Die Kunden seien in der Regel zwischen 41 und 50 Jahre alt und festangestellt. Berufseinstieg und die ersten Beförderungen haben diese Klienten also hinter sich. Jetzt suchen sie Rat für die nächsten Schritte. Um Fehler auszubügeln kommt offenbar kaum jemand.
Doch das Bild des Klienten wandelt sich. "In der letzten Zeit beobachten wir die Tendenz, dass vermehrt jüngere Menschen mit wenigen Jahren Berufserfahrung in die Beratung kommen. Sie nutzen unsere Expertise, um ihre berufliche Entwicklung gezielt und vorausschauend zu planen", sagt Perlenfein.
Zusammen mit Aila Kruska hat sie für eine Markterhebung der DGfK verschiedene Karriereberater in Deutschland befragt, um mehr Transparenz in das mitunter undurchsichtige Angebot zu bringen. Denn von Trainings mit Tieren, Lehmhütten bauen, Traumdeutung, Hypnose und Tiefenanalyse ist alles dabei.
Wie man einen guten Karrierecoach erkennt
Karrierecoachings für Privatleute kosten ab ca. 100 Euro pro Stunde. Sie können steuerlich abgesetzt werden.
Egal, ob Sie übers Internet, andere Medien oder persönliche Empfehlungen suchen, wichtig ist, dass der Coach mit seinen Kenntnissen und Erfahrungen zu den eigenen individuellen Bedürfnissen passt. Eine Abstimmung im Vorfeld ist notwendig.
Es gibt verschiedene Arbeitsfelder im Karrierecoaching. Neben Bewerbungstraining und Gehaltsverhandlung zum Beispiel auch Konfliktsituationen zwischen Mitarbeiter und Chef. Auch der Einsatz verschiedener Kommunikationstechniken für die Außenwirkung kann Thema sein.
Vertrauen ist die Grundlage für das Gelingen eines Coachings. Eine positive Grundstimmung ist notwendig. Die meisten Coaches bieten im Vorfeld ein kurzes kostenloses Telefongespräch an. Das sollte man wahrnehmen.
Bereiten Sie sich gewissenhaft auf die Sitzungen vor. Wenn Sie genau wissen, was sie erreichen wollen und Materialien (zum Beispiel Bewerbungen) mitbringen, ist die kostbare Gesprächszeit besser zu nutzen.
Der Coach wird durch viel Zeit, aktives Zuhören und sprachliche Fragetechniken ergründen, welche Wünsche dem Klienten am Herzen liegen. Die Bedürfnisse zu äußern, ist deshalb so wichtig, weil diese die Grundlage für die spätere Zielfindung sind.
Kluge Fragetechniken und Methoden sind Werkzeuge des Coaches. Dazu gehören zum Beispiel die hypothetische Frage (Was würden Sie tun, wenn sie Chef wären?) oder die Lösungsfrage (Wie haben Sie frühere Herausforderungen gelöst?). Ein guter Coach hat breites Wissen auf diesem Gebiet und viel Erfahrung im Umgang mit Menschen.
Das Wichtigste beim Karrierecoaching ist die Festlegung eines Plans mit festen Stationen. Denn nur wenn das Beschlossene in die Praxis umgesetzt wird und weitere Schritte verbindlich abgearbeitet werden, kann am Ende das gewünschte Ziel erreicht werden.
Das mit Abstand am häufigsten genutzte Beratungsformat ist das persönliche Vier-Augen-Gespräch. Oft erfolgt die Beratung auch per Telefon oder E-Mail. "Aber auch die Beratung per Videochat wird vermehrt genutzt", so die Frankfurter Karriereberaterin Aila Kruska. "Zum Beispiel wenn ein Klient auf Dienstreise oder im Ausland eingesetzt ist."
Welches Coachingformat jemand wählt, ist letztlich Typfrage. Wichtig ist, dass es nicht zur esoterischen Zirkusnummer verkommt. Laut dem Deutschen Bundesverband Coaching (DBVC) geht es weder um eine Dauerbetreuung, noch um Spiritualität, sondern um ein "prozessbegleitendes Unterstützungsangebot für Entscheidungsträger und Personen in Führungspositionen". Ein Trainer dagegen arbeitet an dem Auf- und Ausbau bestimmter Verhaltensweisen, typische Beispiele sind Verkaufs-, Moderations- oder Rhetoriktrainings.
Das Problem ist, dass die Profession "Coach" genauso wenig geschützt ist, wie Trainer, Karriereberater oder Karriereexperte. Karriere kann man schließlich nicht studieren und es gibt auch keine entsprechende standardisierte Berufsausbildung. Einen seriösen Anbieter herauszufinden, ist also nicht immer ganz einfach.
Daran erkennen Sie einen guten Coach
Das Coaching soll vom Volumen her überschaubar sein. "Never-Ending-Stories" sollen vermieden werden auch, um Abhängigkeitsverhältnissen vorzubeugen.
Ein guter Coach prüft, ob Coaching für seinen Adressaten überhaupt die richtige Maßnahme ist. Das Interesse des Auftraggebers (also der Oraganisation oder des Unternehmens) muss sich mit den Interessen des Coachees nicht decken. Ein guter Coach muss aber die Interessen aller Beteiligten berücksichtigen.
Ein guter Coach lehnt Aufträge ab, wenn sie nicht seinen Kompetenzen entsprechen oder sich nicht mit seinen Schwerpunktthemen befassen. Damit gemeinsam definierte Ziele erreicht werden können, muss die Leistungserwartung des Klienten und das Leistungsvermögen des Coaches einander entsprechen.
Ein guter Coach benennt die einzelnen Prozessphasen explizit und stellt in Grundzügen sein methodisches und konzeptionelles Vorgehen dar. Der Auftraggeber soll genau überblicken können, worauf er sich einlässt.
Die Entscheidung für ein Coaching soll der Klient bewusst und ohne Druck treffen - deshalb gibt ein guter Coach dem Klienten nach dem Kennenlerngespräch Bedenkzeit.
Ein guter Coach erkennt Themen und Umstände, die zusätzlicher Beratung bedürfen und leitet diese ein. Dabei kann es sich zum Beispiel um eine Therapie, Eheberatung oder medizinische Behandlung handeln.
Deutscher Bundesverband Coaching e.V. (Hrsg.): Checkliste für Auftraggeber und Klienten. Vorgelegt vom Fachausschuss Mittelstand. Osnabrück: 2010.
Der DBVC hat eine „Checkliste für Auftraggeber und Klienten“ erarbeitet, die etwas Licht ins Dunkel bringen soll.
Am Anfang der Karriereberatung sollte in jedem Fall die kritische Selbstanalyse des Klienten stehen und nicht der Eventcharakter. Außerdem sollte das Coaching auf einen Zeitraum von neun bis zwölf Monate, aufgeteilt auf etwa sechs bis zwölf Termine à zwei Stunden ausgelegt sein. Die marktüblichen Honorare für ein qualifiziertes Business Coaching bewegen sich laut DBVC zwischen 150 und 350 Euro pro Stunde. Häufig orientiert sich das Honorar des Beraters am Verdienst des Klienten.
Wer also lebenslange Begleittherapie mit Feenstaub für Mondpreise verlangt, fällt schon mal durchs Raster. Was die zahlreichen Ratgeber angeht, hilft im Zweifelsfall nur anlesen und selbst entscheiden, ob es etwas taugt.