"Gutes tun und damit auch noch Geld verdienen. Wer den Umweltschutz zu seinem Beruf macht, hat beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt", titelte einst das Greenpeace-Magazin. Für viele Menschen wäre das die ideale Kombination: Ein lukrativer Job, der nicht nur dazu dient, den Gewinn des Arbeitgebers zu maximieren.
Laut einer Studie von Ashoka, einer Organisation zur Förderung von Social Entrepreneurs, und der Unternehmensberatung McKinsey wollen 39 Prozent der befragten 1800 Deutschen keinen Job, der nicht auch sinnstiftend ist. 37 Prozent können sich vorstellen, im Sozialsektor zu arbeiten.
Das sagten allerdings nicht nur junge Menschen, die jetzt in den Beruf einsteigen - sondern auch solche, die in der Mitte ihrer Karriere stehen oder sich nach einer Familienpause wieder ins Berufsleben integrieren wollen. Viele der Teilnehmer gaben an, sich auch privat sozial zu engagieren.
Wo sich die Deutschen freiwillig engagieren
Fast jeder Zweite engagiert sich in einem Verein. Die thematische Aufstellung ist hierbei sehr breit. Das kann vom Sportverein über den Musikverein bis hin zum Naturschutzverein alles sein.
14 Prozent der Befragten helfen in der Kirche oder anderen religiösen Einrichtungen, das ergab der Freiwilligensurvey des Bundesfamilienministeriums.
Etwa genauso viele Menschen engagieren sich in Gruppen und Initiativen. Thematisch spielen hier Umwelt und Bildung eine große Rolle.
Fast jeder Zehnte fühlt sich dieser Gruppe zugehörig. Die freiwillige Feuerwehr und Rettungsdienste sind hierbei die wichtigsten Einrichtungen.
Immerhin sieben Prozent engagieren sich in Verbänden. Berufs-, Gesundheits- und Umweltverbände sind die wichtigsten.
Diesen beiden Organisationsformen haben sich vier Prozent der Befragten angeschlossen.
Nur: Kaum jemand arbeitet auch in sozialen oder nachhaltigen Berufen. Wie die Studie zeigt, liegt das vor allem daran, dass diese Sektoren wenig Sicherheit bieten und auch nicht gerade durch attraktive Verdienstmöglichkeiten glänzen. Nur acht Prozent wollen sich wirklich um eine Stelle in einem dieser Bereiche bemühen.
Unter den Berufseinsteigern sind es sogar nur vier Prozent. Der Rest ergreift - wenn auch mit schlechtem Gewissen - lieber einen sicheren Job ohne Sinn, dafür mit zufriedenstellendem Gehalt. 63 Prozent der Befragten sagten, dass sie ihren Job nicht zugunsten eines sozialen Berufs aufgeben würden, wenn sie dann weniger verdienen.
Und das würden sie höchstwahrscheinlich: Eine Führungskraft im Gesundheits- und Sozialwesen verdient laut Zahlen des Statistischen Bundesamts im Jahr rund 42.600 Euro brutto. Berufseinsteiger und einfache Arbeitnehmer gehen mit deutlich weniger nach Hause.
Wer mit sinnvoller Arbeit Geld verdienen möchte, sollte auf den Klimawandel setzen: Jede zehnte ausgeschriebene Stelle für Ingenieure hat heute schon mit erneuerbarer Energie zu tun. 2006 arbeiteten 235.000 Menschen in Berufen rund um Sonne, Wind, Biomasse, Geothermie oder Wasser. Bis zum Jahr 2020 sollen es 500.000 sein.
Die Universitäten reagieren schon seit längerem und bieten immer mehr umweltrelevante Studiengänge an. Der Studienführer "Studium und Forschung zur Nachhaltigkeit" bietet einen guten Überblick über die existierenden Öko-, Geo- oder Umweltstudiengänge. Letztlich bezahlt machen sich - wenig überraschend - die Ingenieurs- und Technikstudiengänge.
Der Schlüssel für zukunftsträchtige Jobs
Der Arbeitsmarkt wandelt sich. Eine Berufsfeld kann sich in zehn Jahren sehr verändern oder sogar völlig vom Markt verschwinden. Wer wissen will, ob sich sein Beruf über die Jahre halten kann, sollte sich die folgenden Fragen stellen.
Technische Entwicklungen und die fortschreitende Prozessoptimierung haben schon so manche Berufsgruppen überflüssig gemacht. Ein Beispiel für die Zukunft: Der Beruf des Kassierers. Es ist wahrscheinlich, dass in der Zukunft niemand mehr an der Kasse sitzt, sondern Kunden ihre Produkte selbst einscannen. Eine rumänische Supermarktkette funktioniert bereits nach dem Prinzip, auch Ikea und Real haben solche Kassen eingeführt.
