Sitzordnung im Büro Setzen Sie Trantüten neben Fehlerteufel

Seite 2/2

Drei verschiedene Mitarbeitertypen

Um Indexwerte zu ermitteln, wurden die Mitarbeiter auf ihre Produktivität, Effizienz und Qualität geprüft. Das Kriterium Qualität ermittelten die Studienautoren zum Beispiel, in dem sie fragten, wie zufrieden Kunden mit den Ergebnissen der vergleichbaren Aufgaben waren. Also: Wie gut hat der Mitarbeiter eine Aufgabe gelöst? Beim Faktor Produktivität prüften sie, wie lange ein Mitarbeiter braucht, um eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Und bei dem Kriterium Effizienz wurde bewertet, wie häufig ein Mitarbeiter andere um Hilfe bei seiner Aufgabe bitten musste, weil er selbst nicht weiter kam.

Dabei stellte sich heraus, dass es drei Typen von Arbeitnehmern gibt:

  1. der Quality Worker: Typ übergründlich, dafür furchtbar langsam
  2. der Productive Worker: Typ superschnell, dafür nicht gründlich
  3. der Generalist: Typ ausreichend schnell und ausreichend gründlich

Okay, auch das überrascht niemanden, der schon mal mit anderen zusammen gearbeitet hat. Und wer ganz ehrlich zu sich selbst ist, weiß auch, ob er oder sie mehr der Typ schnarchnasiger Erbsenzähler oder doch eher der Highspeed-Fehlerteufel ist. Auch wenn der erste Impuls natürlich ist, sich selbst als schnell und gründlich einzuordnen.

Die unterschiedlichen Typen eines Teams

Nachdem die Typisierung abgeschlossen war, begann also das große Stühlerücken. Und siehe da: Generationen von Lehrern hatten recht, als sie die Störer aus der letzten Reihe nach vorn - und vor allem - neben andere Schüler gesetzt haben. Sitzen in einer Abteilung nur Trantüten, die penibel darauf bedacht sind, jedes Komma hundert Mal zu prüfen, gibt es zwar mit Sicherheit keinerlei Qualitätsbeanstandungen, von Deadlines und eingehaltenen Lieferzeiten kann sich der Arbeitgeber dafür verabschieden. Umgekehrt ist es auch nicht sonderlich clever, in einem Team nur schnelle Schluderer zu haben.

Sprich: Die Mischung macht's. Dann ergänzen sich beide Typen, die Studienautoren bezeichnen dies als Spillover- oder Übertragungseffekt. Die beiden Typen stecken sich quasi mit ihrer Arbeitsweise gegenseitig an und gleichen so ihre Schwächen aus.

