Fehler - solange sie keine fatalen Folgen habe - nicht schlimm. Solange man sie nicht zwei Mal macht.
Ich persönlich denke, es ist wichtiger glücklich zu sein, auch wenn es nie schaden kann, kompetent und erfahren zu sein. Das hilft dabei, sich neue Möglichkeiten zu schaffen. Oft geht aber auch beides zusammen, das ist dann die ideale Kombination.
Ich bin weder schüchtern noch eine graue Maus. Also kann es gut sein, dass ein oder zwei frühere Arbeitskollegen dachten, ich sei unflexibel. Aber in Mitarbeitergesprächen und in meinen Referenzen fiel und fällt dieses Adjektiv nie, ebenso wenig wie „verbissen“. Ich kann gleichzeitig hartnäckig und flexibel sein.
Zuerst würde ich versuchen, diese Person für ihre eigenen Erfolge stärker zu loben. Manchmal hilft das schon. Wenn das nichts hilft, würde ich eine Verabredung mit dem Kollegen treffen, dass wir jeweils unsere eigenen Ideen dem Chef vorstellen - damit dieser sieht, wer welchen Erfolg erzielt. Funktioniert auch das nicht, würde ich das Problem offen ansprechen und ausdiskutieren.
Es könnte ein mögliches Risiko sein, dass man kaum in Kontakt mit den wichtigen Personen kommt - zumindest nicht in idealem Maße. Auf der anderen Seite können Telefonkonferenzen und Email ja auch weiterhelfen.
Auch bei der ehemaligen Handballnationalspielerin Ilka Piechowiak geht es um die Konzentration auf die eigenen Stärken und Fähigkeiten. Diese seien der Schlüssel zum persönlichen Erfolg im Führungsalltag. Nach 20-jähriger Erfahrung im internationalen Management, unter anderem als Marketingleitung der Firma Miele Professional, berät sie Manager, Führungskräfte und selbstständige Unternehmer.
Und der Bedarf nach diesen Externen, die helfen, karriererelevantes nach Außen zu kehren, ist groß. 2013 schon ging eine Studie davon aus, dass rund 8000 Coaches in Deutschland tätig sind. Laut der International Coach Federation liegt der Umsatz der Coaching-Branche weltweit bei 1,9 Milliarden Dollar. "Immer mehr Menschen kommen in eine Karriereberatung, die nicht nur von einer sinnvollen Tätigkeit träumen, sondern diesen Wunsch auch wahr werden lassen wollen", so Petra Perlenfein von der Deutschen Gesellschaft für Karriereberatung (DGfK).
So findet man seriöse Karriereberater
Die Kunden seien in der Regel zwischen 41 und 50 Jahre alt und festangestellt. Berufseinstieg und die ersten Beförderungen haben diese Klienten also hinter sich. Jetzt suchen sie Rat für die nächsten Schritte. Um Fehler auszubügeln kommt offenbar kaum jemand.
Doch das Bild des Klienten wandelt sich. "In der letzten Zeit beobachten wir die Tendenz, dass vermehrt jüngere Menschen mit wenigen Jahren Berufserfahrung in die Beratung kommen. Sie nutzen unsere Expertise, um ihre berufliche Entwicklung gezielt und vorausschauend zu planen", sagt Perlenfein.
Zusammen mit Aila Kruska hat sie für eine Markterhebung der DGfK verschiedene Karriereberater in Deutschland befragt, um mehr Transparenz in das mitunter undurchsichtige Angebot zu bringen. Denn von Trainings mit Tieren, Lehmhütten bauen, Traumdeutung, Hypnose und Tiefenanalyse ist alles dabei.
Wie man einen guten Karrierecoach erkennt
Karrierecoachings für Privatleute kosten ab ca. 100 Euro pro Stunde. Sie können steuerlich abgesetzt werden.
Egal, ob Sie übers Internet, andere Medien oder persönliche Empfehlungen suchen, wichtig ist, dass der Coach mit seinen Kenntnissen und Erfahrungen zu den eigenen individuellen Bedürfnissen passt. Eine Abstimmung im Vorfeld ist notwendig.
Es gibt verschiedene Arbeitsfelder im Karrierecoaching. Neben Bewerbungstraining und Gehaltsverhandlung zum Beispiel auch Konfliktsituationen zwischen Mitarbeiter und Chef. Auch der Einsatz verschiedener Kommunikationstechniken für die Außenwirkung kann Thema sein.
Vertrauen ist die Grundlage für das Gelingen eines Coachings. Eine positive Grundstimmung ist notwendig. Die meisten Coaches bieten im Vorfeld ein kurzes kostenloses Telefongespräch an. Das sollte man wahrnehmen.
Bereiten Sie sich gewissenhaft auf die Sitzungen vor. Wenn Sie genau wissen, was sie erreichen wollen und Materialien (zum Beispiel Bewerbungen) mitbringen, ist die kostbare Gesprächszeit besser zu nutzen.