Wessen Tätigkeit in verschiedene Bereiche und auch Abläufe eines Unternehmens eingebunden ist, ist wohl kaum vom Outsourcing bedroht. Anders geht es sogenannten „abgegrenzten“ Berufen, die nicht mit anderen Tätigkeiten vernetzt sind. Beispiel: Berufe in der Buchhaltung oder in der Programmierung.
Ein Job hat dann eine Zukunftsperspektive, wenn er Möglichkeiten zur Weiterentwicklung bietet und Brücken zu anderen Tätigkeitsbereichen schlagen kann. Eine Ausbildung kann durch ein passendes Studium ergänzt werden, wie beispielsweise ein Studium im Pflegemanagement nach einer Ausbildung im Gesundheitsbereich.
Während manche Tätigkeiten leicht autodidaktisch erlernt werden können, braucht man für andere Fachmänner. Ein Hausmeister kann eine Wand selber streichen - aber elektrische Leitungen wird er kaum selbst verlegen. Schon an diesem Beispiel lässt sich erkennen, welche Jobs eine sichere Zukunft haben: Berufe im Bereich Informations- oder Elektrotechnik.
Was in Deutschland, der Schweiz und Österreich in einer betrieblichen Ausbildung vermittelt wird, ist in anderen Ländern Teil eines Studiums. Das Modell der betrieblichen Lehre ist in anderen Ländern kaum verbreitet. Auch brauchen manche Berufe in einigen Ländern staatliche Zulassungen.
Immer mehr Ausbildungsberufe werden mittlerweile an der Universität unterrichtet. Sowohl in der Pädagogik, der Logopädie als auch in der Physiotherapie und Ergotherapie nehmen die Studentenzahlen weiter zu. Auch wenn ausgebildete Kollegen die Akademiker oft misstrauisch beäugen, ist das Studium bei Berufen mit einem hohen Theorie-Anteil wohl die sicherere Alternative.
Wie viele Bewerber kämpfen um einen Job, wie viele junge Leute strömen in den Arbeitsmarkt? Darüber kann das Institut für Arbeitsmarktforschung schnell Auskunft erteilen. Oft hilft aber auch ein Blick in die nächste Stellenbörse. Wie viele Stellen werden angeboten? Handelt es sich um feste Anstellungen oder nur befristete Tätigkeiten?
Die Ashoka-Studie "Karrierewege für Weltveränderer" zeigt aber auch, dass viele Menschen, die beruflich Gutes tun wollen würden, gar nicht genau wissen, wie es geht. Nur 60 Prozent kennen die Karrierechancen im sozialen und Nachhaltigkeitsbereich. Schuld seien oft die Unternehmen selbst, da sie nicht ausreichend um Bewerber buhlen. Anstatt auf Headhunter und Jobportale zu setzen, suchen sie oft nur im direkten Umfeld.
In diese Marktlücke stoßen Plattformen wie "the changer", die die drei Berlinerinnen Nadia Boegli, Naomi Ryland und Nicole Winchell gegründet haben. Das Start-up hat sich auf Jobs im Social-Impact-Sektor spezialisiert.
Wo die drei Gründerinnen zu Anfang noch manuell Jobangebote aus dem Sektor herausgesucht und veröffentlicht haben, melden sich soziale Unternehmen nun mittlerweile bei dem Trio, um ihre Stellenanzeigen der Zielgruppe näher zu bringen. "Wir wollen keine klassische Jobbörse sein, sondern mehr anbieten", so Nadia Boegli. Deshalb finden Interessierte auf der Website auch
- verschiedene Blogbeiträge, beispielsweise über Förderungen von sozialen Projekten
- Anleitungen, zum Beispiel zur Gründung einer GbR
- Hinweise auf Seminare und Veranstaltungen
- Aufgaben für ehrenamtliche Helfer
- eine Übersicht der entsprechenden Jobs in Berlin
"Anfangs haben wir gedacht, es könnte allein mit Werbefinanzierung funktionieren", sagt Boegli. Mittlerweile lassen sich die Gründerinnen Upgrades in ihren Listen aber bezahlen: Unternehmen, die beispielsweise prominent in den Jobergebnissen einer Fotoleiste oder im Newsletter auftauchen beziehungsweise über Social Media vorgestellt werden möchten, zahlen für das jeweilige Upgrade 50 Euro. "Generell kann jeder alles umsonst hochladen, aber pushen kostet", sagt Boegli.
Pro Tag kommen fünf bis sieben Jobangebote auf der Plattform hinzu, sowie zehn bis 15 Events und bis zu drei Blogeinträge in der Woche. Angebot und Nachfrage sind also da.
Davon profitiert auch das junge Unternehmen: Demnächst expandiert das Team mit seinem Angebot auch nach Hamburg und München. Nur ein Problem hat auch das Team von "the changer", das derzeit noch ein Stipendium der Gründerwerkstatt bezieht. "Bis jetzt können wir nicht davon leben", räumt Boegli ein.