Zehn Tipps für mehr Produktivität
1. Tierfotos aufhängen…Klingt skurril, funktioniert aber tatsächlich. Davon ist zumindest Hiroshi Nittono von der Universität Hiroshima überzeugt. Für seine Studie im vergangenen Jahr teilte er 132 Freiwillige in zwei Gruppen. Gruppe A blickte zunächst auf Fotos verschiedener Kleintiere, darunter Hundewelpen und Katzenbabys. Gruppe B sah zwar ebenfalls Bilder von Tieren, allerdings von ausgewachsenen. Nun absolvierten alle Probanden unterschiedliche Geschicklichkeitsspiele. Und siehe da: In allen drei Experimenten schnitten jene am besten ab, die zuvor die Tierbabys angeschaut hatten. Nittono glaubt: Beim Anblick niedlicher Tiere wird uns sprichwörtlich warm ums Herz. Und dieses Gefühl kann offenbar auch unsere geistigen Fähigkeiten steigern – zumindest kurzfristig. Quelle: REUTERS
2… oder einen echten Hund anschaffenVorausgesetzt natürlich, der Arbeitgeber stimmt zu. Doch mit ziemlicher Sicherheit werden es ihm die Angestellten mit mehr Leistung danken. Zu diesem Ergebnis kam auch eine Studie, über den der britische „Economist” vor einigen Jahren berichtete. Darin sollten sich die Freiwilligen zum Beispiel Ideen für einen Werbespot ausdenken. Bei manchen hatte es sich unter dem Konferenztisch ein Hund gemütlich gemacht – und genau jene Probanden waren am kreativsten. Außerdem fühlten sie sich auch am wohlsten. Quelle: dpa
Geschenke verteilenHöhere Löhne? Boni für besondere Leistungen? Alles schön und gut – aber kleine Geschenke helfen viel mehr. Das glaubt etwa Sebastian Kube, Verhaltensökonom an der Universität Bonn. In seiner Studie sollten im Jahr 2011 48 Studenten drei Stunden lang die Bücher einer Bibliothek katalogisieren – für zwölf Euro Stundenlohn. Doch Gruppe A gestattete Kube im Verlauf des Experiments eine Gehaltserhöhung von 20 Prozent. Gruppe B schenkte er einen Gutschein für eine Thermoskanne im Wert von sieben Euro. Kaum zu glauben: Die Lohnerhöhung brachte gar nichts. Wirksam war hingegen der Gutschein: Er steigerte die Produktivität im Schnitt um 30 Prozent. Kube erklärt sich dieses Ergebnis mit dem so genannten Reziprozitäts-Effekt. Vereinfacht gesagt: Wer uns etwas schenkt, dem fühlen wir uns anschließend verpflichtet. Wer von seinem Unternehmen also ein Geschenk erhält, erhöht im Anschluss sein Engagement. Quelle: Fotolia
4. Im Internet surfenNoch immer soll es Unternehmen geben, die ihren Angestellten verbieten, während der Arbeit privat im Netz herumzusurfen – ein großer Fehler. Das zumindest legt eine Studie aus dem Jahr 2011 nahe. Don Chen und Vivien Lim von der Nationaluniversität von Singapur reichten 96 Studenten einen Text mit einer Länge von 3500 Wörtern. Darin sollten sie 20 Minuten lang jedes „E“ markieren – eine zugegebenermaßen stupide Aufgabe. Dann teilten die Wissenschaftler die Probanden in drei Gruppen. Die einen mussten eine zehnminütige Zusatzaufgabe lösen, die anderen konnten entspannen, wieder andere durften im Internet herumsurfen. Jetzt bekamen alle einen 2000 Wörter langen Text, in dem sie jedes „A“ kennzeichnen sollten. Wer sich am besten schlug? Jene Gruppe, die zuvor im Netz herumgesurft war. Offenbar sorgte Surfen für Entspannung und lud den geistigen Akku am besten auf. Quelle: Reuters
5. Mit Kollegen tratschenDie Psychologin Kathryn Waddington von der Universität von London befragte für ihre Studie im Jahr 2005 knapp 100 Krankenschwestern und –pfleger. Ergebnis: Ein kurzer Plausch in der Kaffeeküche oder in der Raucherecke war für die meisten eine gute Gelegenheit, um Frust und Freude zu teilen – und sich letztendlich wieder besser auf die Arbeit zu konzentrieren. Quelle: Fotolia
6. Musik hörenMusik hat durchaus magische Kräfte. Das konnte 2008 auch Costas Karageorghis von der Brunel-Universität in London nachweisen. 30 Freiwillige strampelten sich auf einem Laufband ab und lauschten währenddessen unterschiedlicher Musik. Und siehe da: Liefen die Freiwilligen zu einem Rhythmus von 120 bis 150 Pulsschlägen pro Minute, brachten sie bis zu 15 Prozent mehr Leistung – und fanden das Training außerdem weniger anstrengend. Quelle: dpa
7. Pflanzen mitbringenEin norwegisch-amerikanisches Forscherteam um Ruth Raanaas ließ für eine Studie im Jahr 2011 34 Studenten verschiedene Aufgaben lösen. Die eine Hälfte war derweil von Blumen und Pflanzen umgeben, die andere nicht. Mehrmals testete Raanaas die Aufnahmefähigkeit und Konzentration der Probanden – und stellte fest: Die Blumen-Gruppe schnitt jedes Mal besser ab. Offenbar steigerte die Flora die geistigen Fähigkeiten. Quelle: dpa

Am besten funktioniere das, wenn man jeweils Tandems aus einem Productive und einem Quality Worker bilde. Dadurch steigt die Produktivität des Einzelnen um rund acht Prozent, die Effektivität erhöht sich um 16 Prozent und die Qualität der Arbeit eines einzelnen Mitarbeiters um drei Prozent.

Im Ergebnis steigt durch eine solche Maßnahme die Performance des gesamten Unternehmens um durchschnittlich 15 Prozent. In harten US-Dollar heißt das: Wer mehr als 2000 Mitarbeiter hat und die richtig zusammen setzt, kann pro Jahr gut eine Million grüne Scheinchen mehr verdienen.

Aber Achtung: Die Generalisten sollten besser unter sich bleiben, damit ihre Produktivität konstant bleibt. Sonst stecken sie sich mit der unerwünschten Arbeitsweise an. Diesen Typ unauffälliger, aber beeinflussbarer Durchschnittsschüler kennt man ja aus der Schule.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%