Der Coach wird durch viel Zeit, aktives Zuhören und sprachliche Fragetechniken ergründen, welche Wünsche dem Klienten am Herzen liegen. Die Bedürfnisse zu äußern, ist deshalb so wichtig, weil diese die Grundlage für die spätere Zielfindung sind.
Kluge Fragetechniken und Methoden sind Werkzeuge des Coaches. Dazu gehören zum Beispiel die hypothetische Frage (Was würden Sie tun, wenn sie Chef wären?) oder die Lösungsfrage (Wie haben Sie frühere Herausforderungen gelöst?). Ein guter Coach hat breites Wissen auf diesem Gebiet und viel Erfahrung im Umgang mit Menschen.
Das Wichtigste beim Karrierecoaching ist die Festlegung eines Plans mit festen Stationen. Denn nur wenn das Beschlossene in die Praxis umgesetzt wird und weitere Schritte verbindlich abgearbeitet werden, kann am Ende das gewünschte Ziel erreicht werden.
Das mit Abstand am häufigsten genutzte Beratungsformat ist das persönliche Vier-Augen-Gespräch. Oft erfolgt die Beratung auch per Telefon oder E-Mail. "Aber auch die Beratung per Videochat wird vermehrt genutzt", so die Frankfurter Karriereberaterin Aila Kruska. "Zum Beispiel wenn ein Klient auf Dienstreise oder im Ausland eingesetzt ist."
Welches Coachingformat jemand wählt, ist letztlich Typfrage. Wichtig ist, dass es nicht zur esoterischen Zirkusnummer verkommt. Laut dem Deutschen Bundesverband Coaching (DBVC) geht es weder um eine Dauerbetreuung, noch um Spiritualität, sondern um ein "prozessbegleitendes Unterstützungsangebot für Entscheidungsträger und Personen in Führungspositionen". Ein Trainer dagegen arbeitet an dem Auf- und Ausbau bestimmter Verhaltensweisen, typische Beispiele sind Verkaufs-, Moderations- oder Rhetoriktrainings.
Das Problem ist, dass die Profession "Coach" genauso wenig geschützt ist, wie Trainer, Karriereberater oder Karriereexperte. Karriere kann man schließlich nicht studieren und es gibt auch keine entsprechende standardisierte Berufsausbildung. Einen seriösen Anbieter herauszufinden, ist also nicht immer ganz einfach.
Daran erkennen Sie einen guten Coach
Das Coaching soll vom Volumen her überschaubar sein. "Never-Ending-Stories" sollen vermieden werden auch, um Abhängigkeitsverhältnissen vorzubeugen.
Ein guter Coach prüft, ob Coaching für seinen Adressaten überhaupt die richtige Maßnahme ist. Das Interesse des Auftraggebers (also der Oraganisation oder des Unternehmens) muss sich mit den Interessen des Coachees nicht decken. Ein guter Coach muss aber die Interessen aller Beteiligten berücksichtigen.
Ein guter Coach lehnt Aufträge ab, wenn sie nicht seinen Kompetenzen entsprechen oder sich nicht mit seinen Schwerpunktthemen befassen. Damit gemeinsam definierte Ziele erreicht werden können, muss die Leistungserwartung des Klienten und das Leistungsvermögen des Coaches einander entsprechen.
Ein guter Coach benennt die einzelnen Prozessphasen explizit und stellt in Grundzügen sein methodisches und konzeptionelles Vorgehen dar. Der Auftraggeber soll genau überblicken können, worauf er sich einlässt.
Die Entscheidung für ein Coaching soll der Klient bewusst und ohne Druck treffen - deshalb gibt ein guter Coach dem Klienten nach dem Kennenlerngespräch Bedenkzeit.
Ein guter Coach erkennt Themen und Umstände, die zusätzlicher Beratung bedürfen und leitet diese ein. Dabei kann es sich zum Beispiel um eine Therapie, Eheberatung oder medizinische Behandlung handeln.
Deutscher Bundesverband Coaching e.V. (Hrsg.): Checkliste für Auftraggeber und Klienten. Vorgelegt vom Fachausschuss Mittelstand. Osnabrück: 2010.
Der DBVC hat eine „Checkliste für Auftraggeber und Klienten“ erarbeitet, die etwas Licht ins Dunkel bringen soll.
Am Anfang der Karriereberatung sollte in jedem Fall die kritische Selbstanalyse des Klienten stehen und nicht der Eventcharakter. Außerdem sollte das Coaching auf einen Zeitraum von neun bis zwölf Monate, aufgeteilt auf etwa sechs bis zwölf Termine à zwei Stunden ausgelegt sein. Die marktüblichen Honorare für ein qualifiziertes Business Coaching bewegen sich laut DBVC zwischen 150 und 350 Euro pro Stunde. Häufig orientiert sich das Honorar des Beraters am Verdienst des Klienten.
Wer also lebenslange Begleittherapie mit Feenstaub für Mondpreise verlangt, fällt schon mal durchs Raster. Was die zahlreichen Ratgeber angeht, hilft im Zweifelsfall nur anlesen und selbst entscheiden, ob es etwas taugt.